Vor mehr als 3000 Jahren, zur Zeit des Neuen Reiches, wurde die ägyptische Prinzessin Ahmenet tief unter der Erde eingesperrt, mumifiziert in eisigem Quecksilber – aus gutem Grund!
Heute, 3000 Jahre später, entziffert die Ägyptologin Jennifer Halsey aus Hieroglyphen, dass Ahmenet als Anwärterin auf den Königsthron ausgebootet wurde, als ihr Vater, Pharao Meneheptre, mit einer Nebenfrau einen Sohn zeugte. Ahmanet verlor, obwohl Erstgeborene, ihren Erbschaftsanspruch, denn gemäß altägyptischer Tradition erbt stets der älteste Kronprinz den Thron (und Meneheptre hatte bis dato keinen Sohn). Die Prinzessin fühlt sich betrogen und schließt einen dunklen Pakt mit dem ägyptischen Gott Seth.
Durch die Mumifizierung und eine meterdicke Sandschicht sollte die Welt vor der Macht der Gaschassten geschützt werden, doch nun wurde ihr Grab durch eine Luftschlag im heutigen Irak freigelegt – und Ahmenet, die Mumie, erwacht zu neuem Leben.
Der GI und Glücksritter Nick Morton, sein Begleiter Chris Vail und Jenny Halsey steigen hinab, bergen den darin gefundenen Sarkophag, nicht ahnend, was darin enthalten ist, und bringen ihn nach London, wo Dr. Jekyll, Erforscher des Mystischen und Ewig Bösen schon mit seiner Delta Force darauf wartet, den Fluch der Ahmenet engültig zu beenden.
Der Doktor plant tatsächlich, das Ritual, mit dem die Prinzessin Seth, dem Gott der Toten, Nicks Körper übergeben will, gegen Ahmenet zu wenden und Seth zu seinem eigenen Verbündeten zu machen.
Die Prinzessin schafft es allerdings, sich aus Jekylls Gefangenschaft wieder zu befreien und ein Katz-und-Maus-Spiel durch ganz London beginnt. …
Die besten Monster sind die, die eine tragische Geschichte mit sich tragen. So wie die Mumie, die ihre x-te Leinwandgeburt erlebt – erstmals im Gewand einer Frau. Betrogen, ausgeflippt, darob zu ewiger Dunkelheit verdammt, sucht sie 3000 Jahre später eigentlich nur Erfüllung. Und es ist eine nette Ironie, dass ihr Wunschpartner zur Paarung Tom Cruise ist, seit 30 Jahren Sunnyboy des US-Kinos erst für Mädchen, dann für junge Frauen, der in dieser vor allem von asiatischem Geld bezahlten Produktion nun von einer 3000 Jahre alte Furie erwählt wird.
Eine Frau also. Da mögen die Studiobosse bei Universal, die mit diesem Film ein ähnlich breit gefächertes, "Dark Universe" genanntes Franchise aufbauen wollen, wie vor ihnen MARVEL und DC mit ihrem jeweiligen Superhelden-Kosmos, die Zeichen der Zeit richtig gedeutet haben, kurz bevor der #MeToo-Tsunami in Hollywood althergebrachte – männliche – Hierarchien ins Wanken brachte. Hier ist es die Prinzessin Ahmenet, die die moderne Welt ins Wanken bringt – wieder mal London, das in den zurückliegenden Kinojahren etwa zehn Mal zu Staub zerstört worden ist. Sofia Boutella, Kinokämpferin der Stunde (Atomic Blonde – 2017; Star Trek: Beyond – 2016; Kingsman: The Secret Service – 2014; "Monsters: Dark Continent" – 2014), gibt eine prächtige Mumie ab, gleichzeitig verletzlich und unzerstörbar, verfüherisch und abstoßend. Schauspielkunst ist hinter Kontaktlinsen und Maske kaum erforderlich – Boutella ist einfach eine gute Type.





Russell Crowe gibt den geheimnisvollen Chef im seriellen Überbau, den charismatischen Dr. Henry Jekyll, von dem Kinogänger ohne lange nachzudenken wissen, dass sich darin noch jener böse Mr. Hyde verbirgt – der prompt ein Stelldichein gibt und Tom Cruise ordentlich vermöbelt. Crowe spielt die facettenarme Figur wunderbar leichtfüßig, seinen Jekyll als arroganten, gnadenlosen Wissenschaftler und seinen Hyde als Proleten mit Cockney-Akzent. Herrlich in seiner Simplizität.
Der Horror, der einst das genuine Genre der mumifizierten Prinzen war, ist auf den heute verbreiteten Hui-Buh-Thrill solcher Filme eingedampft. Es ist Grusel von der Stange mit Zombieskeletten im Pirates of the Caribbean-Look. Aber als Auftakt zur groß geplanten Reanimation der Universal-Gothics – Dracula, Frankenstein, Swamp Thing, Jekyll/Hyde usw. – reicht es zunächst mal. In den USA ging die 125-Millionen-Dollar-Produktion baden, schaffte am weltweiten Box-Office aber dann zufriedenstellende 409 Millionen.
Bier, Nachos, Füße hochlegen und es dann ordentlich stauben lassen.
Mit "Die Mumie" plant Universal Studios den Beginn einer Neuauflage der Universal-Horrorfilme aus den 1920ern bis 1950ern. Die Macher dahinter sind Serien erprobt: Regisseur Alex Kurtzman und Produzent Robert Orci verantworten wahlweise als Autoren oder Produzenten zahlreiche Serienhits im Fernsehen – von "Scorpion" über "Blindspot", "Alias – Die Agentin", "Hawaii Five-O", bis hin zu "Sleepy Hollow" oder "Fringe".
Die Kinofilme mit der Mumie
- Die goldene Mumie (1918)
- Die Tophar-Mumie (1920)
- Die lebende Mumie (1922)
- Die Mumie (1932)
- Die Rache der Pharaonen (1959) aka Die Mumie
- Die Mumie (1999)
- Die Mumie kehrt zurück (2001)
- The Scorpion King (2002)
- Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers (2008)
- Die Mumie (2017)