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Plakatmotiv: Die fünfte Kolonne (1956)

Dürres Kolportagestück, das
keine Spannung entwickelt

Titel Die fünfte Kolonne
(Foreign Intrigue)
Drehbuch Harold Jack Bloom & Gene Levitt & Sheldon Reynolds
Regie Sheldon Reynolds, USA 1956
Darsteller

Robert Mitchum, Geneviève Page, Ingrid Thulin, Frédéric O'Brady, Eugene Deckers, Inga Tidblad, John Padovano, Lauritz Falk, Frederick Schrecker, Georges Hubert, Peter Copley, Lily Kann, Ralph Brown, Milo Sperber, Jim Gérald, Jean Galland, John Starck, Gilbert Robin u.a.

Genre Krimi, Drama
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
2. November 1956
Inhalt

Wer war Victor Danemore? Diese Frage stellt sich dessen Sekretär Dave Bishop, nachdem der Millionär, der an der französischen Riviera lebte, plötzlich an einem Herzinfarkt verstarb. Viele Jahre hatte Dave für den Mann gearbeitet und trotzdem blieb dessen Vergangenheit stets im Dunkeln. Vor allem der große Reichtum Victors ist ein Rätsel.
Die Nachforschungen führen Dave durch halb Europa. Was der ehemalige Sekretär nach und nach erfährt, verschlägt ihm den Atem: Danemore verdiente sich sein Geld mit der Erpressung von Geschäftsleuten, die während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis kollaborierten …

Was zu sagen wäre

Ein großes Kolportagestück, das die Hollywoodstudios hier aus dem Hut zaubern. Allgemein heißt es, die alten Nazis seien beim Untergang ihres sogenannten Dritten Reichs alle nach Argentinien geflohen, wo sie glücklich und unerkannt leben und auf die Rückkehr eines Führers warten. Es ist viel dramatischer: Die finsteren Mächte harren aus in den einflussreichsten Etagen Londons, Washingtons und der Schweiz, wobei die Schweiz wahrscheinlich bei den Großen am Tisch sitzt, weil da die vielen Banken mit dem weltberühmten Bankgeheimnis ihren Sitz haben.

Das zu verraten klingt gemein, aber als ich den Film zum ersten Mal sehe, Mitte der 80er Jahre, ist er dreißig Jahre alt und im Kanon der Musst-Du-gesehen-haben-Filme nicht angekommen. Der Film hat seinen Reiz, wenn man auf ein wenig historisches Sightseeing in mondänen Ecken Europas Lust hat. Eben dabei können wir einem etwas dösigen Robert Mitchum zuschauen (Die Nacht des Jägers – 1955; Fluss ohne Wiederkehr – 1954). Seine Filmfigur, ein Mann namens Bishop, der keine weitere Vergangenheit hat, ist stutzig geworden, weil er dauernd gefragt wird, ob Victor Danemore vor seinem Tod noch etwas gesagt hat und also folgt er einer vagen Idee nach Wien, wo ein Rechtsanwalt wartet, der bald darauf tot ist. Plakatmotiv (US): Foreign Intrigue (1956) Ein Mann heftet sich an Bishops Fersen, der behauptet, sein Auftraggeber sei überall in der Welt bekannt. Bisho reist weiter nach Stockholm, weil er in Wien einen schwedischen Namen aufgeschnappt, dessen Träger er aufsuchen will, der aber seit fünf Jahren tot ist. Dafür verliebt er sich in dessen sehr blonde Tochter mit den sehr großen Augen. Irgendwelche Spannung kommt derweil nicht auf.

Über Bishop erfahren wir nichts, wieso wird er nur bis zum Ende des Monats bezahlt? Wurde er von Danemore immer bis zum Ende eines jeden Monats bezahlt? Ist das für einen Mann, der die rechte Hand dieses schwerreichen Mannes ist, nicht eine seltsam unschlüssige Anstellungsmethode? Ja, aber sie macht sich gut in der Dramaturgie dieses Films: „Mr. Danemore hat mich bis zum 30. bezahlt. Ich erledige das für Sie.“ Dadurch setzt sich der aufrechte Mann in Bewegung, der übrigens auch in Mrs. Danemore verliebt war, so wie sie in ihn, was sich beide aber nie gesagt haben. Spannung und Rätselraten sind immer noch nicht aufgekommen. Aber Bishop reist wieder nach Wien, in diese zerstörte Nachkriegsruine, die wir als Schlagschatten aus "Der dritte Mann" (1949) kennen und also wissen, dass hier jeder für eine fremde Macht arbeitet. Prompt steht Bishop da in einem Keller Mr. Smith, Mr. Brown und Mr. Jones, Geheimagenten aus England, USA und der Schweiz, gegenüber: „Die Namen sind erfunden, aber alles andere ist wahr.“ Und der Mann mit dem weltbekannten Auftraggeber soll Bishop jetzt töten, will aber lieber sein Partner werden.

Mittlerweile sind einige Mosaiksteinchen des großen Rätsels offen gelegt und man denkt sich Holla, das kann ein spannendes Finale werden. Und dann ist der Film vorbei, ohne, dass ein Finale stattgefunden hat. Der Film lässt uns nach dem Abspann mit den paar Mosaiksteinchen Spekulationen anstellen, ob die Kolportage stimmen könnte, dass hochwohlgeborene VIPs in den Hauptstädten der Westmächte nur auf den Anruf aus dem Führerhauptquartier warten. In anderen Ländern seien diese vermögenden, einflussreichen Nazi-Kollaborateure aktiviert worden. Man kenne diese ja, heißt es im Film, worauf dann die Anwesenden so begriffsstutzig gucken, wie einer, der gegen das Brett vor seinem Kopf gelaufen ist. Diese Behauptung über einflussreiche Kollaborateure wird so oberflächlich gestrickt, dass sie beim Zuschauer nicht verfängt. Deshalb wäre ein echtes Hammerfinale schön gewesen. So schauen wir teilnahmslos den Reiseeindrücken von Robert Mitchum zu und gehen dann heim.

Wertung: 2 von 7 D-Mark
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