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Kinoplakat: Die Insel
Erinnerung an das Seventies-Kino mit
Stichwort-Ethik und smarter Action
Titel Die Insel
(The Island)
Drehbuch Caspian Tredwell-Owen + Alex Kurtzman + Robert Orci
Regie Michael Bay, USA 2005
Darsteller Ewan McGregor, Scarlett Johansson, Djimon Hounsou, Sean Bean, Steve Buscemi, Michael Clarke Duncan, Ethan Phillips, Brian Stepanek, Noa Tishby, Siobhan Flynn, Troy Blendell, Jamie McBride, Kevin McCorkle, Gary Nickens u.a.
Genre Science Fiction, Action
Filmlänge 136 Minuten
Deutschlandstart
4. August 2005
Inhalt

Lincoln Six-Echo und Jordan Two-Delta leben Mitte des 21. Jahrhunderts in einer scheinbar utopischen Wohneinheit, die in Wirklichkeit ein Gefängnis ist. Wie alle Bewohner werden sie ständig überwacht, angeblich zu ihrem eigenen Schutz. Sie alle hoffen, irgendwann auf Die Insel reisen zu dürfen: die allerletzte unverseuchte Oase auf der Erde. Denn es heißt, dass alle Menschen auf der Welt – außer ihnen – bei einer Umweltkatastrophe umgekommen sind.

DVD-Cover: Die InselSeit kurzem wird Lincoln jedoch von unerklärlichen Albträumen geplagt. Immer ungeduldiger stellt er sein Gefangenendasein infrage. Doch auf die Wahrheit ist er nicht vorbereitet: Neugierig geworden, entdeckt Lincoln, dass sein gesamtes Leben eine einzige Lüge ist – und die Insel nur Auswuchs eines grausamen Betrugsmanövers. Ihm wird klar, dass er, Jordan und alle anderen tot sehr viel mehr wert sind als lebendig. Die Zeit wird knapp, und so flieht Lincoln mit Jordan aus der einzigen Welt, die sie kennen.

Draußen entkommen sie den wachsamen Augen des unheimlichen Instituts, und ihre anfangs platonische Freundschaft entwickelt sich zu einer intensiven Beziehung. Doch schon haben die Jäger des Instituts die Verfolgung aufgenommen. Lincoln und Jordan kennen nur ein Ziel: am Leben zu bleiben …

Was zu sagen wäre

Michael Bays Film gehört zu den Produktionen, die im Jahr 2005 zum Flop – und damit mitverantwortlich gemacht – wurden für Die Kinokrise mit Besucherrückgängen von, je nach Land, 15 bis 20 Prozent. Solche am Publikumsinteresse vorbei produzierten Filme zögen halt nicht mehr.

Das ist richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Das umfangreiche Marketing für solche Großproduktionen macht die Filme platt, lange bevor sie in die Kinos kommen. Schon wenn der Vorhang sich öffnet, wissen wir aus Trailern, Interviews, dem Making-Of, Zeitungsartikeln und aus dem Internet, dass Die Insel ein Betrug ist, dass unsere Helden Klone reicher Bürger sind, denen sie als Ersatztteillager dienen und bis es dann also los geht mit Neuem, dauert es lang und ist dann auch nur Action mit etwas smarteren Ideen, als sie Steven-Seagal-Filme zu bieten haben. Vorteil am Rande: Immerhin weiß der Trailer-gestärkte Zuschauer dieses Mal von Anfang an, dass Sean Bean auch hier wieder Der Böse ist. Bean ist immer der Böse, normalerweise soll das aber eine Überraschung sein (Herr der Ringe – 2001; Ronin – 1998 … etc.).

Kinoplakat (US): The Island – You have been chosenManchmal kommt ein Film 20 Jahre zu spät

Sobald unsere Klone entdeckt haben, was ihr Lebenszweck tatsächlich ist, ändert der Film seine Gangart und wird zum Run-and-Hide-and-Destroy-Movie, in dessen kurzen Atemhol-Pausen die ethischen Fragen rund ums Klonen in kurzen Satzschablonen abgehandelt werden. In diesen Phasen erinnert der Film an seine Vorgänger aus den 70er Jahren – „Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“, Flucht ins 23. Jahrhundert. Die Satzschablonen zur Ethik aber muss man ja einem Action-Film nicht vorwerfen; auch Terminator 1 und 2 erhoben den Zeigefinger gegen das Wettrüsten und verkauften sich dennoch über Action und Arnold. Aber das gibt es eben heute billiger als Handy-Game oder gefühlt wirklicher in Online-Spielen. Das Kino sucht sich (mal wieder nach einer ähnlichen Krise in den Siebziger Jahren).

Im Kleinen betrachtet, daheim auf dem Bildschirm relativiert sich einiges in der Aufregung um „Die Insel“. Der Aufwand, der betrieben wird, um den Klonen zu verheimlichen, was sie sind – inklusive Hologrammen einer künstlichen Umgebung, die sie nie betreten dürfen und künstlichen Erinnerungen und Pseudo-Jobs und und und – ist komplett überzogen und eigentlich teurer, als die gesamte Produktion solcher Klone.

Blöde Lücken im Script - Schöne Action-Szenen

Lincoln Six-Echo – Ewan McGregor (Big Fish – 2003; Black Hawk Down – 2001; Das Auge – 1999; Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung – 1999) – bekommt zu Beginn Sonden auf den Sehnerv gesetzt. Obwohl er gerade in dieser sehr misstrauischen, fragefreudigen Phase ist, tut er lauter höchst verbotene Dinge, von denen er eigentlich wissen müsste, dass sie spätestens in 24 Stunden, wenn die Aufzeichnungen der Sehnerv-Sonden ausgewertet werden, ans Licht kommen. Es stecken viele solcher kleinen Lücken im Drehbuch. Dafür mag ich dann – trotz guter Actionsequenzen: Die Verfolgung des Trucks, der Eisenbahwaggon-Achsen verliert, macht viel Spaß – keine neun Euro im Kino am Samstagabend ausgeben.

Auch nicht für eine strahlend schön geschminkte Scarlett Johansson (Match Point – 2005; Lovesong für Bobby Long – 2004; Das Mädchen mit dem Perlenohrring – 2003; Lost in Translation – 2003; Arac Attack – 2002; Ghost World – 2001; The Man Who Wasn't There – 2001; Der Pferdeflüsterer – 1998; „Wenn Lucy springt“ – 1996; „Im Sumpf des Verbrechens“ – 1995).

Weil auch die Bilder nicht die Big Screen brauchen, warte ich auf die DVD, habe einen netten Abend im Wohnzimmer-Dolby-Surround. Und trage zur Krise des Kinos bei.

 
Wertung: 3 von 6 €uro
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