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Plakatmotiv: Planet der Affen - New Kingdom

Nichts Neues von
der Affen-Schar

Titel Planet der Affen: New Kingdom
(Kingdom of the Planet of the Apes)
Drehbuch Josh Friedman
mit Charakteren von Amanda Silver & Rick Jaffa; inspiriert durch den Roman "La planète des singes" von Pierre Boulle
Regie Wes Ball, USA, Australien 2024
Darsteller

Owen Teague, Freya Allan, Kevin Durand, Peter Macon, William H. Macy, Eka Darville, Travis Jeffery, Lydia Peckham, Neil Sandilands, Ras-Samuel, Sara Wiseman, Kaden Hartcher, Andy McPhee, Karin Konoval, Nina Gallas, Samuel Falé, Dichen Lachman, Virginie Laverdure u.a.

Genre Science Fiction
Filmlänge 145 Minuten
Deutschlandstart
8. Mai 2024
Inhalt

Etwa 300 Jahre nach der blutigen und verlustreichen Schlacht zwischen den von Caesar angeführten Affen und den Menschen unter Kommando des Colonels, haben sich in der Oase, in die Caesar seine Artgenossen einst geführt hat, mehrere Affengesellschaften parallel entwickelt. Die Menschen hingegen sind wieder Wilde geworden.

Einige der Affenclans haben noch nie etwas von Caesar gehört. Andere wiederum nutzen dessen Legendenstatus aus, um seine Lehren zugunsten ehrgeiziger Ziele zu verdrehen. Vor diesem Hintergrund versklavt der Affenanführer Proximus Caesar andere Clans, um eine geheime, menschliche Technologie zu finden.

Als der Schimpanse Noa mitansehen muss, wie seine Sippe entführt wird, begibt er sich zusammen mit dem menschlichen Mädchen Mae auf die Suche, um seine verschleppten Artgenossen zu finden und zu befreien …

Was zu sagen wäre

Die Produzenten dieses Films sagen, es handele sich nicht um ein Reboot. Es werde ein weiteres Kapitel der Saga um Caesar erzählt. Mark Bomback, Co-Autor der beiden vorherigen Filme von 2014 und 2017 sagte in einem interview, er habe das Gefühl, dass „wahrscheinlich nur noch ein weiteres großes Kapitel erzählt werden muss“, das erklärt, wie Caesar „zu dieser Moses-Figur in der Affen-Welt werden konnte“.

Erstaunlich, dass der vorliegende Film das dann nicht tut. 300 Jahre sind vergangen, es gibt keine Anknüpfungspunkte mehr zu den Ereignissen und Figuren von damals, außer, dass die Legende um "Caesar", den großen Anführer mächtige Blüten treibt. Die einen sehen ihn als den großen Versöhner, die anderen als das Vorbild dafür, die Macht an sich zu reißen und mit allen Mitteln gegen Andere zu verteidigen.

Die Fantasy-Gesellschaft gleicht sich der vor der Leinwand an

Die Gesellschaft hat sich in ihre Einzelteile zerlegt, diversifiziert. Hier leben Schimpansen, irgendwo anders Orang-Utans. Am Strand warten die Gorillas auf ihren großen Durchbruch. Und irgendwo gibt es offenbar ein Nest mit Menschen, die sprechen können – die meisten können das nicht mehr, nachdem vor langer Zeit dieser von den Menschen entfesselte Virus über die Welt kam – erzählt in Planet der Affen: Prevolution (2011) –, der die Affen intelligent werden ließ und die Menschen degenerierte.

Ähnlich, wie die Gesellschaft vor der Leinwand in den Kinosesseln in ihre Bubbles, Interessengruppen und Splitterparten zerfasert sind, sind das die Gesellschaften auf der Leinwand auch. Das ist das Neue an diesem Film aus der Planet der Affen-Serie – kabbelten sich früher die intelligenten Orang-Utans mit den Testosteron gebeutelten Gorillas, während die Schimpansen den Laden irgendwie zusammenzuhalten versuchten, leben die Gruppen heute unerkannt nebeneinander her. Alles andere als neu ist die Struktur des Drehbuchs.

Conan, der Barbar, auf dem Planet der Affen

Der Auslöser stammt aus dem Setzkasten der Autorenbüros. Böse Raubritter überfallen friedliches Dorf, metzeln, nehmen Sklaven, übersehen einen und dieser Eine zieht in den Krieg gegen die Raubritter. Mich hat das spontan an Conan, der Barbar erinnert, nur das damals, 1982, die Rache des Einen nach zehn Minuten begann. Heute dauert das mehr als eine halbe Stunde, die Wes Ball braucht, um uns mit der Affengesellschaft, den einzelnen Figuren und deren Riten vertraut zu machen. Als Initiationsritus stehlen sie Eier aus hoch gelegenen Adlernestern, brüten sie aus, ziehen die Vögel auf und leben dann in einer Art Symbiose mit ihnen. Wer noch keinen Adler hat, ist kein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft. Sowas mit nur rudimentärem Dialog zu erzählen – denn die Affen sprechen seltsamerweise nur stockend – ist zeitaufwändig.

Auch Noa, der Held des Films, wird vom Adler seines Vaters nicht für voll genommen, weil er noch keinen eigenen Adler hat. Im weiteren Verlauf des Films ist dieses Drama, das der erste Akt aus der Suche dreier Jung-Schimpansen nach den Eiern macht, komplett egal und wird erst im Finale wieder interessant, in dem die Adler … aber das hatten wir schon nach der ersten halben Stunde geahnt und müssen es hier nicht erzählen.

Auch Menschen gibt es jetzt unterschiedliche. Gab es bisher martialische und friedliebende, gibt es jetzt "Echos", tumbe, degenerierte Wesen, und Menschen, die dem Virus widerstanden haben. Plakatmotiv: Planet der Affen - New Kingdom Daraus soll aller Wahrscheinlichkeit eine neue Affen-Trilogie werden, eben: ein Reboot, das nur keiner so nennen will, weshalb man den Link zu Caesar gesetzt hat, der im Film aber zu nichts weiter führt. Da wird sich einmal mehr um den richtigen Weg gestritten, wie man mit der anderen Rasse verfahren soll.

Der Film dreht sich im Kreis

Der Film ist bildtechnisch auf neuestem Stand. Die CGI-Gesichter der äffischen Protagonisten sind grandios. Eine dynamische Kamera fährt durch grandiose Waldlandschaften, in denen sich Schimpanse Noa und das Menschenkind Mae einander annähern, Misstrauen überwinden und sowas wie Freunde werden, ohne es bleiben zu können. Das spiegelt die Beziehung zwischen Caesar und Malcom aus Planet der Affen: Revolution (2014).

Die Bedrohung ist diesmal ein Gorilla-General, der die Legenden um Caesar usurpiert und für seine Zwecke nutzt. Er nennt sich Proximus Caesar und weiß durch seinen Hofnarren, einen des Sprechens und Lesens fähigen Menschen namens Trevathan, dass irgendwo da draußen noch eine Gruppe intelligenter Menschen ist, die dereinst zur Gefahr heranwachsen wird. Also will er sie mit allen Mitteln, koste es was es – auch an Affenleben – wolle, auslöschen. Aber da dieser äußere Feind dann reine Erzählung bleibt, die nicht angreift, dreht sich der Film bald im Kreis. Da müssen schwere Panzertüren geöffnet werden, geheimnisvolle Gegenstände gesichert, Geheimwaffen gefunden und kleinere Lügen aufgedeckt werden. Rein technisch betrachtet hat das Drehbuch jemand geschrieben, der sich in Computerspielen auskennt, in denen der Avatar Hürden überwinden muss, eine komplizierter als die vorherige.

"Planet der Affen: New Kingdom" reiht sich ein in die Serie neu gestarteter Klassiker aus der Boomer-Ära – in diesem Jahr noch Alien und Gladiator –, die jetzt für die Gen Z mit neuen Gesichtern und besserer Tricktechnik neu erzählt werden. Geschmeidig gemacht, aber die spannendere Dramaturgie hatten die auch immer noch ansehnlichen Originale.

Wertung: 3 von 8 €uro
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