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Plakatmotiv: Ausgelöscht (1987)

Walter Hill sucht eine Hintertür, um
den Western am Leben zu erhalten

Titel Ausgelöscht
(Extreme Prejudice)
Drehbuch John Milius & Fred Rexer & Deric Washburn & Harry Kleiner
Regie Walter Hill, USA 1987
Darsteller

Nick Nolte, Powers Boothe, Michael Ironside, Maria Conchita Alonso, Rip Torn, Clancy Brown, William Forsythe, Matt Mulhern, Larry B. Scott, Dan Tullis Jr., John Dennis Johnston, Luis Contreras, Gary Carlos Cervantes, Tommy 'Tiny' Lister, Marco Rodríguez u.a.

Genre Action, Crime
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
26. Mai 1987
Inhalt

Cash Bailey ist ein mächtiger Drogenhändler, der seine Ware von Mexiko aus über die Grenze schmuggelt. Zwischen ihm und dem Texas Ranger Jack Bentee besteht eine alte Bindung: Beide waren Jugendfreunde, doch nun stehen sie auf entgegengesetzten Seiten des Gesetzes.

Als beide sich um Sarita, eine gemeinsame Freundin, streiten, ist eine Entscheidung unausweichlich.

Benteen nimmt im Laufe der Ermittlungen zwei dubiose Männer fest, ein anderer Mann wird getötet. Es stellt sich heraus, dass sie in der Vergangenheit in den Eliteeinheiten der US-Armee gedient haben und als tot gelten. Benteen nimmt Kontakt mit Major Paul Hackett auf, der die Männer befehligt. Hackett klärt Benteen auf, dass die Männer den Auftrag haben, die für die Regierung der USA brisanten Unterlagen wiederzubeschaffen, die sich im Besitz von Bailey befinden. Hackett macht mit Benteen aus, dass seine Gruppe nach Mexiko eindringt, wo Bailey lebt, und dem Texas Ranger eine halbe Stunde Zeit für die persönliche Abrechnung mit dem Verbrecher gibt, bevor sie zuschlägt …

Was zu sagen wäre

Walter Hill, der große Vertreter der modernen Westen-Interpretation, präsentiert uns eine Kain-und-Abel-Geschichte. Nur, dass sich keine Brüder bekämpfen, sondern beste Freunde aus Kindheitstagen, die das Schicksal im Laufe der Zeit auf die beiden Seiten des Gesetzes getrieben hat. Kain und Abel – Jack und Cash. Richtig gnadenlos wird es immer erst, wenn die Männer, die sich bekriegen, früher befreundet waren, oder der eine die Große Liebe des anderen für sich beansprucht.

Plakatmotiv (US): Extreme Prejudice – Ausgelöscht (1987)Hier passen beide Punkte. Walter Hill (Straßen in Flammen – 1984; Nur 48 Stunden – 1982; Die letzten Amerikaner – 1981; Long Riders – 1980; Die Warriors – 1979; Driver – 1978) entführt in eine Welt, in der Taten zählen, keine Pupse in Sesselkissen. „Ich führe hier eine Ermittlung. Und ich brauche Ihre Hilfe. Vielleicht … und natürlich nur vielleicht können Sie auch meine Hilfe gebrauchen. Ich habe Einfluss in Washington.“ „Ein Haufen bürokratischer Fettärsche, die keine Ahnung haben. Ich will Drogeninformationen und die sitzen seit einem Jahr auf meinen Anträgen rum. Nichts geschieht! Alles ist streng geheim. Die haben Angst, dass man irgendjemandem oder irgendeiner Regierung die Gefühle verletzen könnte.

Filmisch ist wenig zu erwarten – Walter Hill ist nicht Stanley Kubrick. Aber Walter Hill ist eine Art Wiedergänger von Howard Hawks oder John Ford. Männer inszenieren kann er. Hier sind es drei – Nick Nolte ("Zoff in Beverly Hills" – 1986; Unter Feuer – 1983; Nur 48 Stunden – 1982; "Die Tiefe" – 1977) gegen Powers Booth gegen Michael Ironside; wobei letzterer das Problem hat, dass er in Kino und TV immer als verschlagener Schurke besetzt wird – seine scharfkantige Hackfresse mit diesen toten Augen mittendrin ist einfach zu nichts anderem zu gebrauchen. Und also ist über die zwei, drei Häutungsprozesse, die Ironsides Charakter in diesem Film durchläuft, immer klar: Der ist ein Arschloch.

Das ist Quatsch? Wäre Walter Hill Stanley Kubrick, dürften wir … müssten wir uns auf Überraschungen gefasst machen. Aber Walter Hill ist Walter Hill. Und er macht Walter-Hill-Kino: „Ich habe ihn leider immer noch gern. Und ich versuche immer noch, ihn als Freund anzusehen.“ „Hm..! Die klügsten Gangster haben es immer verstanden, das Herz der Menschen zu rühren. Die Frauen auch, wenn man es genau nimmt.“ Walter-Hill-Kino ist Kerle-Kino … Type-Casting-Kino, kurz: Bei Walter Hill sehen Arschloch-Schurken aus wie Michael Ironside. Anders gesagt: Die große Überraschung, die der Film wenigstens bereit halten will, ist eigentlich keine.

Zumal Ironside einer von diesen Es-gibt-keine-Helden-Auch-wir-sind-nur-Nummern-auf-dem-Schreibtisch-eines-Bürokraten-Ich-habe-unserem-Land-gedient-20-Jahre-lang-Ich-habe-jede-Drecksarbeit-erledigt-die-befohlen-wurde-Es-steht-eine-Menge-Geld-auf-dem-Spiel-Typen ist. Und wenn Walter Hill sich auf diese Dramaturgie einlässt, muss er damit rechnen, dass seine Zuschauer seine 08/15-Action-Dramaturgie überholen und – wenn es um nichts anderes mehr geht – schon wissen, wo es lang geht. Spannende Filmkunst verspricht diese Konstellation ja eher nicht.

Es läuft über die knapp 100 Minuten auf das Bruder-Duell zweier ehemaliger Best-Buddies hinaus: „Gib auf. Ich sage Dir: Gib auf!!“ „Ich kann nicht! Ich habe Dir schon mal gesagt, Ich stecke zu tief drin!!

Der Rest ist Beiwerk. Ordentlich choreografiertes Action-Beiwerk.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
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