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Plakatmotiv: Die Brücke von Arnheim (1977)

Eine große Materialschlacht,
die aus der Zeit gefallen ist

Titel Die Brücke von Arnheim
(A Bridge too far)
Drehbuch William Goldman
nach dem gleichnamigen Buch von Cornelius Ryan
Regie Richard Attenborough, USA 1977
Darsteller

Dirk Bogarde, James Caan, Michael Caine, Sean Connery, Edward Fox, Elliott Gould, Gene Hackman, Anthony Hopkins, Paul Maxwell, Hardy Krüger, Ryan O’Neal, Laurence Olivier, Robert Redford, Maximilian Schell, Fred Williams, Liv Ullmann, Hans von Borsody, Walter Kohut, Wolfgang Preiss, John Ratzenberger, Peter Faber u.a.

Genre Krieg, Drama, Abenteuer
Filmlänge 175 Minuten
Deutschlandstart
20. Oktober 1977
Inhalt

September, 1944: Über Holland springen 35.000 alliierte Fallschirmjäger unter dem Kommando des britischen Generals Browning hinter den deutschen Linien ab. Die Soldaten sollen sechs strategisch wichtige Rheinbrücken besetzen und halten, bis die Bodentruppen eintreffen. Auf dem Papier klingt die Operation zwar gefährlich, aber sie scheint durchführbar zu sein. Weil die Operation auch ein Prestigeprojekt für Montgomery und seine Offiziere ist, wird die Aktion selbst dann nicht gestoppt, als die Briten Informationen erhalten, dass im Zielgebiet um Arnheim seit kurzem deutsche Panzertruppen stationiert sein könnten.

Plakatmotiv: Die Brücke von Arnheim (1977)Das Unterfangen entwickelt sich zu einem Fiasko: Die Männer landen im Kreuzfeuer von zwei deutschen Panzerdivisionen und werden voneinander getrennt. Auf sich alleine gestellt, wird das Unternehmen zu einem blutigen Massaker. Aber die alliierten Truppen kämpfen verbissen um das eigene Überleben und um die Erfüllung des Auftrages. Mit ihrer ganzen Kraft stellen sie sich den deutschen Soldaten entgegen, die jedoch über die wirkungsvolleren Waffen verfügen …

Was zu sagen wäre

Im Krieg muss die Generalität manchmal über Leichen gehen. Was wäre geschehen, wenn die Beobachtungen Beachtung gefunden hätten, wonach im Raum Arnheim deutsche Panzerverbände zusammengezogen wurden? Wäre die Operation Market Garden abgeblasen worden? Und wie wäre der Krieg dann verlaufen? Hätten die Nazis doch noch gewonnen? Das sind die Fragen, die sich in der Rückschau stellen. Für die Akteure selbst stellt sich die Frage: Wie weit können wir gehen, wie hoch unsere Verluste sein?

Richard Attenboroughs Film beantwortet die Frage eindeutig: Rund 10.000 Tote auf alliierter Seite sind wohl okay, wenn man sich damit auf dem Festland festsetzt und Nachschubwege sichert. Es handelt sich um eine historisch verborgte Schlacht, daher bleibt Attenborough auch wenig Raum für Improvisationen. In seinem Team ist William Goldman für das Drehbuch zuständig. Goldman obliegt es, diese mehrere Tage dauernde Operation auf knapp drei Stunden Kino einzudampfen. Attenborough selbst obliegt es, diese mehrtägige Operation adäquat, glaubhaft, angemessen abschreckend blutig und dennoch heldenkompatibel in Szene zu setzen.

Beide scheitern auf hohem Niveau. Die Zeit solcher Filme ist ganz offensichtlich vorbei.

Attenborough entfacht eine Materialschlacht, die es so im Kino selten zu sehen gibt. Er bietet ein Aufgebot an Stars an, das nicht mal die gerade so angesagten Katastrophenfilme in der Güte hinbekommen. Aber er verzettelt sich zwischen den vielen Schauplätzen. Im Kinosessel ist es schwer zu verfolgen, wer gerade wo unter Beschuss ist und wer gerade nicht die Unterstützung bekommt, die abgesprochen war und was das nun bedeutet. Das bekommt auch Goldman in seinem Drehbuch nicht hin. Aber ihm gelingen Ankerpunkte in der Story.

Plakatmotiv: Die Brücke von Arnheim (1977)Goldman malt im Script Bilder, gute Szenen, die Attenborough quasi nur noch abmalen muss. Als Sean Connerys Truppen in Feindesland landen, tauchen Irre in weißen Anstaltskleidern auf und lachen ihn aus. Später werfen die Alliierten Proviant und Munition regelmäßig an der falschen Stelle ab, sodass nicht die Alliierten Truppen sie bekommen, sondern die Deutschen; als ein Brite sein Leben riskiert, einen der abgeworfenen Container zu holen, sind darin nur rote Barrets. Dann besetzen die verwundeten Briten das Haus von Liv Ullmann. Alles geht friedlich, Kinder sitzen auf dem weißen Berberteppich, dann stolpert ein Verwundeter über eine Spielzeugeisenbahn, die entgleist, während rote Blutstropfen auf den weißen Teppich fallen. Das sind schöne, berührende Szenen, die ein starkes Gegengewicht zu den Bombardements und Explosionen und Panzerschlachten sind. Auch seine knappen, kurzweiligen Dialoge tragen sehr zur Sehenswürdigkeit dieses Films bei.

Goldman beschreibt die Produktion des Films in seinem Buch Das Hollywood-Geschäft als „angenehmste Erfahrung, die ich bis dahin im Filmgeschäft gemacht hatte“. Dennoch bereitete ihm die Struktur des Filmes Probleme. Das größte stellte die Konstruktion eines Handlungsablaufs dar. Goldman stieß erst durch Zufall auf eine Konstruktion, die seine Probleme beendete: Er baute das Drehbuch in der Art eines Westerns auf. Die alliierten Armeegruppen behandelte er wie die Kavallerie, die den eingeschlossenen Verbänden zu Hilfe eilt. Damit konnte er einen groben Spannungsbogen aufbauen, der die Handlung des Filmes bestimmte.

Wenn ich nach dem Abspann wieder auf der Straße stehe, ist von dem großen Staraufgebot kaum etwas geblieben. Robert Redford? Stimmt, der taucht auch mal auf. 22 Millionen Dollar hat der Film gekostet und dann rund 51 Millionen Dollar eingespielt. Produzent Joseph E. Levine stand dafür mit seinem Privatvermögen ein. Die Situation fasste er gegenüber William Goldman mit den Worten zusammen „Wenn es schiefgegangen wäre, wäre ich nicht mehr reich gewesen.

Zum Vergleich sei darauf hingewiesen: Der zur gleichen Zeit entstandene Film Star Wars von George Lucas kostet knapp 10 Millionen Dollar.

Risikoreich war aber auch die Art der Produktion – sie wurde bereits begonnen, noch bevor ein erster Drehbuchentwurf fertig oder die Besetzung gesichert war.

Das heißt: Der Film ist mit ähnlich heißer Nadel gestrickt, wie der Einsatz, von dem er erzählt und den der britische Feldmarschall Montgomery als „zu 90 Prozent gelungen“ hält. Darüber kann man zumindest geteilter Meinung sein. Das Filmabenteuer ist es jedenfalls nicht.

Wertung: 4 von 9 D-Mark
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