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Plakatmotiv: Planet der Affen (1968)

Ein Meilenstein des Kinos,
Klassiker der Science Fiction

Titel Planet der Affen
(Planet of the Apes)
Drehbuch Michael Wilson & Rod Serling
nach einem Roman von Pierre Boulle
Regie Franklin J. Schaffner, USA 1968
Darsteller

Charlton Heston, Roddy McDowall, Kim Hunter, Maurice Evans, James Whitmore, James Daly, Linda Harrison, Robert Gunner, Lou Wagner, Woodrow Parfrey, Jeff Burton, Buck Kartalian, Norman Burton, Wright King, Paul Lambert u.a.

Genre Science Fiction
Filmlänge 112 Minuten
Deutschlandstart
3. Mai 1968
Inhalt

Astronaut George Taylor durchbricht das Raum-Zeit-Kontinuum im All, drei Astronauten überleben den Raum-Zeit-Sprung – 2000 Jahre in die Zukunft!

Eine Notlandung verschlägt Taylor und sein Team auf einen fremden Planeten. Dort gibt es zwar auch Menschen, die leben jedoch auf Steinzeit-Niveau. Regiert wird der Planet von hochentwickelten Menschenaffen. Sie missbrauchen die Menschen als Arbeitssklaven und für Forschungszwecke.

Schon bald wird auch Taylor gefangen genommen. Eine verkehrte, fantastische Welt, in der es Taylor schließlich gelingt, das Vertrauen der jungen Schimpansin Dr. Zira und des Affen-Archäologen Dr. Cornelius zu gewinnen. Doch zunächst ist auch er in ihren Augen ein Tier, von dem die Affen abstammen. Und warum enden seine beiden Freunde im Versuchslabor der Wissenschaft?

Cornelius und Zira wollen schließlich Taylor helfen, in die „Verbotene Zone“ zu fliehen. Der Führer des Affen-Staates, der Orang-Utang Dr. Zaius, macht alle Hoffnungen der Menschheit auf diesem Planeten zunichte, denn nur er kennt die schreckliche Wahrheit, die unter dem Staub von Jahrtausenden in der „verbotenen Zone“ begraben liegt …

Was zu sagen wäre

We got off the wrong Stop!“, sagt Landon, als er die Primitiven sieht, die sich von Kokosnüssen ernähren. „Look on the bright side, Landon“, sagt Skipper Taylor, der Zyniker des Astronautentrios, das auf dem fremden Planeten gewassert ist. „This is the best they‘ve got around here, in six months we will be running this Planet!“ So wird es nicht kommen, im Gegenteil. In diesem Moment greifen die Jäger an, Affen auf Pferden.

Ein Zyniker im Weltraum

Taylor, der Zyniker, der diese Reise ins Unbekannte mit Freuden auf sich genommen hat, weil er die Menschheit nicht mehr ertragen hat, muss umdenken, sein Welt- und Menschenbild neu definieren. Damit ist die Fallhöhe definiert, willkommen in einem exzellenten humanistischen Drama im Gewand eines Science-Fiction-Films.

Kinoplakat: Planet der Affen (1968)

30 Minuten lässt sich Franklin J. Shaffner Zeit, bis die Affen kommen. Bis dahin feiert er the great american landscape in Cinemascope-Bildern und drei (kleine) Männer, die sich darin neu sortieren müssen.

Eine philosophische Betrachtung des Zivilisations-Begriffes

"Planet der Affen" stellt die Verhältnisse auf den Kopf: Wild ist zivilisiert, Zivilisation ist primitiver Primat. Einer dieser Primaten kann sprechen und aus dieser Versuchanordnung entsteht ein – über weite Teile – philosophischer Diskurs über das Recht der herrschenden Zivilisation. Was das 20th-Century-Fox-Studio als Abenteuer-Action verkauft, ist in Wahrheit ein politischer Dialogfilm – dauernd wird irgendwas verhandelt, manchmal ist das redundant.

Am Ende eines Jahrzehnts, das den Vietnamkrieg erlebt, das mit dem Attentat auf John F. Kennedy begann, und mit dem auf Martin Luther King nicht zu Ende war, das schwere Rassenunruhen erlebte, greift dieser Film all die Missstände auf, die zu den genannten und weiteren Unruhen führten; ein hochpolitischer Film – was die 20th Century Fox offenbar unter allen Umständen vermeiden wollte zu sagen. "Planet of the Apes" gilt als Abenteuer im Science-Fiction-Gewand.

Affen in High-Tech wäre zu teuer geworden

Michael Wilson, der mit Rod Serling das Drehbuch schrieb, ist bester Beweis für die These. Er stand auf der Hollywood Black List, galt in der McCarthy-Ära als kommunistischer Sympathisant und war mit Berufsverbot belegt. Das verarbeitet er in diesem Film. Es gibt ein Tribunal, bei dem es um das Schicksal des Menschen geht, der – „wider die Natur“ – sprechen kann. Während dieser Anhörung, die die Frage beantworten soll, wer oder was dieser Mensch nun eigentlich ist und Taylor seine Intelligenz, seine Individualität eigentlich bewiesen hat, da sitzen die drei vorsitzenden Affen da und einer hält sich die Augen zu, einer die Ohren und einer den Mund. Einer dieser Vorsitzenden berichtet von „pervertierten Wissenschaftlern“, die „eine obskure Theorie vertreten, die sie Evolution nennen“. Kleiner Seitenhieb der Autoren gegen die vor allem in den USA verbreiteten Kreationisten, die die Evolutionstheorie ablehnen.

Die Gesellschaft dieser Affen im Film hat kleine Schönheitsfehler. Offenbar leben die Affen in einer Klassengesellschaft mit faschistischen Zügen. Da sind die forschenden Schimpansen, die herrschenden (und verschlagenenen) Orang Utans und die kriegerischen Gorillas, die den herrschenden Orang Utans folgen. Die Schimpansen werden ob ihrer friedlichen Forschung verachtet und von beiden Seiten benutzt. Wenn aber die Affen dieses Zivilisations-Niveau erreicht haben, das behauptet wird, müsste ihre Gesellschaft weiter entwickelt, lebendiger sein. In Pierre Boules Romanvorlage sind sie das auch, für den Film scheuten Produzent und Studio die hohen Kosten, die das Design einer hoch entwickelten High-Tech-Welt kosten würde. Die Produzenten wählten die Kulisse eines Naturvolks und steckten das gesparte Geld lieber in die Affenmasken, deren hohe Qualität den Film überdauern, selbst wenn der sich an seinen in Teilen hölzernen Dialogen dereinst stumpf gespielt haben sollte.

Ein Kerl wie Charlton Heston

Charlton Heston als Taylor wirkt in seinem Spiel wie aus der Zeit gefallen. Heston gibt den wortgewandten Zyniker, aber er ist dieser wortgewandte Zyniker nicht – ihm, der gleich in der ersten Szene Zigarre rauchend im Cockpit seiner interstellaren Raumkapsel philosophische Monologe ins Logbuch murmelt, fehlt eine glaubhafte humanistische Grundierung. Sein Astronaut Taylor lässt bis zum Schluss jedes Verständnis für die Gesellschaft der Affen vermissen, ist eher beleidigt, dass sie die Amerikaner gefangen hält. Es braucht aber einen Kerl wie Charlton Heston für das Schlussbild – auch wenn der, egal in welchem Film, doch immer nur Charlton Heston gibt. Der Mann mit dem Stahlkinn kann einfach wie kein Zweiter herrlich überzogen seinen Weltschmerz in diese Welt brüllen (Der Verwegene – 1967; Sierra Charriba – 1965; El Cid – 1961; Ben Hur – 1959; König der Freibeuter – 1958; Weites Land – 1958; Im Zeichen des Bösen – 1958; Die zehn Gebote – 1956; Am fernen Horizont – 1955; Pony-Express – 1953).

Um seiner geballten Männlichkeit in diesem dann doch eher stillen Abenteuer Genüge zu tun, trägt Heston durchgehend Lendenschurz und erfinden die Autoren ein bildschönes Mädchen namens Nova, dass dem Helden fortan widerspruchslos zu willen ist und immer lächelt, während er sie betatscht. Linda Harrison spielt dieses Nova, Lebensgefährtin von Fox-Boss Richard D. Zanuck.

Bilder für die Ewigkeit

Der Film beinhaltet eine Ikonografie des Kinos. Eben dieses Schlussbild – ein absolutes Gänsehautbild, wenn Taylor angesichts der von Meer und Sand überspülten Statue of Liberty erkennt, dass er in der Zukunft der Erde gelandet ist und die Menschen den Planeten zuschanden gebombt haben. Taylors Zynismus, den er anfangs zur Schau trägt, hat sich am Ende erfüllt. Aber die Primaten haben sich in den 112 Filmminuten eben auch nicht als klüger erwiesen.

Wertung: 8 von 8 D-Mark
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