Dave Garver arbeitet als DJ für einen kleinen Radiosender in der Stadt Carmel-by-the-Sea. Er lernt Evelyn Draper in seiner Stammkneipe kennen, die ihn bewundert, und besucht sie in ihrer Wohnung. Sie offenbart ihm, dass sie jene Anruferin ist, die ihn jede Nacht bittet, den Song „Misty“ zu spielen. Dave und Evelyn verbindet für eine kurze Zeit eine sexuelle Beziehung, die von Dave beendet wird.
Dave wird in der nächsten Zeit immer mehr von Evelyn belästigt. Sie beobachtet Dave heimlich. Außerdem ließ sich Evelyn in einer passenden Situationen Daves Wohnungsschlüssel nachmachen, um somit Zutritt zur Wohnung zu bekommen. Als Evelyn sauer auf Dave ist, verwüstet sie während seiner Abwesenheit seine Wohnung. Daves Haushälterin ertappt sie dabei. Evelyn fügt ihr daraufhin Schnittverletzungen zu. Evelyn wird festgenommen. Nach ihrer Entlassung aus der Haft ruft sie Dave an, um sich für ihr Verhalten bei ihm zu entschuldigen. Außerdem erklärt sie, sie habe eine Therapie erfolgreich abgeschlossen und Arbeit auf Hawaii gefunden.
Während einer Radioshow Daves ruft Evelyn an, um sich erneut den Song „Misty“ zu wünschen. Aufgrund eines von ihr aufgesagten Zitates findet Dave heraus, dass sie unter falschem Namen mit seiner Freundin Tobie Williams in deren Appartement wohnt …
Dies ist die Geschichte eines testosteronhaltigen Softies, dem das Herz gebrochen wurde und der deshalb in eine dumme Geschichte rauscht. Nebenher ist er Radio-DJ und sein Arbeitsplatz ist praktisch die Rampe, die ihn ins Unglück stürzt. Aber vielleicht ist „stürzen“ nicht der richtige Ausdruck. Es dauert, bis die Bedrohung gewahr wird, die eigentliche Geschichte dieses Films also beginnt.
Bis dahin erleben wir Clint Eastwood in schmucken Alltagsklamotten im Cabrio den Highway No. 1 entlangfahren, ein bisschen Kalendersprüche ins Radiomikro hauchen, wie er Evelyn kennenlernt, die sich gleich so aufdringlich und sozial auffällig verhält, dass der Mann, der „keine Lust auf Komplikationen mit Frauen“ hat, eigentlich gleich die Tür zwischen sich und ihr zuschlagen sollte. Tut er aber nicht und das Unheil kommt in Bewegung.
Bevor es aber echten Lauf aufnimmt, taucht erst noch die Herzbrecherin wieder auf, seine Ex, eine blonde Hübsche, mit der er, ganz Radiomann, ein sehr langes Beziehungsgespräch führt über seine Libido und ihre Mitbewohnerinnen, während beide in Totalen durchs schöne Camel-by-the-Sea wandeln – welches by-the-Sea heißt, weil es wirklich malerisch an der kalifornischen Westcost liegt – und schließlich in Talking Head-Aufnahmen mündet, die den dramaturgischen Charme einer TV-Serie verbreiten und nur wenig Inhalt. Und wenn sich die beiden Ex's schließlich geeinigt haben, es, wenn überhaupt, langsam wieder angehen zu lassen, kommt Evelyn als zunehmend wahnsinnige Stalkerin daher.
Und dann wird's spannend. Schade, dass Regisseur Eastwood so wenig daraus gemacht hat. Überhaupt ist es erstaunlich, miterleben zu müssen, wie sehr sich das Image Clint Eastwoods entleibt, wenn dieser als Leinwand-Held bekannte Cowboy in Alltagsklamotten den Durchschnittstypen mit unordentlichem Gefühlsleben spielen soll. Ohne seinen Poncho, ohne seine Westernmontur wird aus dem Bigger-than-life-Star, aus der Kunstfigur des Man without Name, ein sehr gut aussehender Schauspieler, der versucht, ein Gefühlsspektrum zwischen Verliebter Gockel, Radioprofi und Terroropfer zu bespielen und schon der Verliebt… scheitert; dar Schauspieler passt in überhöhte Kunstfiguren, für Mr. Average ist es – wenigstens – noch zu früh.
Dabei spielt er im Ansatz eine ähnliche Figur, wie er sie im Jahr zuvor in „Betrogen“ gespielt hat – unter der Regie seines Kumpels Don Siegel, der in ÍSadistico“ den kumpelhaften Barkeeper spielt: In „The Beguiled“ spielt er enen Sehr von sich und seinem Sex überzeugten Kerl, der im Bürgerkrieg von sechs Frauen der Gegenseite in einer Mädchenschule gesundgepflegt wird. Und weil die jungen Frauen ihn, sobald er wieder gesund ist, ausliefern wollen, muss er seinen Eros spielen lassen, um sie davon abzuhalten. Die vorgespielte Romantik beherrscht er besser als die ehrliche oder die One-Night-Stand-Romantik. Unter eigener Regie spielt er seinen Liebhaber somnambul.
Wie gut, dass um ihn herum mehr Leben ist. Jessica Walter als Evelyne schaffte es, das einem diese frau nach wenigen Minuten herzhaft auf die Nerven in ihrer Übergriffigkeit geht, wo der eitle Radio-Gockel noch mit seinen Schwellkörpern kämpft. Jessica Walter ist eine herrliche Durchgeknallte. Auch einen guten eindruck mmacht John Larch als Sergeant McCallum, der dem Schauspieler Eastwood eine große Hilfe ist als Sparringspartner für klassische Männer-Dialoge, in denen immer ein Satz ausreicht. Wenn Eastwood Kerl spielen kann, ist er bei sich, dann ist das Kino wieder in der Fantasie-Welt, aus der wir und Eastwood uns kennen. Donna Mills, die dessen blonde Herzensdame spielt, ist süß, blond, blauäugig und herzlich loyal – also jener Engel, den sich Männer so wünschen, und ganz das Gegenteil der dunkelhaarigen Evelyn. Beide sind das klassische Männer-Yin-Jang – zusammengesetzt ergäben sie die Heilige und Hure, das klassische Vollweib des Kinos.
Für alle Figuren aber gilt, dass sie am Ende sind wie am Anfang, sofern sie nicht unterwegs ermordet wurden und Charaktere, die keine Entwicklung durchmachen, verlieren irgendwann das Interesse ihrer Zuschauer. Deshalb ist der Film in der zweiten Hälfte, in der eigentlich allerorten Panik herrscht, egentümlich zäh. Wenn alle – Zuschauer und Protagonisten – wissen, dass hinter der Ecke die Frau mit dem Messer wartet, lässt uns die Frau mit dem Messer nicht mehr aus dem Kinosessel schrecken, wenn sie hervorspringt – auch nicht, wenn Eastwood liebevoll Anleihen an Alfred Hitchcocks Duschszene nimmt.
Dass der Film nicht komplett abszürzt, liegt an der spannenden Story (Jo Heims + Dean Riesner) und der für den männlichen Kinogänger ungewöhnlichen, aber in der Ära von Peace, Flower Power und Emanzipation gruseligen Idee einer Frau, die einem Mann mit Gewalt nachstellt – das ist im Kino immer noch ungewöhnlich; die tödlichen Kinofrauen von einst – Barbara Stanwyck, Bette Davis u.a. – hatten andere Motive als Liebe und Sex, sie waren eher auf das Geld ihrer Männer, oder auf Rache aus. Eine eigene Clint-Eastwood-Handschrift auf dem Regiestuhl, den er hier erstmals besetzt, kann man noch nicht ausmachen – die Erzählweise, die Inszenierung bewegen sich in ausgetretenen Pfaden und wirken, als wolle Eastwood sich in diesem Beruf erst mal Sicherheit antrainieren.
Die Kinofilme mit Clint Eastwood
Clinton Eastwood Jr. (* 31. Mai 1930 in San Francisco, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Filmschauspieler, Regisseur, Produzent, Komponist und Politiker.
Als wortkarger Western- und Actionheld avancierte er ab den 1960er Jahren zu einem weltweit erfolgreichen Star. Mittlerweile ist er auch ein renommierter Filmregisseur und -produzent. Mitunter, vornehmlich für seine eigenen Filme, komponiert er auch Filmmusik.
Von 1986 bis 1988 war er Bürgermeister der kalifornischen Kleinstadt Carmel.
Der Schauspieler
- Die Rache des Ungeheuers (Revenge of the Creature, 1955)
- Tarantula (1955)
- Francis in the Navy (1955)
- Die nackte Geisel (Lady Godiva, 1955)
- Nur Du allein (Never Say Goodbye, 1956)
- Noch heute sollst Du hängen (Star in the Dust, 1956)
- The First Traveling Saleslady (1956)
- Klar Schiff zum Gefecht (Away All Boats, 1956)
- Verschollen in Japan (Escapade in Japan, 1957)
- Ambush at Cimarron Pass (1958)
- Lafayette Escadrille (1958)
- Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari, 1964)
- Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in più, 1965)
- Zwei glorreiche Halunken (Il Buono, il brutto, il cattivo, 1966)
- Agenten sterben einsam (Where Eagles Dare, 1968)
- Coogans großer Bluff (Coogan’s Bluff, 1968)
- Hängt ihn höher (Hang ’Em High, 1968)
- Westwärts zieht der Wind (Paint Your Wagon, 1969)
- Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara, 1970)
- Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes, 1970)
- Betrogen (The Beguiled, 1970)
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Dirty Harry (1971)
- Sinola (Joe Kidd, 1972)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Dirty Harry II – Callahan (Magnum Force, 1973)
- Die Letzten beißen die Hunde (Thunderbolt and Lightfoot, 1974)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Der Mann aus San Fernando (Every Which Way But Loose, 1978)
- Flucht von Alcatraz (Escape from Alcatraz, 1979)
- Bronco Billy (1980)
- Mit Vollgas nach San Fernando (Any Which Way You Can, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Der Wolf hetzt die Meute (Tightrope, 1984)
- City Heat – Der Bulle und der Schnüffler (City Heat, 1984)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Das Todesspiel (The Dead Pool, 1988)
- Pink Cadillac (1989)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire, 1993)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Million Dollar Baby (2004)
- Gran Torino (2008)
- Back in the Game (Trouble with the Curve, 2012)
- The Mule (2018)
- Cry Macho (2021)
Der Regisseur
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Begegnung am Vormittag (Breezy, 1973)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Bronco Billy, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Bird (1988)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Mitternacht im Garten von Gut und Böse (Midnight in the Garden of Good and Evil, 1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Mystic River (2003)
- Million Dollar Baby (2004)
- Flags of Our Fathers (2006)
- Letters from Iwo Jima (2006)
- Der fremde Sohn (Changeling, 2008)
- Gran Torino (2008)
- Invictus – Unbezwungen (Invictus, 2009)
- Hereafter – Das Leben danach (Hereafter, 2010)
- J.Edgar (2011)
- Jersey Boys (2014)
- American Sniper (2014)
- Sully (2016)
- The 15:17 to Paris (2018)
- The Mule (2018)
Der Fall Richard Jewell (2019) - Cry Macho (2021)