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Plakatmotiv: Ladykillers (1955)

Der Schwarze Humor
feiert fröhliche Urständ

Titel Ladykillers
(The Ladykillers)
Drehbuch William Rose & Jimmy O'Connor
Regie Alexander Mackendrick, UK 1955
Darsteller

Alec Guinness, Peter Sellers, Cecil Parker, Herbert Lom, Danny Green, Jack Warner, Katie Johnson, Philip Stainton, Frankie Howerd, Madge Brindley, Hélène Burls, Jimmy Charters, Kenneth Connor, Michael Corcoran, Michael Corcoran, Arthur Dibbs, Harold Goodwin, Fred Griffiths u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 91 Minuten
Deutschlandstart
25. Januar 1957
Inhalt

Mrs. Wilberforce ist eine liebenswürdige und verschrobene alte Dame, die in einem Häuschen am Londoner Bahnhof King's Cross zusammen mit ihren Papageien wohnt. Professor Marcus ist sehr angetan von der Lage des Hauses und mietet bei Mrs. Wilberforce zwei Zimmer.

Unter dem Vorwand, gemeinsam zu musizieren, trifft sich Professor Marcus fortan mit seinen Freunden Major Courtney, Harry, Louis und "Pfannkuchen" in Mrs. Wilberforces Haus. So kommt die liebenswerte alte Dame ausgiebig in den Genuss klassischer Streichmusik und staunt, wie schön der Professor und seine Freunde spielen können.

Dass sie in Wirklichkeit einer Bande von Spitzbuben aufgesessen ist, die ihr mit Hilfe eines Plattenspielers etwas vormachen, um in Ruhe einen raffinierten Geldraub vorbereiten zu können, ahnt Mrs. Wilberforce nicht. Erst als "Pfannkuchen" beim eiligen Abzug mit der Beute ein Missgeschick passiert, geht Mrs. Wilberforce ein Licht auf. Das könnte schlimme Konsequenzen für sie haben, doch zum Glück wird sich die Bande partout nicht einig, wer die schrullige alte Dame nun umbringen soll …

Was zu sagen wäre

Am Ende siegen die Unschuld und die gefestigten moralischen Grundsätze. Alexander Mackendrick liefert eine wunderbar Kriminalkomödie mit reichlich schwarzem Humor. Im Zentrum steht Miss Wimmerforce (in der englischen Originalfassung: Mrs. Wilberforce), eine Mittsiebzigerin, die wirkt, als habe sie sich aus dem viktorianischen Zeitalter herübergerettet. Regelmäßig besucht sie die Polizeiwache, um Vorfälle wie UFO-Sichtungen zu melden. Die Polizisten schenken ihren abenteuerlichen Geschichten keinen Glauben, behandeln die Dame aber freundlich.

Ihre Gegenspieler sind harte Kerle, Diebe, Räuber und sogar ein Mörder, die gemeinsam einen Geldtransporter am Bahnhof überfallen wollen und dafür die Räumlichkeiten sowie die alte Lady selbst benötigen. Es sieht nach einer klaren Sache aus. Der Überfall läuft wie am Schnürchen, bald ist das Geld beiseite geschafft. Nur die freundlich resolute Miss Wimmerforce fällt immer wieder aus der Rolle, weil sie sich einfach nicht benimmt, wie alte Damen sich vermutlich benehmen. Nicht nur ist sie ja regelmäßig auf der Polizeiwache mit ihren spannenden Geschichten, sie mischt sich auch in offene Streitereien auf der Straße ein – Gerechtigkeit muss schließlich sein. Katie Johnson, 77 Jahre alt und bis dahin im Filmgeschäft kaum über kleinere Nebenrollen hinausgekommen, ist eine hinreißende Miss Wimmerforce, immer eine Tasse Tee und einen Holzhammer zur Hand, mit dem sie die tickende Wasserleitung wieder zum Laufen bringt. Die Produzenten hielten Johnson ursprünglich für zu fragil und alt und wollten sie durch eine jüngere Schauspielerin ersetzen – doch die starb, bevor die Dreharbeiten überhaupt begonnen hatten.

"Ladykillers" kam im Januar 1957 in die deutschen Kinos, zwei Jahre, nachdem er in Großbritannien veröffentlicht worden war – und nur zwei Wochen, nachdem am 8. Januar 1957 Adel verpflichtet (1949) gestartet war, in dem Alec Guinness acht Mitglieder einer herzoglichen Sippe gespielt hatte, was ihn in Deutschland bekannt und beliebt gemacht hatte. In "Ladykillers" spielt er das Mastermind der Gaunerbande, Professor Marcus, der die schwersten Jungs im Zaum hält, aber keine alte Dame mit Prinzipien. Ursprünglich sollte der schottische Schauspieler Alastair Sim den Professor spielen. Nach verschiedenen Quellen lehnte Sim entweder die Rolle ab oder Guinness wurde verpflichtet, weil er sich als Hauptdarsteller zahlreicher Komödien aus den produzierenden Ealing-Studios an den Kinokassen als sicheres Zugpferd erwiesen hatte. Guinness lehnte seinen Professor Marcus in Gestik Mimik und mit falschem Gebiss bewusst an Sims Leinwandpersönlichkeit an. Plakatmotiv: Ladykillers (1955) Als windiger Harry erhielt Peter Sellers seine erste wichtige Filmrolle und stand hier erstmals gemeinsam mit Herbert Lom vor der Kamera. In den späteren Filmen der Pink Panther-Reihe kamen die beiden in ihren heute bekanntesten Figuren als Jacques Clouseau und Charles Dreyfus zusammen.

"Ladykillers" spielt in den 50er Jahren. Die Welt, auch Britannien, hat sich verändert. England ist keine Weltmacht mehr, versucht, nach den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges wieder ans Laufen zu kommen. Die Hoffnung darauf verkörpert die aufrechte Lady, die Reste des Viktorianischen Zeitalters. Regisseur Mackendrick sagte später, Miss Wimmerforce sei die skeptische Hoffnung gewesen, dass „gegen jede Logik“ auch England seine Probleme überstehen könne. Die Gangster stehen in diesem Kontext für bestimmte Typen, die die britische Gesellschaft eventuell negativ beeinflussen: finstere und undurchsichtige Intellektuelle (Professor Marcus), das korrupte und verstaubte Militär (der Major), unintegrierte Ausländer (Louis), Halbstarke (Harry), die leicht hinters Licht zu führende Arbeiterklasse (Pfannkuchen).

Die Geschichte spielt zum großen Teil in einem wahrlich verwunschenen Haus, das windschief am Ende der Frederica Street in London steht, wo es von der Filmproduktion eigens aufgestellt worden ist. Im Film hat es dort mal ein kleines Beben gegeben, welches einen teil des Hauses hat einsinken lassen; nun stehen die Wände schief und ist die Treppe in den ersten Stock ein wenig verzogen. Drinnen ist es eng, vollgestellt mit Polstermöbeln und Stickereien – und drei Papageien, die der verstorbene Gatte, Kapitän zur See Wimmerforce der Lady in den letzten Minuten seines Lebens vermacht hatte. In unmittelbarer Nähe laufen die Gleise zum Bahnhof King's Cross unter dem Haus durch, welche mehrfach Gelegenheit bieten, aus Versehen beseitigte Co-Gauner verschwinden zu lassen.

"Ladykillers" ist eine heute sicher etwas angestaubte, aber immer noch charmante, schwarzhumorige Komödie mit detailverliebter Ausstattung, gut gelaunt aufspielenden Akteuren. Und einer großartigen Lady.

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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