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Plakatmotiv: Der Unbeugsame (1967)

Paul Newman als eine Art
Jesus Christus im Knast

Titel Der Unbeugsame
(Cool Hand Luke)
Drehbuch Frank Pierson & Donn Pearce
nach einem Roman von Donn Pearce
Regie Stuart Rosenberg, USA 1967
Darsteller

Paul Newman, George Kennedy, J.D. Cannon, Lou Antonio, Robert Drivas, Strother Martin, Jo Van Fleet, Clifton James, Morgan Woodward, Luke Askew, Marc Cavell, Richard Davalos, Robert Donner, Warren Finnerty, Dennis Hopper u.a.

Genre Drama
Filmlänge 126 Minuten
Deutschlandstart
1. Dezember 1967
Inhalt

Aus Langeweile – und nach jeder Menge Flaschen Bier – köpft Luke Jackson, ein mit Orden ausgezeichneter Soldat, mehrere Parkuhren, wofür er zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt wird.

Im Gefängnis gerät er bald mit dem Anführer der Häftlinge, dem großmäuligen Dragline, aneinander. Dieser arrangiert einen Boxkampf zwischen den beiden, in dem Luke hoffnungslos unterlegen ist und mehrmals niedergeschlagen wird. Trotzdem weigert er sich, sich geschlagen zu geben und steht immer wieder auf, um weiterzukämpfen, obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Später verdient er sich seinen Spitznamen Cool Hand Luke, indem er beim Pokern blufft und schließlich gewinnt, obwohl er nichts auf der Hand hatte.

Später stachelt er die Häftlinge dazu an, eine Arbeit für mehrere Tage – das Asphaltieren einer Straße – an weniger als einem Tag zu erledigen. Ein anderes Mal geht er die Wette ein, in einer Stunde fünfzig gekochte Eier zu essen, was er auch schafft. Plakatmotiv (US): Cool Hand Luke – Der Unbeugsame (1967) Von den anderen Häftlingen wird er mittlerweile bewundert, sein früherer Kontrahent Dragline sieht einen Freund in ihm.

Nachdem die Nachricht vom Tod von Lukes Mutter eingetroffen ist, wird er präventiv in den Bunker gesteckt, da „Männer da auf die falschen Gedanken kommen“. Luke teilt einem Wärter mit, dass er dieses Vorgehen für ungerecht hält. Kurz darauf unternimmt er seinen ersten Ausbruchsversuch. Nachdem er wieder eingefangen wurde, erhält er Fußketten. Trotzdem gelingt ihm ein zweiter Ausbruch. Nachdem er wieder gefangen worden ist, wird er von den Wärtern bis zur Erschöpfung schikaniert. Er bricht schließlich zusammen und fleht um Gnade, wodurch er die Achtung seiner Mithäftlinge verliert. In der Folge verhält er sich duckmäuserisch und spielt den Laufburschen für die Wärter.

Als sich eine Gelegenheit bietet, flieht er erneut …

Was zu sagen wäre

Und Gott schickte seinen Sohn, um die Menschheit zu erlösen. Diesen Luke hat kein Gott geschickt. Gott weiß offenbar nicht mal, dass es diesen Luke gibt – zumindest antwortet er nicht, wenn der mit ihm sprechen, ein paar Fragen beantwortet haben will. Dieser Luke ist ein Erlöser anderer Art, gebenedeit aus der Frucht eines von filterlosen Zigaretten krebszerfressenen Leib einer Südstaatenmatrone, der im Krieg ein paar Leute getötet, dafür Orden bekommen hat und dann, in Friedenszeiten, vor Langeweile eingegangen ist. Er findet einfach seinen Platz nicht. Überall Regeln. Überall Grenzen. Überall Bosse.

Um seine Bestimmung zu finden, muss er erst ein paar Parkuhren demolieren. Im Suff – ausgerechnet Parkuhren, diese stummen Diener kommunaler Platzüberwachung. Zwei Jahre Arbeitslager. Erst im Gefängnis findet er seine Bestimmung. Einer allein gegen die Welt der Bosse. Um den anderen Hoffnung zu geben. Nicht, dass dieser Luke ein edler Mensch wäre – wortkarg, ruhig, lächelt gerne „Dann gibt es wenigstens was zu tun“ ist seine Begründung für die Idee, 50 hartgekochte Eier binnnen einer Stunde zu essen, was für mehrere Tage Aufregung im Camp sorgt – für Abwechslung.

Als er den Bautrupp dazu getrieben hat, die Straße in Windeseile zu teern, da blendet die Kamera auf die Aufseher, durch deren Gesicht der lachende Luke durchschimmert. Dann schwenkt die Kamera weiter auf ein Straßenschild, weiße Schrift auf rotem Grund: „Stop“  – da wird klar, wohin die Reise gehen wird. Plakatmotiv (US): Cool hand Luke (1967) Das Feel Good Movie wird nicht bleiben. Es ist ein Film aus dem harten Knastfilm-Genre, das Stuart Rosenberg nicht hinter dicken Mauern inszeniert, sondern in der gleißenden Sonne eines Arbeitslagers.

Dieser Luke hat in seinem „ganzen Leben noch nichts geplant“, geriert sich eher aus Langeweile als eine Art Opium fürs Volk, so, wie Religion manchmal als Opium fürs Volk beschrieben wird. Er strahlt Hoffnung aus. Erlösung. Pathetisch ausgedrückt: Dieser Gesandte opfert sich für die Gemeinschaft. Mehrfach inszeniert Stuart Rosenberg Paul Newman in der Pose des Gekreuzigten, der auch mehrfach den Kontakt zu Gott sucht – aber nicht erhört wird. Am Ende, nach seinem Tod, arbeiten die Gefangenen an einer Straßenkreuzung und das Foto von Luke mit den beiden Mädchen wird eingeblendet, einmal längs, einmal quer gerissen – wie ein Kreuz.

Der Held dieses packend inszenierten Breitwand-Krachers voll Härte und Brutalität ist Sträfling eines Arbeitslagers, der nach drei Fluchtversuchen schließlich sterben muss. Paul Newman spielt diesen Luke mit einer entwaffnenden, nunja, Coolness (Man nannte ihn Hombre – 1967; Der zerrissene Vorhang – 1966; Ein Fall für Harper – 1966; Immer mit einem anderen – 1964; Der Wildeste unter Tausend – 1963; Haie der Großstadt – 1961; Exodus – 1960; Die Katze auf dem heißen Blechdach – 1958; Der lange heiße Sommer – 1958). Meist das um die Endlichkeit seines Besitzers Bescheid wissende Lächeln im Mundwinkel, seine wenigen Sätze knurrt er mehr, als dass er wirklich spricht, aber als er in der bewegensten Szene des Films auf Jo Van Fleet trifft (Jenseits von Eden – 1955), die seine krebskranke Mutter Arlene spielt, die kraftlos auf der Ladefläche eines Kleinlasters liegt, da ist der von Newman portraitierte Cool Hand Luke plötzlich voller Emotion, kann seine Arme nicht still halten, weiß nicht, wohin mit seiner Verzweiflung darüber, seiner Mutter kein besserer Sohn sein zu können.

Sein Partner in Crime ist hier George Kennedy, den wir immer wieder in eindrucksvollen Auftritten in kleinen Nebenrollen im Kino erleben (Das dreckige Dutzend – 1967; Der Mann vom großen Fluss – 1965; Der Flug des Phoenix – 1965; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Wiegenlied für eine Leiche – 1964; Charade – 1963). Hier kann er erstmals zeigen, was alles in seinem bulligen Körper steckt. Kennedy beherrscht die ganze Klaviatur von Hart bis Sanft. Er ist die große Entdeckung in diesem Film. Auf der anderen Seite steht Strother Martin als Chef des Gefängnisses. "Direktor" mag man nicht sagen, weil Martin hier auftritt, wie er über Jahre in Nebenrollen prominenter Filme aufgetreten ist (Ein Fall für Harper – 1966; Der Mann, der Liberty Valance erschoss – 1962; Der letzte Befehl – 1959; Planet des Grauens – 1956) – ungewaschen, unkultiviert, plump brutal.

Ein eindrucksvoll inszeniertes und in der Hauptrolle hervorragend gespieltes Drama, das am Beispiel eines Außenseiters den Konflikt zwischen Ordnung und individueller Freiheit abhandelt. Ein interessantes, spannendes, aufregendes sozialkritisch orientiertes Drama, aber auch eine bewegende Charakterstudie.

Wertung: 8 von 8 D-Mark
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