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Plakatmotiv: Die Ehre der Prizzis (1985)

Große Stars verlieren
sich in Mafiaklischees

Titel Die Ehre der Prizzis
(Prizzi's Honor)
Drehbuch Richard Condon & Janet Roach
nach dem gleichnamigen Roman von Richard Condon
Regie John Huston, USA 1985
Darsteller

Jack Nicholson, Kathleen Turner, Robert Loggia, Anjelica Huston, John Randolph, William Hickey, Lawrence Tierney, CCH Pounder, Lee Richardson, Michael Lombard, George Santopietro, Ann Selepegno, Vic Polizos, Dick O'Neill, Sully Boyar, Antonia Vasquez, Tomasino Baratta, John Calvani u.a.

Genre Komödie, Crime
Filmlänge 130 Minuten
Deutschlandstart
30. Januar 1986
Inhalt

Charley Partanna löst als Profikiller die Probleme des Familienoberhauptes Don Corrado Prizzi, der als Pate seine Herrschaft noch nicht vollständig an seine Söhne Dominic und Eduardo Prizzi übertragen hat. Charleys Ex-Freundin, Maerose, Tochter des brummigen Dominic, wurde einst von ihrem Vater verstoßen, da sie nach einem Streit mit Charley mit einem jungen Mann nach Mexiko durchgebrannt war. Heute ist es Matrose untersagt, das Herrschaftsgebiet der Prizzis zu betreten, es sei denn zu Anlässen wie Beerdigungen und Hochzeiten.

Auf der Hochzeitsfeier ihrer Schwester sehen sich Maerose und Charley wieder. Doch dieser wendet sich der gutaussehenden Irene Walker zu und flirtet mit ihr, bis sie plötzlich die Feier verlässt. Charley macht sich auf die Suche und bald treffen sie sich In L.A. wieder. Sie wollen so bald wie möglich heiraten. Plakatmotiv (US): Prizzi's Honor (1985) Zurück in New York erfährt er, dass seine Angebetete eine Auftragskillerin ist, was ihn jedoch nicht von seinen Heiratsplänen abbringt. Auch nicht, dass Irene offenbar in ein Geschäft verwickelt war, bei welchem den Prizzis 700.000 Dollar gestohlen wurden; das kann Charley der Familie gerade eben so verheimlichen.

Aber in New York laufen die Intrigen hinter den Kulissen gegen den alten Don langsam heiß, gleich zwei Söhne kabbeln sich um die Nachfolge und Charleys eifersüchtige Ex Maerose sieht es gar nicht gerne, dass Charley eine andere geheiratet hat. Sie braucht nicht lange, um herauszufinden, dass Irene in der Sache mit den 700.000 drin steckt. Ihr Vater Dominic, dem in Sachen Nachfolge die Felle davon schwimmen, beauftragt derweil Irene, die Profikillerin, Charley zu töten, ohne dass er weiß, dass Irene und Charley ein Paar sind.

Bei einer weiteren Aktion der Prizzi-Familie, bei der ein Bankier entführt werden soll, wird eine Unbeteiligte erschossen – dummerweise die Frau eine Polizeicaptains. Das kann sich die Polizei keinesfalls bieten lassen und setzt alle Unter-der-Hand-Vereinbarungen mit der Mafia außer Kraft. Und nun laufen die Dinge endgültig aus dem Ruder …

Was zu sagen wäre

Es ist nichts Persönliches, nur ein Geschäft. Wir kennen die Prämisse aus den Pate-Filmen von Francis Ford Coppola. Coppola malte damals das große Sittenbild der USA; die Familie als Metapher auf die Vereinigten Staaten, in denen die Familienmitglieder halt nicht immer einer Meinung sind, aber gute Geschäfte miteinander machen. Das war 1972 und 74. Elf Jahre später nun kommt Regie-Veteran John Huston mit einer Persiflage dieses Sujets (Der Mann, der König sein wollte – 1975; Der Mackintosh Mann – 1973; "Das war Roy Bean" – 1972; Spiegelbild im Goldenen Auge – 1967; Casino Royale – 1967; Die Nacht des Leguan – 1964; Misfits – Nicht gesellschaftsfähig – 1961; Denen man nicht vergibt – 1960; Moby Dick – 1956; "Schach dem Teufel" – 1953; African Queen – 1951; Asphalt-Dschungel – 1950; Gangster in Key Largo – 1948; Der Schatz der Sierra Madre – 1948; Abenteuer in Panama – 1942; Die Spur des Falken – 1941).

Sizilianer fressen eher ihre Babies, als dass sie sich von ihrem Geld trennen!“ Diese Weisheit hat Irene, selbst polnischer Abstammung, in jungen Jahren gelernt. Und tatsächlich, bei Geld versteht die sizilianische Familie Prizzi keinen Spaß. Plakatmotiv (DDR): Die Ehre der Prizzis (1985) Verträge, wie immer sie auch zustande gekommen sind, gehören eingehalten. Schließlich gilt es, die Ehre der Familie zu beschützen. Eine Familie freilich ist das, in der der Vater die Tochter verbannt, weil die den falschen Liebhaber hat, in der ordentlich fremde Betten ausgetestet und Intrigen gegen Bruder und Schwester geflochten werden. Aber Hauptsache, die Kasse stimmt.

Wenn John Huston ruft, dann kommen die Stars, auch wenn sie das Drehbuch noch nicht so genau kennen. Jack Nicholson spaziert als verliebter Topkiller und Patensohn des alten Don durch den Film, als schütte er die Rolle pro Szene aus dem Ärmel; dafür, dass da eine vielschichtige Rolle lächelt, ist Nicholson betont einschichtig (Zeit der Zärtlichkeit – 1983; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981; Shining – 1980; Duell am Missouri – 1976; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975; Chinatown – 1974; "Das letzte Kommando" – 1973; Die Kunst zu lieben – 1971; Easy Rider – 1969; Psych-Out – 1968; Der Rabe – Duell der Zauberer – 1963; Kleiner Laden voller Schrecken – 1960). Laut Drehbuch soll er für Irene Walker, die Killerin und Betrügerin, wahre Liebe empfinden, „nicht verliebt! Das ist ein Gefühl, das kommt und geht. Nein, Liebe!“ Komisch, dass man bei Nicholson nichts davon merkt. Die Sparte "Romantik" ist bei ihm auch nach Zeit der Zärtlichkeit keine Kernkompetenz – die zu entwickeln unter der Regie von John Huston wohl schwer ist, der nun wahrlich kein Veteran für die Romantik ist. Hustons Filme glühen vor Virilität. Bei ihm sind auch die Frauen harte Kerle. Daran hat sich seit Mary Astor in seinem Debütfilm Der Malteser Falke (1941) nichts geändert. Hier sind es Kathleen Turner als Profikillerin und Hustons Tochter Anjelica, die später einen Nebenrollen-Oscar für ihre Darstellung einer intriganten Hexe bekam. Vielleicht ist ihr Spiel in den Augen der Oscar-Acadamy deshalb so überzeugend, weil sie mit Jack Nicholson seit 1973 liiert ist und, wenn man den Klatschblättern glaubt, mit ihm eine On-Off-Beziehung führt und hier heiße Sexszenen zwischen ihm und Kathleen Turner ertragen muss, Plakatmotiv (DDR): Die Ehre der Prizzis (1985) die seit ihrem ersten Leinwandauftritt von Männern in der Rolle der verführerischen Frau zum Pferde stehlen besetzt wird (China Blue bei Tag und Nacht – 1984; Die Brut des Adler – 1984; Die Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; "Der Mann mit 2 Gehirnen" – 1983; Eine heißkalte Frau – 1981). Im vorliegenden Film variiert Turner ihr Image dahingehend, dass wir ihr keinen Zentimeter über den Weg trauen, selbst, wenn sie uns keinen Grund für Misstrauen gibt.

Um dieses Trio herum agiert ein Cast aus wunderbaren Leuten wie William Hickey als der Don, Robert Loggia als Sohn des Don, John Randolph und Lee Richardson. Alles wuchtige Darsteller, die aus Nebenrollen große Nummern machen, was sie in Jahrzehnten immer wieder gemacht haben. In Jahrzehnten, in denen sich das Kino weiterentwickelt hat. Zwischen Der Pate und den "Prizzis" haben Regisseure wie Martin Scorsese, Steven Spielberg oder George Lucas der Art, Geschichten als Film zu erzählen, neue Wege gewiesen. Daneben sieht "Die Ehre der Prizzis" so alt aus wie sein Regisseur, der demnächst 80 Jahre alt wird.

Der Film braucht dauernd zu lange und hängt von seinen Schauspielern ab, die über die Längen hinweg spielen. Jack Nicholson macht sogar noch neugierig, wenn er uninspiriert spielt. Kathleen Turner als blondes Rätsel und Anjelica Huston als Biest sind hinreißend. Aber immer wieder ertappt man sich doch beim Blick auf die Uhr und fragt sich: Worum geht's eigentlich?

Huston zieht die Klischees des Mafiafilms durch den Kakao – Verräter werden erschossen, Familienstreit am Grünen Tisch beigelegt, Hochzeiten sind üppig – und versucht dabei, eine ernst zu nehmende Mafiageschichte zu erzählen. Aber er erzählt nichts Neues.

Wertung: 4 von 9 D-Mark
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