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Plakatmotiv: Der Rabe (1963)

Die Meister des Grusels
Ausnahmensweise in Lustig

Titel Der Rabe – Duell der Zauberer
(The Raven)
Drehbuch Richard Matheson
nach einem Gedicht von Edgar Allan Poe
Regie Roger Corman, USA 1963
Darsteller

Vincent Price, Peter Lorre, Boris Karloff, Hazel Court, Olive Sturgess, Jack Nicholson, Connie Wallace, William Baskin, Aaron Saxon u.a.

Genre Komödie, Fantasy
Filmlänge 86 Minuten
Deutschlandstart
4. Juli 1980
Inhalt

In seinem von Nebelschwaden umwehten Schloss trauert der Zauberer Craven des Nachts um seine geliebte Lenore und unterhält sich selbst mit allerlei Zaubertricks. Als es ans Fenster klopft, staunt Craven, denn herein kommt ein sprechender Rabe. Dieser Rabe ist der Zauberer Bedlo, der in einem Kampf mit Dr. Scarabus, ebenfalls Zauberer, den Kürzeren zog. Craven kann Bedlo – nach einigen Fehlversuchen – wieder herstellen und erfährt, dass Scarabus seine geliebte Lenore gefangen hält – Craven hatte vermutet, sie sei tot.

Zusammen mit seiner Tochter Estelle, Dr. Bedlo und dessen Sohn Rexford – der Bedlo im Auftrag seiner Mutter eigentlich umgehend nach Hause bringen soll –, macht sich Craven auf, Lenore aus Scarabus’ Händen zu befreien. Aber in des bösen Magiers Schloss muss er erfahren, dass Lenore mitnichten von Scarabus gefangengehalten wird, sondern dessen Geliebte ist.

Scarabus gibt sich zunächst freundlich, aber schon bald stellt sich heraus, dass er hinter das Geheimnis von Cravens Zauberkraft kommen will und zeigt sein wahres Gesicht. Dazu bringt er Estelle in seine Gewalt und droht sie zu foltern, sollte Craven nicht sein Geheimnis preisgeben. Doch Erasmus Craven, der einzige Zauberer der nicht der Bruderschaft angehört, gibt sich nicht geschlagen. Es kommt zum Duell Craven gegen Scarabus, Gut gegen Böse. Die beiden bieten ihre gesamten magischen Fähigkeiten auf, um einander zu besiegen …

Was zu sagen wäre

Als Craven seinen Gast Bedlo in die sehr verspinnwebte Gruft hinab geleitet, wo er sich ein Haarbüschel seines hier beigesetzten Vaters holen möchte, um Bedlo endgültig zurück in einen Menschen zu verweandeln, blickt der sich mitfühlend um und sagt „Schwer, hier unten sauber zu halten. Oder?“ „Ja, ich muss zugeben, ich komme nur selten hier runter“, erwidert Craven, der Magier.

Ein Stelldichein der Großen Männer des Gothic-Horrors und Finsterlingen dunkler Kriminalfilme in einer Verfilmung eines Gedichtes eines literarischen Großmeister des Gothic-Horrors. Und Roger Corman schafft es, mit diesen Ingredenzien trotzdem einen lustigen Film zu machen – eine Komödie. Das mochten nicht alle, Poe-Fans waren gar beleidigt, das macht diesen Film auf der Meta-Ebene dann aber eher noch lustiger. Vincent Price ("Das Pendel des Todes" – 1961; Die Fliege – 1958; Die zehn Gebote – 1956), Peter Lorre und Boris Karloff geben ein wunderbares Quatschtrio ab. Alle drei spielen nach Herzenslust mit funkelnden Augen, Krallenhänden, aus denen Blitze schießen und beschwören Zauberformeln.

Veni, Vidi, Vici“ etwa versucht Peter Lorre (Unternehmen Feuergürtel – 1961; "In 80 Tagen um die Welt" – 1956; "20.000 Meilen unter dem Meer" – 1954; "Arsen und Spitzenhäubchen" – 1944; Fahrkarte nach Marseille – 1944; Casablanca – 1942; Agenten der Nacht – 1942; Die Spur des Falken – 1941; "Der Mann, der zuviel wusste" – 1934; "F.P.1 antwortet nicht" – 1932; M – Eine Stadt sucht einen Mörder – 1931), aber auch „De Mortuis nil nisi bene“ sowie „Ceterum censeo cartaginem esse delendam“ zünden gegen Oberzauberer Scarabus nicht. Lorre und Price sind bemitleidenswert als am praktischen Leben gescheiterte Zauberer.

Boris Karloff ("Die Mumie" – 1932; Frankenstein – 1931) spielt souverän. Als furchtbar durchtriebener Scarabus, der immer fünf Schritte im Voraus plant, schöpft Karloff seine jahrzentelange Erfahrung aus. Herrlich. Dass die ebenso rothaarige wie betrügerische Gattin Cravens lieber mit diesem Unerschütterbaren lebt, der seinen Blick von einem Moment zu nächsten um 20 Grad abkühlen kann, ist nicht wirklich überraschend.

Es kommt schließlich zum Duell der wahrlich großen Zauberer – Scarabus vs. Craven. Sie bewerfen sich mit Schlangen, Fledermäusen, Blutstropfen, die zu Messern werden, frischen Eiern und Scarabus‘ Höllenhunde verwandelt Craven in süße Puppies, bis schließlich das verdiente Ende für böse Zauberer und rothaarige Betrügerinnen kommt.

Nach seinem beeindruckenden, wenn auch kurzen Auftritt in Little Shop of Horror sehen wir Jack Nicholson als Peter Lorres tapferen Sohn Rexford – „Rexford mag seine Mutter lieber als den Vater?“ „Sie mag Rexford lieber als den Vater.“ – der bemüht ist, seinen Vater vor schmerzhaften Dummheiten zu bewahren – unter geheimnisvollem Zauber aber auch mal so richtig austicken darf. Und wir erleben einen erstaunlich gut trainierten Raben.

Mit seinem unnachahmlichen Bass spricht Vincent Price zum Schluss, nachdem auch der verräterische Bedlo seine verdiente Strafe erhalten hat, direkt in die Kamera die berühmte Zeile aus Poes Gedicht: „Quoth the raven – nevermore“ („Sprach der Rabe nimmermehr“).

Wertung: 5 von 7 D-Mark
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