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Plakatmotiv: Yakuza (1974)

Eine komplexe Studie zweier Kulturen
zwischen Familie, Ehre und Schwert

Titel Yakuza
(The Yakuza)
Drehbuch Paul Schrader & Robert Towne & Leonard Schrader
Regie Sydney Pollack, Japan, USA 1974
Darsteller

Robert Mitchum, Ken Takakura, Brian Keith, Herb Edelman, Richard Jordan, Keiko Kishi, Eiji Okada, James Shigeta, Kyôsuke Machida, Christina Kokubo, Eiji Gô, Lee Chirillo, M. Hisaka, William Ross, Akiyama u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 112 Minuten
Deutschlandstart
28. August 1975
Inhalt

Der ehemalige Detektiv Harry Kilmer ist eng mit der japanischen Kultur und Gesellschaft verbunden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er in Tokyo engagiert und verliebte sich in die Japanerin Eiko Tanaka, die sich mit ihrer Tochter allein durchschlug.

Als Harry sie fragte, ob sie ihn heiraten möchte, lehnte Eiko jedoch ab, obwohl sie ihn sehr liebte. Ihr Bruder Ken Tanaka war sechs Jahre nach Kriegsende, totgeglaubt, wieder aufgetaucht. Er verstieß seine Schwester, weil er ihr nicht verzeihen konnte, dass er nun in der Schuld des Feindes stehe. Plakatmotiv (US): The Yakuza (1974) Harry machte sich mit gebrochenem Herzen auf die Reise zurück in die USA, nachdem er Eiko noch ein kleines Restaurant gekauft hatte, damit sie für ihr Kind sorgen kann. Geld dafür lieh er sich bei seinem Freund George Tanner.

30 Jahre später ruft Tanner Harry zu Hilfe. Die Yakuza haben seine Tochter entführt. Er soll nach Japan zurückkehren, um sie zu befreien. Harry kehrt zurück in ein abgeschlossen geglaubtes Kapitel seines Lebens und macht ein paar unschöne Erfahrungen. Nicht alles war, wie es schien. Heute nicht. Und damals auch nicht …

Was zu sagen wäre

Eine Entführung, Waffenschmuggel und Bandenkriege mit Toten. Klingt im Kinosessel vertraut. Wird hier aber zum einem hochkomplexen Thriller, in dem Weltanschauungen kollidieren, Kulturen aufeinanderprallen. Die USA und Japan haben spätestens seit Pearl Harbor ein angespanntes Verhältnis zueinander und immer schon sehr verschiedene Verhaltensweisen. Die Amerikaner eher breitbeinig, die Japaner eher leise. „Wenn bei uns einer ausrastet, kurbelt er das Fenster runter und erschießt ein paar Leute. In Japan kurbeln sie das Fenster hoch. Und begehen dann Selbstmord“, sagt Harrys junger Aufpasser Dusty.

Es sieht zunächst nach einer ganz simplen Story aus: Ein Geschäftsmann bittet seinen alten Freund Harry, die Tochter zurückzuholen, die ein Geschäftspartner ihm entführt hat. Dann kommen alte Geschichten ins Spiel, die alte Wunden wieder aufreißen. Und dann kommt aber eben noch die japanische Kultur hinzu, in der Ehre rigider buchstabiert wird als im Westen; in der sich gestandene Männer den kleinen Finger abschneiden als ultimative Bitte um Entschuldigung. In der ein Mann seine Schwester verstößt, weil sie zusammen mit ihrer Tochter von einem Amerikaner sicher durch die Wirren des Nachkriegs-Japans gelotst worden war, Plakatmotiv (US): The Yakuza (1974) wofür der Mann auch sehr dankbar ist und für immer in der Schuld des Amerikaners steht, genau dies aber – in der Schuld des Feindes stehen – seiner Schwester nicht verzeihen kann. Es ist kompliziert.

Robert Mitchum verliert auch nach und nach die Kontrolle über das geschehen. Anfangs wirkt er, als habe er die Fäden in der Hand, könne Freund und Feind unterscheiden, bis er irgendwann merkt, dass japanische Feinde weniger verschlagen und tödlich sind als amerikanische Freunde.

Mitchum spielt die Rolle des alternden Detektivs mit der Aura seiner Erfahrung von mehr als 90 Rollen in 30 Jahren vor der Kamera ("Ryans Tochter" – 1970; Der Weg nach Westen – 1967; El Dorado – 1966; Der längste Tag – 1962; Ein Köder für die Bestie – 1962; Vor Hausfreunden wird gewarnt – 1960; Kilometerstein 375 – 1958; Duell im Atlantik – 1957; Die fünfte Kolonne – 1956; Die Nacht des Jägers – 1955; Fluss ohne Wiederkehr – 1954); er spielt nicht, er ist dieser verknitterte Dinosaurier, den wir kennenlernen, als er die Blumen auf seiner Veranda am Haus am Meer gießt.

Sidney Pollack, auf dem Regiestuhl ein scharfsichtiger Beobachter amerikanischer Widersprüche (Cherie Bitter – So wie wir waren – 1973; Jeremiah Johnson – 1972; "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" – 1969), inszeniert zurückhaltend und ohne zu werten. Aber seine Zuschauer immer wieder verblüffend; mehrfach, wenn wir sicher sind, dass es nun auf den Showdown zugeht, entblättert Pollack ganz nebenbei eine weitere Überraschung im Drehbuch. Er zwingt seine Zuschauer im westlichen Kinosessel, immer aufmerksam zu bleiben wie ein neugieriger Tourist zu Gast in einer fremden Kultur.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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