Bill Bryson, seines Zeichen ein sehr erfolgreicher Schriftsteller von Reiseberichten, juckt es wieder einmal in den Füßen. Jahre ist es her, seit er sein letztes Buch geschrieben hat, und auch wenn er sich in seinem gemütlichen Rentnerleben mit seiner Frau Cynthia grundsätzlich wohl fühlt, will er sich noch einmal in ein letztes großes Abenteuer stürzen und den Appalachian Trail, den längsten Fußweg der Welt, bezwingen, der sich insgesamt über 3.500 Kilometer erstreckt.
Auch die Bedenken seiner Frau und seiner Kinder können ihn von seinem kühnen Vorhaben nicht abbringen. Lediglich die Suche nach einem Begleiter gestaltet sich schwierig, doch wird Bill in seinem alten Schulfreund Stephen Katz, zu dem er schon lange keinen Kontakt mehr hatte, schließlich fündig. Als ehemaliger Alkoholiker und mit einigen Kilos zu viel auf den Rippen war er dabei nicht gerade Brysons erste Wahl.
Aber die beiden Senioren raufen sich zusammen, um gemeinsam in der rauen Wildnis zu bestehen …
Am beeindruckensten in diesem Film ist Nick Nolte, bei dem man bangt, ob er das Ende des Films schafft – rein gesundheitlich. Dass er sein Schauspielerleben nicht der körperfettreduzierten Kargheit gewidmet hat, weiß man und man sieht es ihm auf jeden Fall an. Da wirken schon leichte Steigungen gefährlich. Aber Nick Nolte schlägt sich wacker, wie er sich in seinen Rollen ja meist wacker geschlagen hat (Parker – 2013; Die Akte Grant – 2012; Tropic Thunder – 2008; Hulk – 2003; Der schmale Grat – 1998; Der Gejagte – 1997; U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Freeze – Albtraum Nachtwache – 1997; I love Trouble – Nichts als Ärger – 1994; The Player – 1992; Herr der Gezeiten – 1991; Kap der Angst – 1991; Und wieder 48 Stunden – 1990; Tödliche Fragen – 1990; Ausgelöscht – 1987; "Zoff in Beverly Hills" – 1986; Unter Feuer – 1983; Nur 48 Stunden – 1982; Die Tiefe – 1977).
Robert Redford hat den Film produziert. Um das zu merken, muss ich nicht den Abspann abwarten. Der Friedens- und Umwelt bewegte Hollywood-Zweifler referiert während der Wanderung durch phantastische Natur-Panoramen über ausgestorbene Bäume, über Sedimentgestein, worüber er in Büchern – „Fernsehen für Intelligente“, sagt er einmal – gelesen habe; das ist halb Spiel mit der eigenen Sterblichkeit, die den beiden Alten auf ihrem Trail begegnet, ein bisschen Zitat seiner Rolle in Der elektrische Reiter, als der er 1979 schon über die verloren gegangene Verbindung von Mensch und Natur philosophierte, und ein wenig Naturkundeunterricht für die Generation Playstation, die, wenn sie das Haus verlässt, in ihr Smartphone starrt. Da ist es fast ein Wunder, dass der gefeierte Schriftsteller Bryson sich über den Appalachian Trail wenigstens noch via Google informiert. Was sein Spiel angeht, muss sich Redford hier nicht sonderlich bemühen. Sein Minenspiel ist eine schöne Melange seiner Rollen aus den vergangenen 40 Jahren.
Mehr passiert nicht. Wir sehen zwei alten Freunden beim Erinnerungen auffrischen zu, während sie immer wieder von jungen Wanderern überholt werden, die den Trail augenscheinlich als Jogging-Herausforderung interpretieren; zwischendurch stören zwei Bären das Idyll, aber Robert Redford kann schnell noch im Trekking-Führer nachlesen, wie man sie verjagt und schließlich haben sie schöne und weniger schöne Begegnungen mit anderen Menschen, die auftauchen und folgenlos auch wieder verschwinden. Nick Nolte muss tatsächlich eine adipöse Frau in einem Waschsalon anbaggern, auf dass deren noch adipöserer Ehemann samt Baseballschläger für ein paar Minuten Action sorgt, die sonst weder Bären noch klaffende Abgründe schaffen.
Der Film ist schön für einen verregneten Sonntagnachmittag – oder für eine launige Naturkunde-AG in der gymnasialen Oberstufe, die bei der Gelegenheit zwei namhafte Schauspieler aus vergangenen Zeiten kennenlernen würde.
Im Anschluss an die Dreharbeiten hat Redford, noch unter dem Einfluss der großartigen Landschaften, in denen er gerade gedreht hatte, für die 8-teilige TV-Serie "America: The Beautiful" den Erzähler gemacht.
Die Kinofilme mit Robert Redford
- Hinter feindlichen Linien (1962)
- Lage hoffnungslos - aber nicht ernst (1965)
- Verdammte süße Welt (1965)
- Ein Mann wird gejagt (1966)
- Dieses Mädchen ist für alle (1966)
- Barfuß im Park (1967)
- Butch Cassidy und Sundance Kid (1969)
- Schussfahrt (1969)
- Blutige Spur (1969)
- Stromer der Landstraße (1970)
- Vier schräge Vögel (1972)
- Jeremiah Johnson (1972)
- Bill McKay – Der Kandidat (1972)
- Cherie Bitter / So wie wir waren (1973)
- Der Clou (1973)
- Der große Gatsby (1974)
- Tollkühne Flieger (1975)
- Die drei Tage des Condor (1975)
- Die Unbestechlichen (1976)
- Die Brücke von Arnheim (1977)
- Der elektrische Reiter (1979)
- Brubaker (1980)
- Der Unbeugsame (1984)
- Jenseits von Afrika (Out of Africa, 1985)
- Staatsanwälte küsst man nicht (1986)
- Havanna (1990)
- Sneakers – Die Lautlosen (1992)
- Ein unmoralisches Angebot (1993)
- Aus nächster Nähe (1996)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die letzte Festung (2001)
- Spy Game – Der finale Countdown (2001)
- Anatomie einer Entführung (2004)
- Ein ungezähmtes Leben (2005)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)
- All Is Lost (2013)
- Captain America: The Winter Soldier (2014)
- Picknick mit Bären (2015)
- Der Moment der Wahrheit (2015)
- Elliot, der Drache (2016)
- The Discovery (2017)
- Unsere Seelen bei Nacht (2017)
- Ein Gauner & Gentleman (2018)
- Avengers: Endgame (2019)
Die Regiearbeiten von Robert Redford fürs Kino
- Eine ganz normale Familie (1980)
- Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld – (1988)
- Aus der Mitte entspringt ein Fluss (1992)
- Quiz Show (1994)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die Legende von Bagger Vance (2000)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- Die Lincoln Verschwörung (2010)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)