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Plakatmotiv: Asphalt-Dschungel (1950)

Film-Noir aus der Unterwelt mit korrupten
Cops und melancholischen Gangstern

Titel Asphalt-Dschungel
(The Asphalt Jungle)
Drehbuch Ben Maddow + John Huston
nach dem Roman "The Asphalt Jungle" von W. R. Burnett
Regie John Huston, USA 1950
Darsteller

Sterling Hayden, Louis Calhern, Jean Hagen, James Whitmore, Sam Jaffe, John McIntire, Marc Lawrence, Barry Kelley, Anthony Caruso, Teresa Celli, Marilyn Monroe, William 'Wee Willie' Davis, Dorothy Tree, Brad Dexter, John Maxwell u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 112 Minuten
Deutschlandstart
20. Oktober 1950
Inhalt

Der gerade aus dem Knast entlassene Einbrecher Doc Esterhazy überredet Dix Handley zu einem großen Coup. Der Herumtreiber Dix lebt bei seiner Bekannten Doll Conovan, die in ihn verliebt ist. Den Gefallen, der schiefen Bahn künftig fern zu bleiben, tut er ihr nicht.

Dix' hofft, mit dem Geld aus dem Bruch die Farm seiner Eltern zurückkaufen zu können. Doch schon der Einbruch der Bande, zu der noch weitere Kleinkriminelle gehören, läuft nicht nach Plan – ein Alarm wird ausgelöst.

Plakatmotiv (US): Asphalt-Dschungel (1950)Hinzu kommt, dass die Strippenzieher im Hintergrund, allen voran der gut situiert auftretende Emery, einen Verrat planen. Im Gestrüpp der unterschiedlichen Interessen verheddern sich die Kriminellen, da die Ehrlichkeit auf der Strecke bleibt und Gewalt regiert …

Was zu sagen wäre

Morgengrauen über der Stadt. Eine Polizeistreife fährt durch Menschen leere Straßen. Ein einsamer Fußgänger versteckt sich hinter einer Säule, sucht seinen Weg in eine Spelunke, um Geld für eine Wette zu leihen. Von der ersten Szene an liegen die Sympathien der Zuschauer bei dem einsamen Fußgänger; dass der sich schnell als Halbwelt-Krimineller entpuppt, geschenkt. Die Polizei präsentiert sich unpersönlich hinter Autotüren oder korrumpierbar. Wichtiger als Recht und Gesetz scheinen den Beamten Fangquoten und gute Schlagzeilen zu sein. Entsprechend wend ruppig springt der Gesetzeshüter mit dem Bürger um. Es sei denn, er schaut weg und hält die Hand auf.

John Huston, immer schon Freund harter Männer in zwielichtiger Umgebung (Gangster in Key Largo – 1948; Der Schatz der Sierra Madre – 1948; Abenteuer in Panama – 1942; Die Spur des Falken – 1941) nimmt in seinem jüngsten Film die Perspektive der Unterwelt ein. Die Staatsmacht ist korrupt, das Establishment gnadenlos und raffgierig. Das verbrechen ist die hohe Kunst und gleichzeitig notwendig, um in dieser von harten Schlagschatten dominierten Welt überleben zu können.

Huston geht mit der Kamera ganz nah ran an seine Protagonisten, häufig sehe ich auf der Leinwand rund um das bildfüllende Gesicht nichts anderes mehr – er nimmt dem um sein Leben strampelnden Gauner damit bildlich Perspektive und Raum zum Atmen. Umgekehrt schafft er mit diesen durch die Weitwinkeloptik ermöglichten Bilder Panoramen städtischer Leere. Der Lebensraum vertreibt das leben aus sich, scheucht es in die schwarzen Löcher, die Türen und Fenster sind. Einsamkeit ist das zentrale Motiv dieser Bilder.

Zwischen korrupten Cops und lebenshungrigen Gangstern lebt der anständige Bürger, hier verkörpert durch den Anwalt Emery (im Original: "Emmerich"), der heimlich Untweltgeschäfte finanziert und selber Dreck am Stecken hat; er will die Gangster um ihren "verdienten" Lohn betrügen und sich quasi auf dem Buckel der arbeitenden Bevölkerung bereichern, während er sich selbst ein schönes Leben mit seiner blutjungen geliebten auf der Couch macht. Hier hat Marilyn Monroe, später mit Blondinen bevorzugt oder Manche mögen's heiß zum Weltstar aufgestiegen, einen ihrer ersten größeren Auftritte. Bemerkenswert, wie sie die Rolle des blonden Vamps im Film Noir en passend weiter entwickelt. Ist die Blonde in diesen Filmen bislang die aus kalten Augen blitzende Femme Fatal, erweitert Monroe die Mimik dieser meist tödlichen Spezies um ein reizendes Lächeln um die Mundwinkel, was dazu führt, dass der durchschnittliche Zuschauer tatsächlich für diese Art weiblichen Filmcharakter etwas empfindet; was bei den kühleren Vertreterinnen des Genres, Barbara Stanwyck etwa oder Bette Davis – ihrer großen Schauspielkunst ungeachtet – eher schwer fällt.

John Huston, zweifacher Oscar-Preisträger für Regie und Drehbuch seines Schatz der Sierra Madre (1948) hat mit "Asphalt-Dschungel" ein psychologisch durchdachtes Kriminaldrama inszeniert, das ob seiner großen schauspielerischen Leistungen sowie seiner ausgeklügelten Bildtechnik Maßstäbe für den Film Noir setzt.

Wertung: 6 von 6 D-Mark
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