Die wohlhabende Familie Jarrett lebt in einer Villa in einem gepflegten Vorort. Die Eltern spielen gerne Golf, der Sohn ist Mitglied im Schwimm-Team seiner Schule – ganz normale Menschen möchte man meinen, wenn nicht der Tod des ältesten Sohnes Buck wie ein Fluch auf der Familie lasten würde.
Bei einem Segeltörn gerieten er und sein jüngerer Bruder Conrad in einen Sturm. Das kleine Segelschiff kenterte und nur Conrad überlebte das Unglück. Seitdem hat Conrad Schuldgefühle, die durch das Verhalten seiner Mutter noch verstärkt werden: Beth Jarrett, die ihren erstgeborenen Sohn über alles liebte und immer dem jüngeren vorzog, versucht, den inneren Schmerz über den Verlust ihres Lieblingskindes durch äußerliche Gefasstheit und Gefühlskälte zu überspielen, und gibt insgeheim Conrad die Schuld an dem Unglück, der nach einem Selbstmordversuch aus der Klinik entlassen wieder nach Hause kommt.
Auch von ihrem Ehemann Calvin entfremdet sich Beth immer mehr. Während Conrad Gehör bei Dr. Berger, einem Psychiater, findet und seiner unterdrückten Angst und Wut allmählich freien Lauf lässt, will Beth weiterhin die Fassade der ganz normalen Familie aufrechterhalten und versucht, jeden Konflikt zu vermeiden …
Robert Redford hat sich für sein Regiedebüt einen ordentlichen Brocken vorgenommen: die Verfilmung eines Romas mit giftigen Dialogen, aber wenig Figurenzeichnung. Mehr als zwei Jahre sollen er und sein Drehbuchautor Alvin Sargent in das Script investiert haben. Es hat sich gelohnt.
Redford portraitiert eine Familie mit Geschichte. Das erfährt man erst mit der Zeit. Wenn wir die Familie Jarrett kennenlernen, ist da nichts, was nicht in jeder Familie, die wir kennen, nicht auch so oder ähnlich stattfindet. Väter, die auf Kumpel machen. Mütter, die auf das Bild der Familie in der Nachbarschaft achten. Jungs, die über die Stränge schlagen. Das heißt: Hier ist es nur ein Junge. Der andere ist tot. Die genauen Umstände schälen sich nach und nach hervor, während wir dieser Familie dabei zusehen, wie sie aneinander vorbei lebt.
Denn die heile Fassade ist so heile gar nicht. Es hat einen Unfall mit dem Segelboot gegeben. Die beiden Jungs waren allein unterwegs, haben nicht aufgepasst, das Boot kenterte, der ältere ertrinkt. Seitdem verharrt die Familie in so einer Art Schockstarre, sperrt Gefühle aus, spielt Normalität. Die drei – Mutter, Vater, Sohn – sprechen nicht miteinander. Sie reden aneinander vorbei, aber nie miteinander. Der überlebende Bruder schneidet sich lieber die Pulsadern auf, als sich den Eltern zu öffnen. Redford, den die Romanvorlage gereizt hat, weil sie ihn an seine Kindheit erinnert, nimmt die Perspektive dieses gequälten Jungen, Conrad, ein, der sich nicht nur für den Tod des Bruders verantwortlich fühlt sondern auch für das harsche, Gefühle verbergende auftreten der Mutter. Der junge Timothy Hutton ist eine Entdeckung. Aus sich heraus kommt er nur bei Karen, einer Freundin, die wie er einen Suizidversuch hinter sich hat, und bei Dr. Berger, einem Psychiater, der dem Jungen zumutet, was der nicht kennt: Er hört zu und bringt Conrad dazu, sich und seine Schuldgefühle zu hinterfragen.
Robert Redford nimmt sich zwei Stunden Zeit für sein stilles Drama, das ohne viel Musik auskommt, und entblättert nach und nach die kaputten Gefühlswelten der Familie. Mary Tyler Moore spielt Mutter Beth immer beherrscht mit einem Vibrieren um den Mund, dass die hohe Konzentration andeutet, die es benötigt, nicht zu auffällig die Zähne zusammenzubeißen, denn das könnte ja den Nachbarn auffallen; großartig, wie Tyler Moore die Fassade der fröhlichen Nachbarin aufrecht hält, der alles leicht von der Hand geht – was sie alle Kraft kostet. Ihr Mann Calvin hingegen ist ein Grübler, der seinen Sohn nicht erreicht und nicht merkt, dass ihm seine Ehe entgleitet. Ihn spielt Donald Sutherland rührend linkisch mit akkurat gezogenem Scheitel ("Bäreninsel in der Hölle der Arktis" – 1979; "Die Körperfresser kommen" – 1978; Ich glaub', mich tritt ein Pferd – 1978; Kentucky Fried Movie – 1977; Der Adler ist gelandet – 1976; "Fellinis Casanova" – 1976; 1900 – 1976; "Der Tag der Heuschrecke" – 1975; Wenn die Gondeln Trauer tragen – 1973; "Klute" – 1971; Stoßtrupp Gold – 1970; M.A.S.H. – 1970; Das dreckige Dutzend – 1967).
"Ordinary People" ein ein außergewöhnlicher Film in dieser Zeit, die im Kino von Raumschiffen und Märchengestalten beherrscht wird. Plötzlich werden wir mit einem Zerrbild unserer selbst konfrontiert, souverän inszeniert von einem Mann, der vor der Kamera das Image des Sonnyboys auch in ernsthaften Rollen nicht abstreifen kann. Auf dem Regiestuhl erweist er sich als präziser Beobachter und feingliedriger Erzähler.
"Ordinary People" war für sechs Oscars nominiert. Viermal wurde Erbei der Oscarshow am 31. März 1981 aufgerufen:
- Best Picture: Billy Wilder
- Director: Robert Redford
- adaptiertes Drehbuch: Alvin Sargent
- Supporting Actor: Timothy Hutton
- Hauptdarstellerin: Mary Tyler Moore
- Supporting Actor: Judd Hirsch
Die Kinofilme mit Robert Redford
- Hinter feindlichen Linien (1962)
- Lage hoffnungslos - aber nicht ernst (1965)
- Verdammte süße Welt (1965)
- Ein Mann wird gejagt (1966)
- Dieses Mädchen ist für alle (1966)
- Barfuß im Park (1967)
- Butch Cassidy und Sundance Kid (1969)
- Schussfahrt (1969)
- Blutige Spur (1969)
- Stromer der Landstraße (1970)
- Vier schräge Vögel (1972)
- Jeremiah Johnson (1972)
- Bill McKay – Der Kandidat (1972)
- Cherie Bitter / So wie wir waren (1973)
- Der Clou (1973)
- Der große Gatsby (1974)
- Tollkühne Flieger (1975)
- Die drei Tage des Condor (1975)
- Die Unbestechlichen (1976)
- Die Brücke von Arnheim (1977)
- Der elektrische Reiter (1979)
- Brubaker (1980)
- Der Unbeugsame (1984)
- Jenseits von Afrika (Out of Africa, 1985)
- Staatsanwälte küsst man nicht (1986)
- Havanna (1990)
- Sneakers – Die Lautlosen (1992)
- Ein unmoralisches Angebot (1993)
- Aus nächster Nähe (1996)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die letzte Festung (2001)
- Spy Game – Der finale Countdown (2001)
- Anatomie einer Entführung (2004)
- Ein ungezähmtes Leben (2005)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)
- All Is Lost (2013)
- Captain America: The Winter Soldier (2014)
- Picknick mit Bären (2015)
- Der Moment der Wahrheit (2015)
- Elliot, der Drache (2016)
- The Discovery (2017)
- Unsere Seelen bei Nacht (2017)
- Ein Gauner & Gentleman (2018)
- Avengers: Endgame (2019)
Die Regiearbeiten von Robert Redford fürs Kino
- Eine ganz normale Familie (1980)
- Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld – (1988)
- Aus der Mitte entspringt ein Fluss (1992)
- Quiz Show (1994)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die Legende von Bagger Vance (2000)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- Die Lincoln Verschwörung (2010)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)