Istanbul in den 20er Jahren: Eve Tozer ist ein Glamourgirl, das das Geld ihres reichen Vaters mit vollen Händen ausgibt. Während einer Party wird ihr Glück jäh gestört, als ihr ein alter Freund eröffnet, dass sie ihren Vater innerhalb von zwölf Tagen finden muss. Andernfalls werde dieser offiziell für tot erklärt, wodurch sie ihren Anspruch auf sein Erbe verliere und das gesamte Geld an einen ehemaligen Geschäftspartner namens Bentik gehe. Sie heuert daraufhin das Weltkriegs-Fliegerass Patrick O’Malley an, der sie mit seinen Flugzeugen bei der Suche nach ihrem Vater unterstützen soll. O’Malley nimmt sich der Aufgabe an, da er aus anderen Gründen die Stadt verlassen muss.
Ihre Reise führt sie durch mehrere Länder, unter anderem Afghanistan und die Provinz Waziristan im damaligen Britisch-Indien. Schließlich treffen sie in der Provinz Xinjiang in China auf den exzentrischen Bradley Tozer, der ein kleines Dorf gegen die Angriffe eines Warlords verteidigt.
Allerdings hat Bradley gar keine Lust, nach London zurückzukehren …
Eine reiche Göre, die statt sich eine Arbeit zu suchen, lieber ihr Erbe nicht verlieren will – wenn das mal nicht eine nachvollziehbare Motivation für eine Heldin ist. Männer wie ein gewisser Dr. Indiana Jones suchen immer nur nach meist goldschimmernden Artefakten, die historisch wertvoll, pekuniär aber noch viel mehr wert sind. Aus irgendeinem Grund ist die um ihr Erbe fürchtende junge Frau in der Lage, einen Doppeldecker zu fliegen, womöglich hat ihr das mal einer ihrer Galane an einem lauen Frühlingsabend beigebracht. Sonst irgendeiner Arbeit nachgehen tut sie nicht. Auf Empfängen das Champagnerglas gerade zu halten ist anstrengend genug. Damit erklärt sich ausschweifend die Energie, mit der sie nun den versoffenen Piloten O'Malley überzeugt, ihr zu Diensten zu sein. Reichen 20.000 Dollar nicht, bietet sie 30.000, irgendwann sind es 60.000 Dollar; Geld spielt bei Eve Tozer keine Rolle, solange sie noch Erbin ist. Trotzdem hat O'Malley gar keine Lust, auch nicht für 60.000 Dollar für die lästige Blondine tätig zu werden, aber zum Glück sind ein paar Gläubiger hinter dem Angetrunkenen her, was Regisseur Brian G. Hutton in der Folge mehrmals Gelegenheit bietet, zwei zauberhafte Doppeldecker am Himmel über Asien in Szene zu setzen.
Das in-Szene-setzen verschwenderisch aufgefahrenen Materials ist das Verkaufsargument für diesen Film, den es nicht geben würde, hätten nicht Steven Spielberg und George Lucas mit Jäger des verlorenen Schatzes (1981) ein verloren geglaubtes Kinogenre mit großem Kassengeklingel wiederbelebt. Abenteuerfilme waren bis dato Relikte aus den 50- und 60er-Jahren, in den 70ern probierte man es nochmal mit Dinosauriern auf vergessenen Inseln, aber da schien das Genre schon tot. Spielberg und Lucas reanimierten das große Abenteuer mit Witz, sich rhytmisch steigerndem Eskapismus und Special Effects in bis dahin in solchen Filmen nicht gekannter Qualität. Damals sollte ursprünglich Tom Selleck (Coma – 1978; Schlacht um Midway – 1976) die Titelrolle des Indiana Jones übernehmen, war aber vertraglich noch an die TV-Serie "Magnum P.I." gebunden, was Harrison Ford seine nach Han Solo zweite große Heldenrolle verschaffte. Mit "Magnum" wurde Selleck dann zur Ikone des fluffigen TV-Helden: Schnäuzer, Hawaii-Hemd, Ferrari 308 GTS und immer ein lockerer Spruch auf den Lippen. Den Charakter auf einer großen Leinwand füllt das nicht, auch wenn statt des Ferrari zwei Flugzeuge und statt des Hawaii-Hemds knackige Lederjacken zur Verfügung stehen. Aus dem wenigen, was das Drehbuch der Figur des Piloten mitgibt, kann Selleck nichts weiter zaubern als lustig wackelnde Augenbrauen.
Brian G. Hutton hat nicht viele Filme gedreht und die großteils in den 60er Jahren, hauptsächlich verdient er seine Brötchen als Schauspieler in TV-Produktionen. Das heißt nicht, dass er Regie nicht könne, Hutton liebt die große Leinwand und packt sie voll mit allem, was das Produktionsbudget hergibt und das Drehbuch fabuliert, und so werden aus den Weiten der jugoslawischen Wildnis asiatische Kampfschauplätze mit Explosionen, Schießereien und Flugzeugabstürzen; tatsächlich fabuliert das Drehbuch auch nicht viel mehr. Hutton ist allerdings kein Regisseur für den Schneideraum. Er füllt seine Bilder, dirigiert seine Schauspieler, aber dass das hinterher alles zusammenpasst, dafür sorgt dann der Cutter in seinem stillen Stübchen. Spielberg und Lucas, die noch zur Filmschule gingen, als Hutton seine großen Erfolge Agenten sterben einsam (1968) und Stoßtrupp Gold (1970) drehte, haben verinnerlicht, dass der eigentliche Film, die Szenen, die die Zuschauer in den Sessel drücken, erst im Schneideraum entstehen. Mängel am Set werden dort ausgeglichen. Anders ausgedrückt: "High Road to China" findet keinen Rhythmus. Er folgt in wuchtigen Bildern einem trinkfesten Tagelöhner, der rätselhafterweise gleich zwei Flugzeuge besitzt, und einem verwöhnten Partygirl durch schießwütige Gesellschaften, bis sie irgendwann irgendwo mehr oder weniger zufällig auf den gesuchten Vater Bradley treffen. Den spielt der gemütliche Haudegen Wilford Brimley gewohnt kauzig (Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Sensationsreporterin – 1981; Brubaker – 1980; Der elektrische Reiter – 1979; Das China-Syndrom – 1979), aber bis man ihn ohne seine obligatorische Brille erkennt, ist sein Part fast schon durch. Das zu gucken im Kinosessel ist abwechslungsreich. Spannend erzählt ist es nicht. Die Bildanschlüsse stimmen, mehr war für Cutter John Jympson (Frenzy – 1972; Stoßtrupp Gold – 1970; Agenten sterben einsam – 1968) nicht rauszuholen.
Das alles fällt auf, weil Sandra Weintraub und S. Lee Pogostin ihr Drehbuch ohne Esprit geschrieben haben, das die große Auflösung, nämlich die Antwort auf die Frage, ob Eve Tozer ihr Erbe antreten kann oder nicht, schlaff in den Sand fallen lässt. Der von Robert Morley in einer hübschen Miniatur gespielte Schurke bleibt unangetastet und erbt die Firma, die Tochter aber all die wertvollen Patente von Papa? Das ist dokumentierte Ideenlosigkeit. Die Figuren sind mehr Funktionserfüller als handelnde Menschen, deren Schicksal uns sorgen müsste – sie sind Figuren in einem Abenteuerfilm. Die sterben nicht. Figuren in einem Abenteuerfilm haben Angst vor Schlangen oder tragen eine ikonographische Peitsche oder sind als Professor der Schwarm aller Studentinnen. Die Figuren im vorliegenden Film sind Trinker oder bedrohte Erben. Für 100 Minuten Film darf es ruhig etwas mehr Charaktertiefe haben.