Am Tag, an dem der Zweite Weltkrieg endet, lernt der aufstrebende Saxofonist Jimmy Doyle die erfolgreiche Lounge-Sängerin Francine kennen, die ihn. zu nächst einmal abblitzen lässt. Doch je öfter sie sich im Nachtleben treffen, desto näher kommen sich die beiden, bis sie sich ineinander verlieben und heiraten.
Die Ehe ist nur kurz glücklich: Die Last des kreativen Drucks ist zu groß, als dass die beiden auf Dauer miteinander auskommen könnten. Als Francine schwanger wird und die Tournee mit der gemeinsamen Band abbrechen will, driften die beiden endgültig auseinander …
„Er kann Dir auf die Nerven gehen, ich kann Dir flüstern. Er kann einem sogar sehr auf den Wecker gehen. Ganz ungewöhnlich auf den Wecker gehen“, sagt der Bandleader über Jimmy Doyle. Er hat Recht. Das ist nicht nur das Problem der Band. Das ist auch das Problem des Films. Jimmy Doyle ist ein selbstsüchtiges Arschloch. Vom Anfang des Films an bis zum Abspann. Was im oben notierten Inhalt klingt, als würden sich Francine und Jimmy allmählich ineinander verlieben, ist im Film ein brutales Drängen von Seiten Jimmys. 20 Minuten lang bedrängt er sie zu Beginn des Films, belästigt sie, ignoriert ihr mehrfaches „Danke, nein“ – „Heute ist unsere Siegesfeier (zum Ende des Krieges) und da will ich 'ne Nummer schieben!“ empört er sich einem Freund gegenüber. In einer Situation später im Film krallt er sie fest und lässt sie nicht zurück auf die Bühne, wo sie für ihr Publikum singen soll (was er als professioneller Musiker wissen und verstehen sollte) und schließlich zerrt er sie eines Abends im Nachthemd vor den Friedensrichter, der sie beide trauen soll. Francines Empörung darüber hält nur einen kurzen Moment. Aber sie wirkt nicht verliebt. Eher gibt sie entnervt nach. Auch in der nun beginnenden Ehe zählen für ihn nur er und seine Musik.
Der Film spielt in den Nachkriegsjahren, zweite Hälfte der 40er. Da war das Verhältnis zwischen Mann und Frau noch ein anderes als heute und womöglich tatsächlich von solcher Unverschämtheit einer Frau gegenüber geprägt, wie Jimmy Doyle sie vorführt. In einem historischen Drama wäre so eine Figur nachvollziehbar, wo sie dann sicher insgesamt düsterer gezeichnet würde. Martin Scorsese (Taxi Driver – 1976; "Alice lebt nicht mehr hier" – 1974; Hexenkessel – 1973) hat aber eher kein historisches Drama gedreht, sondern ein Musical inszeniert. Ein überraschend melancholischer, trauriger Musikfilm inklusive eines heftigen Streits über ein zu gebärendes Baby, einer Scheidung und einem abwesenden Vater, der seinem kleinen Sohn, den er nie sieht, zu Weihnachten ein Schlagzeug schenkt; in den letzten 40 Minuten dann eine kitschige, überwältigende Soloshow für Liza Minelli, die den Aufstieg Francines erst zum Bühnen-, dann zum Filmstar als üppiges Musical erzählt und in der der von Robert De Niro gespielte Jimmy nur noch einen Auftritt im Epilog hat.
De Niro hat für den Film Saxofonunterricht genommen. Es ist mitreißend, wie sehr sich der Method Actor in das Spiel mit dem Instrument vertieft hat. Zwar ist im Film nicht sein Spiel zu hören. Aber seine Mimik am Instrument, sein Fingerspiel sind überzeugendes Mimikry. Auch den Jimmy spielt er überzeugend und mit Herzblut. Dass diese Figur durch und durch unsympathisch ist, ist Robert De Niro nicht anzulasten (Der letzte Tycoon – 1976; 1900 – 1976; Taxi Driver – 1976; Der Pate II – 1974; Hexenkessel – 1973). Die steht so im Drehbuch. Es ist eher Ausdruck großer schauspielerischer Begabung, diesen Egoisten tatsächlich so leidenschaftlich zu spielen, dass er einen im Kinosessel anwidert. Liza Minelli hat ihre großen Momente, wenn sie singt. Ihre Stimme ist gewaltig. Dass Martin Scorsese sich da Filmzeit genommen hat, um sie ausführlich und bunt ausgestattet zu Gesang kommen zu lassen, wäre selbst dann zu verstehen, wenn es das Timing seines Films stören würde – was aber nicht der Fall ist. Minellis Schauspiel aber, wenn sie nicht singt, orientiert sich an ihrer Mimik und Gestik, wenn sie singt; immer etwas zu dramatisch ("Mel Brooks letzte Verrücktheit – Silent Movie" – 1976; "Cabaret" – 1972). So verbindet der Film harmonisch die jeweils herausragende Kunst der beiden Hauptdarsteller Liza Minelli und Robert De Niro.
Der Film selbst ist wie eine Sachertorte für die Augen. Ein mehr als zwei Stunden langer Hingucker, liebevoll bis ins Detail ausgestattet, üppig inszeniert mit vielen glanzvollen Massenszenen und Bandauftritten in den Jazzclubs jener Zeit und elegant fotografiert. Das nehme ich akademisch und mit großem Respekt für die einzelnen Gewerke zur Kenntnis. Aber der Film reißt mich nicht mit. Er hat mich verloren, nachdem er mir zu Beginn sehr lang einen Typen nahebringen will, der keine positive Eigenschaft hat, aufdringlich ist, unhöflich, selbstsüchtig, geil. Als Jimmy nach gut 30 zumeist nervtötenden Filmminuten dann zum ersten mal sein Saxofon zur Hand nimmt und ein mitreißendes Solo spielt, das der Clubbesitzer ablehnt, weil ihm das zu neumodisch ist, beginne ich zu ahnen, dass diesen Jimmy anderes umtreibt als gutes Benehmen. Sein Saxofon sei ihm „das Wichtigste auf der Welt“, sagt er später. Es ist tragisch, dass besonders in diesen ersten 30, 40 Minuten diesem Ekelpaket nur die schauspielerisch limitierten Fähigkeiten der Liza Minelli gegenüberstehen.
<Nachtrag1999>Das von Fred Ebb und John Kander geschriebene Titellied (exakter Songtitel: Theme from New York, New York), das von Liza Minnelli gegen Ende des Films interpretiert wird, erlangte seine internationale Bekanntheit vor allem durch Frank Sinatra, der es ab Oktober 1978 bis zu seinen letzten Auftritten im Dezember 1994 durchgehend in seinem Konzertrepertoire führte. Im September 1979 spielte Sinatra das Lied mit einem Arrangement von Don Costa für sein Reprise-Album Trilogy: Past-Present-Future im Studio ein und veröffentlichte es nach Erscheinen des Albums im März 1980 auch als Single. Diese Aufnahme gilt seither als inoffizielle Hymne der Stadt New York.
1993 brachte Sinatra bei Capitol auf seinem Album Duets eine Neuaufnahme des Stücks als Duett mit Tony Bennett heraus; bei mehreren Gelegenheiten in den 1980er und 1990er Jahren sang Sinatra das Stück auf der Konzertbühne auch gemeinsam mit Liza Minnelli. Minnelli hat mehrere eigene Live-Versionen veröffentlicht, unter anderem auf ihren in New York entstandenen Alben Liza Minnelli: At Carnegie Hall (1987) und Liza Live from Radio City Music Hall (1992), und führt das Stück weiterhin in ihrem Konzertrepertoire.
"Theme from New York, New York" darf nicht mit dem Lied "New York, New York" von Leonard Bernstein, Betty Comden und Adolph Green aus dem Musical "On the Town" zu verwechseln, das Sinatra bei dessen Verfilmung 1949 sang und das Minnelli später ebenfalls interpretierte. In einer Reihe von Konzerten der frühen 1980er Jahre kombinierte Sinatra auch beide Lieder, indem er zunächst die ersten Zeilen von New York, New York sang, um dann zu Theme from New York, New York überzuleiten.
Zur Unterscheidung: Der Song aus On The Town beginnt mit den Worten „New York, New York, it’s a helluva town / The Bronx is up and the Battery’s down...“, wohingegen die ersten Worte des Kander/Ebb-Titels lauten: „Start spreadin’ the news, I’m leaving today / I want to be a part of it: New York, New York.“</Nachtrag1999>