Luke Skywalker ist ein junger Farmer auf dem Wüstenplaneten Tatooine. Seine Freunde sind alle längst weg – auf der Akademie des Imperiums. Luke würde auch gern, allein sein Onkel hält ihn bislang mit sinnlosen Farmaufgaben auf Tatooine fest.
Über die Androiden C3-PO und R2-D2, die kürzlich nach einer Raumschlacht auf Tatooine strandeten, gerät Luke an den Einsiedler Ben Kenobi, der sich als der letzte der "Jedi-Ritter" erweist, jenen legendären Hütern der Freiheit im Universum. Als das Imperium auf der Suche nach den beiden Droiden die Zieheltern von Luke tötet, schließt der sich dem alten Jedi an und lässt sich in der Macht unterweisen, jener geheimnisvollen Kraft der Jedi-Ritter.
Zuvor aber gilt es, die liebreizende Prinzessin Leia aus den Fängen Darth Vaders, Lord der Sith und rechte Hand des Imperators, zu befreien. An Bord des Millenium Falcon unter Schmuggler Han Solo fliehen sie vom Wüstenplaneten und erreichen den gefürchteten Todesstern, ein Erdball-großes, waffenstarrendes Raumschiff, das ganze Planeten vernichten kann. Hier wird die Prinzessin gefangengehalten.
Der junge Luke, der weise Ben, der durchtriebene Schmuggler Han und Copilot Chewbacca sowie die Droiden R2-D2 und C3-PO starten ein gewagtes Kommandounternehmen …
Zwei Jungs aus der hinteren Provinz träumen von der großen Stadt, davon, nach den Sternen zu greifen, Großes zu leisten und: Hauptsache Weg von hier. Das ist ein beliebtes Motiv im Kino: Die Reise eines Jungen, der zum Helden wird. Dafür, dass der eine Junge am Ende zum Helden wird, zum Steigbügelhalter für die große Rebellion gegen den bösen Imperator, muss der andere Junge sterben, explodiert in den Tiefen des Raums.
Die Einöde der Provinz ist im vorliegenden Film ein Planet namens Tatooine, der rundherum von Wüste bedeckt ist und einen Raumhafen aufweist, in dem der größte Abschaum der ganzen Galaxis anzutreffen ist. Luke weiß von solchen Dingen wenig. Als wir ihn kennenlernen, ist er ein halbwüchsiger Zögling seines herrischen Onkels, der ihm das „Herumtreiben mit Deinen Freunden“ durch immer neue Aufgaben auf seiner Hydrofarm versaut. Den anderen Jungen, Biggs, lernen wir erst gegen Ende kennen; alle Szenen, die George Lucas mit Biggs und Luke in der "Toshi Station" gedreht hat, sind im Schneideraum geblieben und auf dem exzellenten CD-Rom-Lexikon "Star Wars: Behind the Magic" in Grundzügen erhalten. Es wird aber auch so klar: Luke ist allein, zutiefst unglücklich, leidet daran, seinen Vater nicht zu kennen und hat nur vage Perspektiven.
Es sind äußere Einflüsse, die das Leben des naiven Jungen auf den Kopf stellen: zwei Roboter und ein alter Mann, der mal ein großer Held war und sich aus unklaren Gründen in die Wüste zurückgezogen hat. Alec Guinness (Eine Leiche zum Dessert – 1976; Doktor Schiwago – 1965; Der Untergang des Römischen Reiches – 1964; Lawrence von Arabien – 1962; "Unser Mann in Havanna" – 1959; Die Brücke am Kwai – 1957; Ladykillers – 1955; Adel verpflichtet – 1949) spielt den alten Ben Kenobi als weisen Mentor mit melancholischer Note. Er überreicht dem Jungen „das Lichtschwert Deines Vaters. Eine elegante Waffe. Nicht so plump und ungenau wie die imperialen Blaster“. Mit dem Lichtschwert – einem metallenen Griff, aus dem ein etwa ein Meter langer Laserstrahl schießt – verknüpft George Lucas seinen Weltraumfilm mit den Abenteuerfilmen über die Ritterzeit. Kaum bringt Luke das Lichtschwert zum Leuchten, taucht auch schon die in Ritterfilmen unumgängliche Damsel in Distress auf, die Prinzession Leia Organa vom Planeten Alderaan, die wir eingangs schon als bissige, nicht auf den Mund gefallene Diplomatin kennengelernt haben und die sich jetzt in der Gewalt des Imperiums befindet. Fehlt noch der Draufgänger, der die waghalsigen Kämpfe bestreitet und dem juvenilen Held als eine Art mürrischer aber loyaler großer Bruder zur Seite steht: Auftritt Harrison Ford ("Der Dialog" – 1974; American Graffiti – 1973) als Han Solo, ein breit grinsender, gerissener Schmuggler und sein Co-Pilot Chewbacca, ein zwei Meter fünfzig großer Hüne mit Fellbewuchs.
Es kommen Raumschiffe und Laserpistolen vor. Aber im Herzen dreht George Lucas ein großes Abenteuer, wie es das in den 30er Jahren schon gegeben hat – nur technisch an die aktuellen Möglichkeiten angepasst. Er unterstreicht das, indem er seinen Film mit einem die Situation erläuternden Lauftext beginnt, der perspektivisch im Bildhintergrund verschwindet; ein Stilmittel, das in den 30er Jahren beliebt war. Alles an diesem Film ist groß: die Gefahren, der Todesplanet, die Galaxis, die nur mit "Hyperraumsprüngen" durchquert werden kann, und natürlich das Abenteuer selbst. Worum genau es eigentlich geht, bleibt unklar: Es gibt einen bösen Imperator und die tapferen Rebellen; es gibt auch einen Senat, der, demokratisch legitimiert, mitregieren kann, aber gerade dabei ist, vom Imperator entmachtet zu werden. Das wird in zwei Sätzen behandelt, aber die hohe Politik steht auch nicht im Mittelpunkt: Das Abenteuer muss weitergehen, den nächsten Cliffhanger bereitstellen, den jungen Luke in sein großes Abenteuer schubsen, vor dem er noch scheut aus Angst vor seinem Ziehvater: „Ich kann nicht nach Alderaan. Ich muss nach Hause!“.
Schnell muss es gehen. In der Rückschau ist die erste viertel Stunde dieses Films daher ein kleines Wunder. Nach bombastischem Auftakt mit dem größten Raumschiff, das je über eine Leinwand geschwebt ist, bremst der Film auf nahezu Tempo Null und folgt zwei Robotern, die über Umwege in die Wüste Tatooines geraten sind und sich nun zanken. Das ist bemerkenswert: George Lucas gelingt es, dass wir im Kinosessel mit zwei Maschinen fiebern. Die tragen bei ihrem Marsch durch die Wüste die Handlung nicht voran, sind aber lustig. Man weiß, der kleinere von beiden, R2-D2, der an eine Mülltonne auf Rädern erinnert, ist auf einer geheimnisvollen Mission auf diesem Wüstenplaneten; auf was für einer, erfährt man erst später. Die Roboter, Pat & Patachon im Weltall, sind das Comic Relief gegen harte Action mit vielen Toten (die noch folgen werden). Soundtechnisch erinnert vieles in dieser Wüste an den Planet der Affen (1968), aus dessen unharmonischem Score sich Komponist John Williams weidlich bedient hat (wenn in PdA die drei Astronauten zu Beginn des Dramas durch die Steinwüste laufen, erklingen dieselben Instrumentenfragmente, wie bei C3-PO und R2-D2, die durch die Wüste irren). Was John Williams da als eigene Komposition in den Abspann schreiben lässt, hat er als Tonfolgen aus Jerry Goldsmiths Score abgekupfert; und Ben Burtt, Lucas‘ Sounddesigner, hat für seine mit einem Special-Oscar prämierten Aliengeräusche gleich mit geklaut.
Die jungen Abgänger der Filmhochschule in Kalifornien – unter ihnen Leute wie Martin Scorsese, Steven Spielberg und eben George Lucas – verehren auch das Samurai-Kino Akira Kurosawas; und also erweist Lucas dem Japaner die Ehre und kopiert eine Szene aus "Jojimbo – Der Leibwächter" (1961), wenn Ben Kenobi in der Tatooine Cantina einem Rüpel den Arm mit dem Laserschwert abtrennt – die Szene hat Lucas bis hin zu den Sounds nachgestellt.
Der böse Imperator, gegen den sich die Rebellen erheben, bleibt im Dunkeln. Im Film übernehmen die Handlager das Geschäft des Todes: Der Gouverneur des Todesplaneten, Grand Moff Tarkin, den Peter Cushing (Der sechste Kontinent – 1976; Dracula jagt Mini-Mädchen – 1972; Frankenstein muss sterben! – 1969; Brennender Tod – 1967; Dracula – 1958), mit diabolischer Lust am Bösen spielt. Und der dunkle Lord, „ein junger Jedi namens Darth Vader“, erklärt Ben Kenobi dem Jungen Luke, „der mein Schüler war, bis er dem Bösen verfiel, half dem Imperium dabei, die Jedi zu jagen und zu vernichten“. Darth Vader ist ein Schurke, dessen Gesicht hinter einer schwarzen Atemmaske verschwindet, mit schwarzem Helm, schwarzem Umhang und schwarzer Ledermontur. Ein furchterregender Schurke, der keine Gefangenen macht und der seinen Untergebenen nur eine Chance gibt, das Befohlene richtig zu machen. Eine zwielichtige Figur, denn offensichtlich ist sie mehr, als einfach nur der Schurke. Was ist passiert, dass er vom Jedi zum Schurken wurde? Was erzählt der alte Ben nicht über diesen dunklen Lord? Beide glauben an die Stärke der Macht. Sie wird als ein spezielles Energiefeld beschrieben: „Es umfängt uns, durchdringt uns. Es hält die Galaxis zusammen.“ Damit wird Ben zum gütigen Zauberer Merlin, der den jungen Artus anleitet.
Aber was ist der Dunkle Lord? Optisch wäre er, um im Bild zu bleiben, der Schwarze Ritter. Aber der verfolgte ja hinter seiner schwarzen Rüstung hehre Ziele. Das Geheimnis "Vader" umfängt den Film, hält ihn zusammen, der sonst droht, in einer bildgewaltigen Nummernrevue aus Action, Comedy und schlechten Dialogen hängenzubleiben. Es ist unterhaltsam, dem jungen Farmersjungen dabei zuzusehen, wie er zum Helden wird. Die Kabbeleien zwischen dem Schmuggler und der Prinzessin, bei denen der kernige Schmuggler meist den Kürzeren zieht, sind auch unterhaltsam. Ebenso die Roboter. Aber letztlich rennen die alle nur ihrem Ziel hinterher, irgendwie diesen gigantischen Todesplaneten zu zerstören, was ihnen – Überraschung – auch gelingt in atemberaubend komponierten Weltraumschlachten und rasanten Verfolgungen. Aber all das reicht in der Rückschau für einen ordentlichen Abenteuerfilm, der sicher bald vom nächsten Weltraumspektakelfilm überlagert werden wird. "Star Wars" war an den US-Kinokassen so erfolgreich, dass die Studiobosse sofort ihre Archivkisten nach alten SciFi-Drehbüchern durchforstet haben, die sie da in den 60er Jahren genervt versenkt hatten – der Boom der Weltraumfilme wird kommen.
Es ist Lord Darth Vader, der dem Film erst das große Rätsel spendiert, das ein jedes Märchen braucht. Und um ein Märchen handelt es sich ja bei diesem Abenteuerfilm. Gleich am Anfang des Films heißt es: „Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxis ....“
Als "Krieg der Sterne" im Mai 1977 in die amerikanischen Kinos kam, rechnete die Branche mit einem bestenfalls Plus-Minus-Null-Geschäft. Wenige Tage nach Filmstart stand fest: Hier zeichnet sich der bis dato größte Erfolg der Filmgeschichte an; der Begriff "Blockbuster", der zu Steven Spielbergs Der weiße Hai (1975) erstmals als Synonym für einen Film auftauchte, für den Menschen sich in Warteschlangen um den Häuserblock für das Kinoerlebnis anstellten, wurde hier als fester Marketingbegriff etabliert. Schöpfer George Lucas (American Graffiti – 1973; THX 1138 – 1971) hatte seine Fantasy-Saga ursprünglich auf zwölf Teile angelegt, später reduzierte er sie selbst auf neun Teile. "Star Wars – Krieg der Sterne" ist als "Episode IV" mittlerweile eingebettet in ein Bündel von Filmen und Serien aus dem Star-Wars-Universum. Los geht's mit den Episoden I und II. An diese schließen sich sechs Staffeln der Trickserie (à 21 Folgen) "The Clone Wars" an, deren letzte Staffel chronologisch kurz nach dem Finale der Episode III endet. Es folgt Solo: A Star Wars Story, der die Anfänge des jungen Han Solo erzählt. Dann folgt die TV-Trickserie "Rebels" mit vier Staffeln, an die sich nahtlos der Film Rogue One: A Star Was Story anschließt, dessen Ende der Auftakt zur "Episode IV" ist. Dann Episoden V und VI, gefolgt von der Realfilmserie "The Mandalorian" (zwei Staffeln) sowie den Episoden VII, VIII und IX und der dazu parallel laufenden Trickserie "Resistance".
Zum 20. Geburtstag des Films brachte Lucas "Star Wars" wieder in die Kinos – digital überarbeitet in Ton und Bild und mit neuen inhaltlichen Überraschungen, die jedoch alles in allem überflüssig waren. Wenn Lucas jetzt den Dialog Han-Solo / Jabba wieder einbaut, der tatsächlich 1977 mit einem damals noch humanoiden Jabba gedreht worden ist, dann hätte er auch die Tatooine-Szenen mit Luke und seinem Freund Biggs wieder einbauen können, die er auf dem exzellenten CD-Rom-Lexikon "Star Wars: Behind the Magic" veröffentlicht hat.
Er hätte es aber vielleicht besser bleiben lassen und die Szenen statt dessen in den Deleted-Scenes-Ordner einer Blu-Ray-Edition packen sollen.
Im Erzählfluss der Gesamtserie steht Tatooine jetzt wie ein Bremsklotz da. Was aber nicht einmal George Lucas Mitte der 70er Jahre hat wissen können – auch nicht, wäre er ein besserer Regisseur, als er ist. Was die anderen Neuerungen der Special Edition angeht – es handelt sich da um neu gebaute und gerechnete SFX – sind die natürlich dem neuen jungen Publikum besser zu vermitteln, als die altertümlichen Effekte, die 1977 (als ich noch jung war) Standard waren.
Ohne Star Wars, das ich zum ersten Mal im Sommer 1977 in New York gesehen habe, hätte ich wohl etwas ordentliches studiert, wäre heute Anwalt und würde meine Kinder vor den Gefahren von zu viel Comics und Computern warnen.
Gut, dass das anders gekommen ist!
Star Wars im Kino
- Episode I: Die Phantom-Bedrohung (1999)
- Episode II: Angriff der Klon-Krieger (2002)
- Episode III: Die Rache der Sith (2005)
- A Star Wars Story: Solo (2018)
- A Star Wars Story: Rogue One (2016)
- Episode IV: Eine neue Hoffnung (1977)
- Episode V: Das Imperium schlägt zurück (1980)
- Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983)
- Episode VII: Das Erwachen der Macht (2015)
- Episode VIII: Die letzten Jedi (2017)
- Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers (2019)