Irgendwer hat es auf Terry McCaleb abgesehen. McCaleb arbeitet als erfahrener Profiler beim FBI; unerbittlich kämpft er für das Recht – niemand hat so viele Mordfälle erfolgreich abgeschlossen wie er. Doch auf der Jagd nach einem Psychopathen, den die Medien „Code-Killer“ taufen, wird McCaleb von einem schweren Herzinfarkt in den vorzeitigen Ruhestand gezwungen.
Zwei Jahre später nötigt ihn Graciella Rivers, sein neues Leben von Grund auf zu überdenken: Dass McCaleb gerettet werden konnte, stand in direktem Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von Graciellas Schwester; weil sie starb, bekam McCaleb ein neues Herz und durfte weiter leben – und dieser Mord ist nie aufgeklärt worden, ebenso wie ein zweiter Raubmord an einem Geldautomaten, der Parallelen aufweist, die erst McCaleb erkennt. Gegen den Protest seiner Kardiologin Dr. Bonnie Fox nimmt McCaleb mit Unterstützung seines Nachbarn Buddy die Ermittlungen wieder auf.
Er setzt sein Leben aufs Spiel, um den Mörder aufzuspüren, der ihn zwingt, diesen Fall sehr persönlich zu nehmen: buchstäblich eine Herzensangelegenheit …
Clint Eastwood ist seit 40 Jahren im Filmgeschäft; 1964 tauchte er mit Für eine Handvoll Dollar auf. Die Filme davor haben Bedeutung für seine Fanclubs, nicht so für die Filmkunst. In seinem Genre, dem des Actionhelden, ist es selten, dass man 40 Jahre erfolgreich im Geschäft ist. Eastwood gelingt das. Er springt heute nicht mehr behende über Zäune, er stolpert krachend dagegen und der Zaun fällt um. Er ist älter geworden – und akzeptiert das mittlerweile anstandslos – und bei der polizeiüblichen Rennerei erleidet er prompt einen Herzinfarkt. Die Szene ist ein wenig dümmlich, weil kaum zu glauben ist, dass an einem frischen Tatort der ermittelnde Beamte einem offenbar Verdächtigen nach rennt und alle anderen Cops sich das mit den Händen in der Hosentasche ansehen und auch der Hubschrauber den Verdächtigen dauernd aus dem Kegel seines Scheinwerfers verliert, aber gut: Irgendwie muss die Geschichte ja in Gang kommen und McCaleb am Ende dieses Prologs seinen Herzinfarkt bekommen – und die Hände-in-Hosentasche-Cops erweisen sich wenigstens den ganzen Film über als inkompetente Arschlöcher.
Die wohlige Jazzmusik im Score von Lennie Niehaus gibt dem Film sein Tempo und am Ende steht fest: Eastwood altert auf dem Regiestuhl souverän und vor der Kamera in eitler Würde. Er verknüpft zwei Erzählstränge: Da ist der des Mannes, der ein neues Herz hat und sich nun dem Vorbesitzer und Spender würdig erweisen muss und der der unverwüstlichen, unersetzlichen Schnüffelnase, ohne die die Polizeiarbeit Kaliforniens offenbar einen schweren Rückschlag erlitten hat. Und drumherum ist es auch noch die Geschichte eines alten Mannes (der von einem 72-jährigen Schauspieler gespielt wird), der nicht von der Legende lassen kann, dass Frauen auf ihn fliegen – also gibt es eine Bettszene mit der 28 Jahre jüngeren Wanda De Jesus, ein Element, das sich durch Eastwoods langjähriges Wirken zieht; anfangs ließen sich die noch in etwa altersgerechten Frauen sofort in sein Bett ziehen, später, so ab dem zweiten Dirty-Harry-Film wurde er älter und die Frauen, die ohne langes Geplänkel wehrlos-willig in seine Arme sanken, immer jünger.
Das ist ein wenig albern, aber womöglich Ausdruck eines notwendig eitlen Gespreizes im Hollywood-Business oder auch Ausdruck einer bedürftigen Libido: Eastwood hat acht Kinder von sechs Frauen und eine davon, die TV-Journalistin Dina Ruiz, war 35 Jahre jünger als er (seine zwischenzeitlichen Schwiegereltern waren 14 und 16 Jahre jünger als er). Dem deutschen Zuschauer verbaut dieser Umstand leicht den klaren Blick auf den Film als solchen. Der ist sauber dramaturgisch durchkomponiert und gut besetzt: Jeff Daniels als Eastwoods Nachbar (Pleasantville – 1998; 101 Dalmatiner – 1996; 2 Tage in L.A. – 1996; Speed – 1994; Radio Days – 1987; "The Purple Rose of Cairo" – 1985) gibt einen prächtig sympathischen Buddy mit rätselhafter Note – sein Vater finanziert ihm sein Lotterleben auf einem Boot; Eastwood selbst spielt routiniert den Cop, der sich in seinen Fall verbeißt, und Anjelica Huston gibt als seine Ärztin eine schöne Miniatur als kompromisslos strenge Haare-auf-den-Zähnen-Mamsell (Die Royal Tenenbaums – 2001; Auf immer und ewig – 1998; Crossing Guard – 1995; … und das Leben geht weiter – 1993; Manhattan Murder Mystery – 1993; The Player – 1992; "Die Addams Family" – 1991; Verbrechen und andere Kleinigkeiten – 1989; Die Ehre der Prizzis – 1985; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981).
Weil dies aber nicht der erste Krimi in meinem Leben ist und ich also schwer davon ausgehe, dass der Prolog mit den folgenden – „Zwei Jahre später“ überschriebenen – Ereignissen zusammenhängt, ist auch sehr schnell klar, welche Verbindung zwischen den beiden Todesfällen besteht, die McCaleb aktuell untersucht. Leider braucht McCaleb dafür eine dramaturgisch wichtige Stunde, in der wir nur den schönen Bildern und den guten Schauspielern zuschauen können.
Die Kinofilme mit Clint Eastwood
Clinton Eastwood Jr. (* 31. Mai 1930 in San Francisco, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Filmschauspieler, Regisseur, Produzent, Komponist und Politiker.
Als wortkarger Western- und Actionheld avancierte er ab den 1960er Jahren zu einem weltweit erfolgreichen Star. Mittlerweile ist er auch ein renommierter Filmregisseur und -produzent. Mitunter, vornehmlich für seine eigenen Filme, komponiert er auch Filmmusik.
Von 1986 bis 1988 war er Bürgermeister der kalifornischen Kleinstadt Carmel.
Der Schauspieler
- Die Rache des Ungeheuers (Revenge of the Creature, 1955)
- Tarantula (1955)
- Francis in the Navy (1955)
- Die nackte Geisel (Lady Godiva, 1955)
- Nur Du allein (Never Say Goodbye, 1956)
- Noch heute sollst Du hängen (Star in the Dust, 1956)
- The First Traveling Saleslady (1956)
- Klar Schiff zum Gefecht (Away All Boats, 1956)
- Verschollen in Japan (Escapade in Japan, 1957)
- Ambush at Cimarron Pass (1958)
- Lafayette Escadrille (1958)
- Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari, 1964)
- Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in più, 1965)
- Zwei glorreiche Halunken (Il Buono, il brutto, il cattivo, 1966)
- Agenten sterben einsam (Where Eagles Dare, 1968)
- Coogans großer Bluff (Coogan’s Bluff, 1968)
- Hängt ihn höher (Hang ’Em High, 1968)
- Westwärts zieht der Wind (Paint Your Wagon, 1969)
- Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara, 1970)
- Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes, 1970)
- Betrogen (The Beguiled, 1970)
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Dirty Harry (1971)
- Sinola (Joe Kidd, 1972)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Dirty Harry II – Callahan (Magnum Force, 1973)
- Die Letzten beißen die Hunde (Thunderbolt and Lightfoot, 1974)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Der Mann aus San Fernando (Every Which Way But Loose, 1978)
- Flucht von Alcatraz (Escape from Alcatraz, 1979)
- Bronco Billy (1980)
- Mit Vollgas nach San Fernando (Any Which Way You Can, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Der Wolf hetzt die Meute (Tightrope, 1984)
- City Heat – Der Bulle und der Schnüffler (City Heat, 1984)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Das Todesspiel (The Dead Pool, 1988)
- Pink Cadillac (1989)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire, 1993)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Million Dollar Baby (2004)
- Gran Torino (2008)
- Back in the Game (Trouble with the Curve, 2012)
- The Mule (2018)
- Cry Macho (2021)
Der Regisseur
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Begegnung am Vormittag (Breezy, 1973)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Bronco Billy, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Bird (1988)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Mitternacht im Garten von Gut und Böse (Midnight in the Garden of Good and Evil, 1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Mystic River (2003)
- Million Dollar Baby (2004)
- Flags of Our Fathers (2006)
- Letters from Iwo Jima (2006)
- Der fremde Sohn (Changeling, 2008)
- Gran Torino (2008)
- Invictus – Unbezwungen (Invictus, 2009)
- Hereafter – Das Leben danach (Hereafter, 2010)
- J.Edgar (2011)
- Jersey Boys (2014)
- American Sniper (2014)
- Sully (2016)
- The 15:17 to Paris (2018)
- The Mule (2018)
Der Fall Richard Jewell (2019) - Cry Macho (2021)