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Plakatmotiv: Der Unbeugsame (1984)

All American Hero in
All American Movie

Titel Der Unbeugsame
(The Natural)
Drehbuch Roger Towne & Phil Dusenberry
nach dem Roman von Bernard Malamud
Regie Barry Levinson, USA 1984
Darsteller
Robert Redford, Robert Duvall, Glenn Close, Kim Basinger, Wilford Brimley, Barbara Hershey, Robert Prosky, Richard Farnsworth, Joe Don Baker, John Finnegan, Alan Fudge, Paul Sullivan Jr., Rachel Hall, Robert Rich III, Michael Madsen u.a.
Genre Drama
Filmlänge 138 Minuten
Deutschlandstart
12. Oktober 1984
Inhalt

Roy Hobbs wächst im Mittleren Westen USA auf einer Farm auf. Er zeigt großes Talent als Baseballspieler. Als Junge trainierte er mit seinem Vater auf den Feldern um das Haus, allerdings starb dieser an einem Herzinfarkt, als Roy noch ein Teenager war. Als der Baum, unter dem sein Vater starb, eines Nachts von einem Blitz getroffen wird, schnitzt der junge Roy sich aus dem Holz einen neuen Schläger, den er Wonderboy nennt.

Einige Jahre später hat Hobbs eine Chance, in der Profiliga Fuß zu fassen, weswegen er seine Heimat verlässt. Als er sich auf eine Liaison mit einem weiblichen Fan einlässt, erleidet seine Karriere ein frühes (vorläufiges) Ende, denn die junge, wie sich herausstellt psychisch instabile Frau schießt ihn nieder und begeht kurz darauf Selbstmord.

16 Jahre später findet Hobbs, mit seinem Baseballschläger „Wonderboy” aus Kindertagen, zum Baseball zurück, wenn auch nur im Außenseiterteam der New York Knights. Obwohl viel gegen die Mannschaft spricht, entwickelt sich die Außenseitermannschaft zu einem Siegerteam. Roy trifft auch seine Jugendliebe Iris wieder und erfährt, dass er kurz vor seiner Abreise damals einen Sohn gezeugt hat.

Alles gut also? Wohl nicht: Der Besitzer des Teams, der „Richter“ hat überhauopt kein Interesse daran, dass die Knights plötzlich dauern gewinnen. Er hatte Hobbs eigentlich nicht als wirkliche Verstärkung engagiert. Bei ausbleibendem Erfolg nämlich übernimmt er die vollständige Kontrolle über die Mannschaft, die zu einem Teil noch dem Trainer gehört. Unterstützt wird der „Richter“ dabei von dem Spieler Sands und von Memo Paris, die für ihn die Spieler von einem professionellen Leben abhält …

Was zu sagen wäre

Robert Redford kann nichts dafür, dass der deutsche Filmtitel identisch ist mit dem seines Buddys Paul Newman; jener hieß im Original Cool Hand Luke (1967), dieser hier „The Natural“. Aber Redford ist – wie einst Newman – ein Unbeugsamer, einer, der seinen moralischen Weg geht. Er ist aber auch die Verkörperung des wahren, schönen, moralisch aufrechten Amerika und dass er nun auf Barry Levinson als Regisseur trifft, ist folgerichtig. Der hat vor zwei Jahren sein Debut mit American Diner (1982) gefeiert und sich da schon als Regisseur des großen Americana, einer der großen Geschichtenerzähler des America Great Again geoutet. Folgerichtig beginnt sein Film über Baseball, jene amerikanischste aller amerikanischen Zeitvertreibe mit sportlicher Note, auch nicht mit krachenden Baseballbildern. Er beginnt im Farmland der USA, das auch Heartland genannt wird – Herzkammer der USA.

Der Soundtrack (Komponist: Randy Newman) macht deutlich, wo es lang gehen wird: Die Fanfaren und Posaunen würden auch jedem Militärdrama zur Ehre gereichen. Erzählt wird die Geschichte des einen Aufrechten, der sich gegen Geld, Weib und Verrat durchsetzt und trotz gewaltiger Widerstände – „Verlieren ist eine Krankheit. Die so ansteckend ist wie Husten.“ – am Ende obsiegt. Die eine Frau schießt ihn nieder, eine weitere soll seine sportliche Leistung beeinträchtigen, die dritte schließlich hat ihm ein gemeinsames Kind (natürlich ein Sohn) vorenthalten. Der Vereinsboss will, dass sein Verein verliert, weil er dann mehr Macht bekommt und bei Redfords erstem erfolgreichen Schlag in der Liga bricht ein Gewitter los und platzt der Ball.

Das Drehbuch baut seine Hürden geschickt. Überraschend kommt der Schuss, der den Helden 16 Jahre aus dem öffentlichen Leben zieht. Wenn man sich zu fragen beginnt – nach etwa einer Filmstunde – wie es denn nun eigentlich witergehen soll (doch nicht etwa einfach von Sieg zu Sieg?), werden die finsteren wirtschaftlichen Interessen des Clubbosses deutlich (der vornehmlich in dunklen Räumen agiert), offenbart sich die Rolle Kim Basingers als Animierdame, um Sportler vom Wesentlichen abzulenken. Basinger unterstreicht ihre schauspielerischen Qualitäten, die sie im vergangenen Jahr schon in dem James-Bond-Film Sag niemals nie angedeutet hat. Nach einer Stunde, zwanzig Minuten wird das Drama plötzlich familiär – es gibt (potenziell) einen Sohn? Das Drama erreicht nochmal eine neue Tiefe. Clever. Nicht so clever ist in diesem Zusammenhang die Wahl, Glenn Close als Redfords Love Interest zu besetzen (Der große Frust – 1983; Garp und wie er die Welt sah – 1982).

Levinson schwelgt im 30er-Jahre-Dekor – geschwungene Linien, Sepiafarben, schöne Sonnenuntergänge – und Robert Redford, 48 Jahre alt, der sich müht, zu Beginn einen lockeren Twen zu mimen, seine Rolle aber überzeugend durchzieht. Als sein Trainer agiert der knurrige Wilford Brimley – eine perfekte Type für den alt gewordenen Sturkopf mit Hirn und Herz (Das Hotel New Hampshire – 1984; Höllenjagd bis ans Ende der Welt – 1983; Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Sensationsreporterin – 1981; Brubaker – 1980; Der elektrische Reiter – 1979; Das China-Syndrom – 1979). Dem perfekten Typecasting gesellt sich eine klare Bildsprache hinzu. Nach langem, gefahrreichem Drama reicht ein Bild – eine Zeitungsschlagzeile – um die Wende einzuleiten. Und dann 40 Sekunden, um die Liebe zu einem Material Girl – Kim Basinger – als Ursache für den Niedergang zu bebildern. Und dann rettet das Antlitz der Wahren Liebe das Spiel – ein Schlag, die Flutlichtanlage geht zu Bruch, die Erwartungen des Zuschauers übererfüllt – auch wenn Glenn Close als diese Wahre Liebe das Beispiel für misslungenes Typecasting gibt. Die gute Schauspielerin (Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen – 1984; „Der große Frust“ – 1983; „Garp und wie er die Welt sah“ – 1982) versprüht als Iris herben Alltag, wo romantische Gefühle nötig wären – das passt zwar zu einer Frau, die in den 30er Jahren allein einen Jungen groß zieht, passt aber nicht zur ewigen Jugendliebe Robert Redfords. Da steht dem Bildermedium Kino das Bild im Weg.

Seinen Magic Moment hat der Film gegen Ende, als Bobby Savoy, Balljunge des Teams, Redford seinen (von dem Jungen selbst geschnitzten) Schläger überreicht und Redford wissend lächelt und dann – eben – den Home Run schlägt, während die Flutlichtanlage ein letztes Mal zischelt. Da wirkt das Happy End fast lieblos angeklebt, zu dem mit zwei Einstellungen die komplettierte Familie, Vater und Sohn gefeiert werden. Da sagen die Bilder alles und beweisen die (manchmal naive) Wucht des Kinos – ohne alle Fanfaren.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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