Als Joe Turner mit den Sandwiches für die Kollegen zurück ins Büro kommt, findet er dort nur noch Tote; alle erschossen. Turner und seine Kollegen lesen Bücher, den ganzen Tag, das war ihr Job; sie arbeiten für die CIA, sollen aus Büchern Methoden herausfiltern, verschlüsselte Ideen, die angewandt wurden und angewendet werden können im realen Agentenleben.
Turner hat das Massaker zufällig überlebt, steht aber jetzt auf der Abschussliste der Killer – die augenscheinlich im Zentrum der CIA selbst sitzen, die eigenen Leute also, und Turner hat keine Ahnung, warum. Er, der Mann ohne Erfahrung im Außeneinsatz, sucht Deckung, muss irgendwohin, wo ihn niemand vermutet.
Auf offener Straße kidnapped er Kathy Hale und zwingt sie mit vorgehaltener Waffe, ihn in ihrer Wohnung zu verstecken. Dort sucht Turner einen Ausweg aus dem Komplott, bei dem er am Ende nicht tot ist …
Ein Film aus der Sparte "Paranoia"“, wie sie Hollywoods B-Film-Regisseure in den schwarz-weißen 1960er Jahren so glänzend beherrschten. Was machen eigentlich die Geheimdienste? Wer kontrolliert sie? Sidney Pollacks Film erzählt von einem Geheimdienst innerhalb des Geheimdienstes und er erzählt das so verschwiegen, wie das Objekt seiner Betrachtung ist. Der Film kommt mit wenig Hintergrundmusik aus, die meisten Szenen werden auf der Tonspur nur von der Atmo des jeweiligen Ortes begleitet. Als seine Kollegen tot sind, hat Joe Turner auch erst einmal nicht mehr viel Dialog. Dieser Thriller aus der Geheimniswelt kommt als Stummfilm mit Tonstörungen daher.
Im Mittelpunkt spielt ein ratlos-dynamischer Robert Redford, dessen Figur präzise gezeichnet ist, geradezu ökonomisch. Ein Büchwurm, sicher, aber einer, der im Vorleben bei einer Telefongesellschaft gearbeitet hat und in Vietnam bei einer Kommunikationseinheit; damit beherrscht er das Instrumentarium der Geheimdienste und kann es glaubhaft gegen sie einsetzen. Über sein Privatleben werden wir nicht weiter informiert, wichtig ist allein, dass er gerne Menschen vertraut; das ist erst einmal alles, was wir erfahren. Mehr brauchen wir nicht zu wissen, das wäre nur Ballast. Ein belesener, kluger Beobachter auf der Sonnenseite des Lebens
Ihm gegenüber steht Faye Dunaway (Flammendes Inferno – 1974; Chinatown – 1974; Little Big Man – 1970; Thomas Crown ist nicht zu fassen – 1968) als Kathy Hale, eine alleinstehende Frau mit gelegentlichem Männerkontakt, die als Fotografin arbeitet und in ihrer Wohnung Schwarz-Weiß-Fotografien einsamer Ort hängen hat. Sie ist abweisend, zugeknöpft, beobachtend statt handelnd. Da treffen sich Yin und Yang und tragen diesen Film traumwandlerisch durch die mörderischen Geheimdienste, denen zwei Männer Gesicht und Stimme geben – Turners Vorgesetzter Higgins, den Cliff Robertson mit schneidender Kälte spielt, und Max von Sydow (Der Exorzist – 1973) als feingeistiger, die europäische Kultur feiernder Killer, der seinen Job pragmatisch und unberührt wie einen durchschnittlichen Bürojob betreibt.
Sydney Pollack behält seine komplizierten Fäden in der Hand. Man muss den Film vielleicht zweimal gucken, weil seine irritierende Ruhe beim ersten Blick leicht mit Konzept-, oder Lustlosigkeit verwechselt werden kann. Es gibt aber nichts Überflüssiges, jeder Satz, jede Sequenz bietet Informationen, baut auf dem Vorhergehenden auf und liefert die Basis für das, was kommt.
Die Kamera verkneift sich Mäzchen, bleibt nah am Geschehen und liefert höchstens mal die Großaufnahme eines Gesichts; aber Setting, Kulisse, Farben könnten auch zu einem profanen Krimi, sogar zu einer etwas unterkühlten Romanze gehören. Erst die auffallende Stille auf der Tonspur macht diesen wunderbar schlüssig und ökonomisch erzählten Film zu dem besonderen Film.
Die Kinofilme mit Robert Redford
- Hinter feindlichen Linien (1962)
- Lage hoffnungslos - aber nicht ernst (1965)
- Verdammte süße Welt (1965)
- Ein Mann wird gejagt (1966)
- Dieses Mädchen ist für alle (1966)
- Barfuß im Park (1967)
- Butch Cassidy und Sundance Kid (1969)
- Schussfahrt (1969)
- Blutige Spur (1969)
- Stromer der Landstraße (1970)
- Vier schräge Vögel (1972)
- Jeremiah Johnson (1972)
- Bill McKay – Der Kandidat (1972)
- Cherie Bitter / So wie wir waren (1973)
- Der Clou (1973)
- Der große Gatsby (1974)
- Tollkühne Flieger (1975)
- Die drei Tage des Condor (1975)
- Die Unbestechlichen (1976)
- Die Brücke von Arnheim (1977)
- Der elektrische Reiter (1979)
- Brubaker (1980)
- Der Unbeugsame (1984)
- Jenseits von Afrika (Out of Africa, 1985)
- Staatsanwälte küsst man nicht (1986)
- Havanna (1990)
- Sneakers – Die Lautlosen (1992)
- Ein unmoralisches Angebot (1993)
- Aus nächster Nähe (1996)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die letzte Festung (2001)
- Spy Game – Der finale Countdown (2001)
- Anatomie einer Entführung (2004)
- Ein ungezähmtes Leben (2005)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)
- All Is Lost (2013)
- Captain America: The Winter Soldier (2014)
- Picknick mit Bären (2015)
- Der Moment der Wahrheit (2015)
- Elliot, der Drache (2016)
- The Discovery (2017)
- Unsere Seelen bei Nacht (2017)
- Ein Gauner & Gentleman (2018)
- Avengers: Endgame (2019)
Die Regiearbeiten von Robert Redford fürs Kino
- Eine ganz normale Familie (1980)
- Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld – (1988)
- Aus der Mitte entspringt ein Fluss (1992)
- Quiz Show (1994)
- Der Pferdeflüsterer (1998)
- Die Legende von Bagger Vance (2000)
- Von Löwen und Lämmern (2007)
- Die Lincoln Verschwörung (2010)
- The Company You Keep – Die Akte Grant (2012)
Die Kinofilme von Regisseur Sydney Pollack
Sydney Irwin Pollack (* 1. Juli 1934 in Lafayette, Indiana; † 26. Mai 2008 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Filmregisseur, -produzent und Schauspieler sowie mehrfacher Oscar- und Golden-Globe-Preisträger.
Sein Leinwanddebüt als Filmschauspieler gab er 1962 mit dem Kriegsfilm "Hinter feindlichen Linien", bei dem auch Robert Redford debütierte. Seitdem waren beide befreundet und Redford war in zahlreichen Filmen Pollacks Hauptdarsteller, nachdem Pollack hinter die Kamera gewechselt hatte. Pollack gehört neben John Frankenheimer, der ihm den Wechsel ins Regiefach nahelegte, Franklin J. Schaffner, George Roy Hill und Martin Ritt, zu den Filmemachern, die Anfang der 1960er Jahre vom Fernsehen ins Kino drängten und dort für frischen Wind sorgten. 1985 erreichte er mit dem mit insgesamt sieben Oscars ausgezeichneten Liebesdrama Jenseits von Afrika den Höhepunkt seines Schaffens. 1973 war Sydney Pollack Mitglied der Jury beim Filmfestival in Cannes und 1986 Präsident der Jury.
Pollack galt als einer der intelligentesten Regisseure und war vor allem bei Schauspielern sehr beliebt. Er beherrschte viele Genres und gilt als einer der erfolgreichsten Vertreter der konservativen Hollywood-Ästhetik,
- Stimme am Telefon (The Slender Thread, 1965)
- Dieses Mädchen ist für alle (This Property Is Condemned, 1966)
- Mit eisernen Fäusten (The Scalphunters, 1968)
- Der Schwimmer (The Swimmer, 1968)
- Das Schloss in den Ardennen (Castle Keep, 1969)
- Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss (They Shoot Horses, Don't They?, 1969)
- Jeremiah Johnson (1972)
- So wie wir waren – Cherie Bitter (The Way we were, 1973)
- Yakuza (The Yakuza, 1974)
- Die 3 Tage des Condor (The three Days of the Condor, 1975)
- Bobby Deerfield (1977)
- Der elektrische Reiter (The Electric Horseman, 1979)
- Die Sensationsreporterin (Absence of MAlice, 1981)
- Tootsie (1982)
- Jenseits von Afrika (Out of Africa, 1985)
- Havanna (1990)
- Die Firma (The Firm, 1993)
- Sabrina (1995)
- Begegnung des Schicksals (Random Hearts, 1999)
- Die Dolmetscherin (The Interpreter, 2005)
- 2005: Sketches of Frank Gehry (Dokumentarfilm, 2005)
- Amazing Grace (Dokumentarfilm, 2015)