Mr. Meachams Tochter Grace, eine Försterin, glaubt die Geschichten natürlich nicht, bis sie eines Tages den Waisenjungen Pete kennenlernt. Der mysteriöse 10-jährige behauptet im Wald zu leben – mit einem riesigen grünen Drachen als Kumpel!
Petes Beschreibungen stimmen mit denen aus Mr. Meachams Erzählungen überein. Also macht sich Grace auf, mehr über den Jungen im Wald herauszufinden. Begleitet wird sie von der 11-jährigen Natalie, deren Vater Jack die örtliche Sägemühle besitzt.
Gemeinsam entdecken sie, welches Geheimnis Pete versteckt, tief im Dickicht hinter Bergen und Bäumen …
Die ersten zehn Minuten dieses Films verdienen es, gesondert betrachtet zu werden. Ein kleiner Junge auf dem Rücksitz eines Autos, vorne sitzen die Eltern, sie fahren in ein freies Wochenende, auf der Straße durch den Wald rammen sie ein Reh, die Kamera bleibt bei dem Jungen, der nur etwas verwundert guckt. Schnitt. Das Auto liegt kopfüber im Wald, der Junge alleine auf der Straße. Mit großen Augen wartet er auf die gewohnte Hilfe, die nicht kommt.
Da kommt ein riesiges Wesen aus dem Schatten des Waldes. Zurückhaltend, nichts bedrohlich. Als der Junge das stumpfe Fell des Wesens streichelt, erstrahlt es in leuchtendem Grün. Hier schafft es David Lowery mit wenigen Schnitten und bemerkenswerten (CGI-)Bildern, mich zu bannen.
Dann geht die eigentliche Geschichte los, die zielgruppengemäß einfach erzählt ist. Der Drache ist von Anfang an da, kein Geheimnis, keine Bedrohung, immer freundlich. Schnell weiß ein größerer Kreis als künftige Familie in Frage kommender Personen – inklusive potenzieller Großvater und Nachbarn – über den seit vielen Jahren im Verborgenen lebenden Drachen Bescheid und der Mann, der den großen Grünen in bare Münze verwandeln will, ist jetzt auch nicht so der Schurke schlechthin. Ein WYSIWYG-Film, ich bekomme, was Plakat und Erwartung versprechen.
Die Disneystudios heben seit einigen Jahren ihre Schätze aus dem Archiv. Nach Maleficent (einer Art umgedrehtem Dornröschen), „Cindarella“ und dem Jungle Book – und bevor demnächst Die Schöne und das Biest mit Emma Watson real verfilmt wird – kommt hier die neue Version des Zeichentrick-/Realfilms „Elliot, das Schmunzelmonster“ von 1977. Im schnell drehenden Kommerzkino-Umfeld ist es dieser Bemerkung wert, dass der größte Player im Spiel, die Disney Studios, seine Schätze wenigstens mit hohem Respekt behandelt – um sie dann ordentlich zu melken. Muss man das aus irgendeinem moralischen Impetus heraus jetzt beklagen?
Okay; klaglklagklag.
Andererseits: So ist‘s Geschäft, und dann können wir ja aber mal gucken, ob sie wenigstens ordentlich gemolken haben. Und siehe, da kann man sich auf das Familienfilm-Label Disney verlassen: David Lowery nimmt die Story ernst, respektiert seine Charaktere und erzählt ein packendes Abenteuer mit soliden Schauspielern.
Robert Redford taucht mit Lust in diese seine erste Großvater-Rolle ein und adelt Lowerys Film mit der Grandezza des alten Hollywood.
Bryce Dallas Howard (Jurassic World – 2015; The Help – 2011; Terminator: Die Erlösung – 2009; Spider-Man 3 – 2007; The Village – 2004) als seine Tochter Grace und Mitarbeiterin des nahe gelegenen Naturparks, spielt angenehm zurückhaltend die Mother next door, braucht mal nicht die hyperventilierende Zicke zu mimen. Das steht ihr gut.
Die eigentlichen Kracher sind aber Oakes Fegley als zehnjähriger Waisenjunge (und Drachenflüsterer) Pete und Oona Laurence als Natalie, elfjährige Stieftochter von Grace, die zur wichtigsten Freundin des Waisenjungen wird. Oona Laurence spielt erfrischend offen und neugierig und besetzt schnell das emotionale Zentrum des Films.
Dramaturgische Schwächen des Films sind zielgruppenbedingt. Dramaturgische Stärken auch.
Die Kinofilme mit Robert Redford
- Hinter feindlichen Linien (1962)
- Lage hoffnungslos - aber nicht ernst (1965)
- Verdammte süße Welt (1965)
- Ein Mann wird gejagt (1966)
- Dieses Mädchen ist für alle (1966)
- Barfuß im Park (1967)
- Butch Cassidy und Sundance Kid (1969)
- Schussfahrt (1969)
- Blutige Spur (1969)
- Stromer der Landstraße (1970)
- Vier schräge Vögel (1972)
- Jeremiah Johnson (1972)
- Bill McKay – Der Kandidat (1972)
- Cherie Bitter / So wie wir waren (1973)
- Der Clou (1973)
- Der große Gatsby (1974)
- Tollkühne Flieger (1975)
- Die drei Tage des Condor (1975)
- Die Unbestechlichen (1976)
- Die Brücke von Arnheim (1977)
- Der elektrische Reiter (1979)
- Brubaker (1980)
- Der Unbeugsame (1984)
- Jenseits von Afrika (Out of Africa, 1985)
- Staatsanwälte küsst man nicht (1986)
- Havanna (1990)
- Sneakers – Die Lautlosen (1992)
- Ein unmoralisches Angebot (1993)
- Aus nächster Nähe (1996)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die letzte Festung (2001)
- Spy Game – Der finale Countdown (2001)
- Anatomie einer Entführung (2004)
- Ein ungezähmtes Leben (2005)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)
- All Is Lost (2013)
- Captain America: The Winter Soldier (2014)
- Picknick mit Bären (2015)
- Der Moment der Wahrheit (2015)
- Elliot, der Drache (2016)
- The Discovery (2017)
- Unsere Seelen bei Nacht (2017)
- Ein Gauner & Gentleman (2018)
- Avengers: Endgame (2019)
Die Regiearbeiten von Robert Redford fürs Kino
- Eine ganz normale Familie (1980)
- Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld – (1988)
- Aus der Mitte entspringt ein Fluss (1992)
- Quiz Show (1994)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die Legende von Bagger Vance (2000)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- Die Lincoln Verschwörung (2010)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)