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Plakatmotiv: Wenn der Postmann zweimal klingelt (1981)

Gerüchte um Sex auf dem Küchentisch,
keine Entwicklung der einzelnen Figuren

Titel Wenn der Postmann zweimal klingelt
(The Postman Always Rings Twice)
Drehbuch David Mamet
nach dem gleichnamigen Roman von James M. Cain
Regie Bob Rafelson, USA, BRD 1981
Darsteller

Jack Nicholson, Jessica Lange, John Colicos, Michael Lerner, John P. Ryan, Anjelica Huston, William Traylor, Thomas Hill, Christopher Lloyd, Jon Van Ness, Brian Farrell, Brion James, Raleigh Bond, William Newman, Albert Henderson, Ken Magee, Eugene Peterson, Sam Edwards, Betty Cole, Joni Palmer, Ron Flagge, Lionel Mark Smith, Frank Arno, Virgil Frye, Kenneth Cervi, Chris Rellias, Theodoros A. Karavidas, Basil J. Fovos, Nick Hasir, Demetrios Liappas, James O'Connell, William H. McDonald, Elsa Raven, Kopi Sotiropulos, Tom Maier, Glenn Shadix, Tani Guthrie, Carolyn Coates, Jim S. Cash u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
13. August 1981
Inhalt

Der vagabundierende Frank Chambers wird als Hilfsarbeiter von dem Tankstellen- und Restaurantbesitzer Nick Papadakis eingestellt. Nick ist mit der attraktiven Cora verheiratet. Sie ist der Hauptgrund, warum Chambers bei seiner Arbeit bleibt.

Plakatmotiv: Wenn der Postmann zweimal klingelt (1981)Als Papadakis für Einkäufe zwei Tage in der Stadt ist, bedrängt Chambers Cora, die sich auf eine Affäre einlässt. Chambers kann Cora schließlich dazu überreden, Papadakis zu verlassen; doch bereits an einer Umsteigestation kehrt sie wieder zu ihrem Mann zurück, als sie den wahren Charakter von Chambers, einem offensichtlichen Glücksspieler, erkennt.

Zurück auf der Tankstelle können sie aber nicht voneinander lassen. Cora deutet an, es gäbe nur eine Lösung, nämlich ihren Mann umzubringen …

Was zu sagen wäre

<Nachtrag2016>Dieser Film schwirrt durch den Kanon der Filmgeschichte, weil das Marketing geschickt die Frage ventiliert hat, ob Nicholson und Lange es auf diesem Küchentisch bei der Vergewaltigungsszene womöglich tatsächlich gemacht haben. Ansonsten spiegelt er das klassische Geschlechterverhalten jener Zeit. Jack Nicholson als Star begrapscht ungestraft die schöne Blonde, die nur auf ihn gewartet hat, weil ihr Ehemann ein chauvinistischer Langeweile mit griechischem Migrationshintergrund ist.

Jessica Lange spielt großartig (King Kong – 1976) – aber auch das gehört zum Kino jener Zeit: Das fällt niemandem auf, alle reden nur von Jack Nicholson, der eigentlich nur eine klassische Jack-Nicholson-Figur spielt (Shining – 1980; Duell am Missouri – 1976; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975; Chinatown – 1974; "Das letzte Kommando" – 1973; Die Kunst zu lieben – 1971; Easy Rider – 1969; Psych-Out – 1968; Der Rabe – Duell der Zauberer – 1963; Kleiner Laden voller Schrecken – 1960) – verschlagen, egozentrisch, sexuell ausgehungert.</Nachtrag2016>

Plakatmotiv (US): Wenn der Postmann zweimal klingelt (1981)Eine Liebe in unsicheren Zeiten. Reich sind die anderen. Ein Leben haben die anderen. Die Menschen in diesem Film sind Gestrandete – ihrer Zukunft nicht sicher, ihren Träumen entschwunden. Auch Hoffnung haben eher die anderen, die kurz halten, tanken, einen Kaffee trinken und dann schnell weiterfahren.

In den Augen der einsamen Ehefrau wirkt schon der Vagabunt, der eines tages in der Tür steht, wie ein Verkünder großer Abenteuer, wenn sie ihn vergleicht mit ihrem Mann, dem leidenschaftlichen Tankstellenbetreiber mit wenig sinn für Frauen und Romantik. Der Vagabunt weckt ihre Leidenschaft, sie zähmt ihn mit der Aussicht auf Liebe und Heimkommenkönnen, und es könnte sich alles in Geigen untermalten Romantikkitsch auswalzen – wenn nicht Jack Nicholson mitspielen würde, kein Typ für reinen Kitsch.

Der Film baut nicht auf der klassischen Drama-Struktur auf, er schaut zu, was passiert. Wir haben gute Schauspieler, eine gute Kamera, aber eine etwas in Abzweigungen mäandernde Geschichte – Film als Synonym für Schicksal: Was passiert, passiert. Auf diesem Niveau kann ich dem Film verschiedene Kalendersprüche als Untertitel mitgeben: Verbrechen lohnt sich nicht. Wie gewonnen so zeronnen. Das Leben gibt, das Leben nimmt.

Was ich dem Film nicht geben kann, ist eine hohe Wertung. Denn abseits der großen Schauspielerleistungen, jenseits der wunderschönen Bilder, des eleganten, leicht schäbingen Set-Dressing fehlen Menschen, die eine Entwicklung durchmachen. Das Leben der Protagonisten wird vom jeweiligen Moment bestimmt, bleibt aber jederzeit ohne Vision, so hoffnungslos, wie es das zu Beginn des Films war. Oder anders gesagt: Eigentlich wird keine Geschichte erzählt.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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