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Plakatmotiv: Bus Stop (1956)

Ein naiver Trottel, der aggressiv macht,
und Marilyn Monroe, die Spielkunst zeigt

Titel Bus Stop
(Bus Stop)
Drehbuch George Axelrod
nach den Bühnenstücken "People in the Wind" und "Bus Stop" von William Inge
Regie Joshua Logan, USA 1956
Darsteller

Marilyn Monroe, Don Murray, Arthur O'Connell, Betty Field, Eileen Heckart, Robert Bray, Hope Lange, Hans Conried, Max Showalter u.a.

Genre Komödie, Drama, Romantik
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
19. Oktober 1956
Inhalt

Der junge, naive Cowboy Beauregard 'Bo' Decker fährt mit dem Bus von Montana nach Phoenix, Arizona, wo er an einem Rodeo teilnehmen will. Dort verliebt er sich in die Nachtclubsängerin Cherie und beschließt sie zu heiraten.

Zwar fühlt sich Cherie körperlich durchaus zu ihm hingezogen, ihn heiraten und zurück nach Montana begleiteten, möchte sie jedoch sicher nicht. Der dickköpfige Bo überhört ihre Einwände und packt seine Geliebte gegen ihren Willen in einen Bus in seine Heimat.

Plakatmotiv (US): Bus Stop (1956)Aufgrund eines schweren Schneegestöbers müssen Bo und die anderen Reisenden eine Nacht in einem kleinen Restaurant am Straßenrand verbringen. Die anderen Fahrgäste bemerken bald, dass Cherie entführt wurde und schließlich muss der unerfahrene Cowboy einsehen, dass man eine Frau nicht - wie eines seiner Rindviecher - mit dem Lasso einfangen und an sich binden kann …

Was zu sagen wäre

Als der liebestolle, aber absurd unerfahrene Bo nach etwas mehr als einer Stunde eine ordentliche Tracht Prügel einfängt, bin ich versucht, vor Begeisterung in die Hände zu klatschen. Dieser junge ist bis dahin ein unerträglich egozentrisches Arschloch.

Der Film kam 1956 in die Kinos und als ich ihn das erste Mal gesehen und meine Notizen dazu gemacht habe, war Ende der 70er Jahre, also 20 Jahre später; meine Teenagerzeit näherte sich dem Ende und ich war durch Alice Schwarzers Thesen sozialisiert, also komplett anders, als dieser junge Cowboy von der Ranch in Montana, der noch nie eine Frau gesehen hat. 1956 galten andere Umgangsformen zwischen Mann und Frau, vor allem gab es eine andere Erwartungshaltung (als 20 Jahre später), wie Frauen sich zu verhalten hätten. Andererseits gibt es auch auf einer abgelegenen Ranch andere Menschen, mit denen ein junger Mensch den Umgang übt. Dieser junge Mensch, Bo, hat da aber offenbar nur gelernt, dass Frauen anders sind und man sie ununterbrochen anschreien und ankeifen muss, wenn sie nicht parieren und gar, horrible dictu, eine eigene, gegenteilige Meinung äußern.

Marilyn Monroe (s.u.), die hier erfolgreich an der Demontage ihres Dummchen-Image arbeitet, mehr bietet als Schnute ziehen und Hüftwackeln, ist Nachtclubsängerin, hatte schon sehr viele Freunde, was wie ein moralischer Makel auf ihr lastet und träumt von einem Mann, der lieb zu ihr ist, ohne sie wie ein Baby zu behandeln, und vor allem, dass er sie schätzt und respektiert. So weit, so üblich im Hollywoodkino jener Zeit. Kindfrauen sind wahlweise fatal (also: tödlich) oder eben ähnlich wie der Monroe-Charakter hier.

Die Story stammt aus einem erfolgreichen Bühnenstück, das für den Film allerdings so stark verändert wurde, dass das womöglich einmal Charmante daran verloren gegangen ist. Die ganze Vorgeschichte des Rodeos in Phoenix, bei der einem dieser Jung-Cowboy mit seiner aggressiven Rechthaberei so gewaltig auf die Nerven geht, ist in der Vorlage nur ein kurzes Vorspiel, tatsächlich spielt dann das Drama ganz in dem titelgebenden Bus Stop. Die Wochenzeitung "Die Zeit" erinnerte sich zum deutschen Filmstart an den „Hintergrundzauber des Bühnenstücks", der dem Film ebenso fehle, wie „dessen unauffällige Lebensechtheit der wie traumhaft dahindämmernden Gestalten“. Ohne das Stück zu kennen: Tatsächlich fehlen dem Film sowohl irgendein Zauber, als auch interessante Nebenfiguren.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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