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Plakatmotiv (US): The Mummy – Die Mumie (1932)
Ein interessantes Genre-Stück
dem die innere Spannung fehlt
Titel Die Mumie
(The Mummy)
Drehbuch Nina Wilcox Putnam + Richard Schayer + John L. Balderston
Regie Karl Freund, USA 1932
Darsteller Boris Karloff, Zita Johann, David Manners, Arthur Byron, Edward Van Sloan, Bramwell Fletcher, Noble Johnson, Kathryn Byron, Leonard Mudie, James Crane, Henry Victor, Arnold Gray u.a.
Genre Horror
Filmlänge 73 Minuten
Deutschlandstart
16. Oktober 1972 (TV-Premiere)
Inhalt

Im Jahr 1921 stößt eine Gruppe von Archäologen unter der Führung von Sir Joseph Whemple auf das Grab des Hohepriesters Imhotep. Offenbar wurde er für ein schweres Vergehen mit einem Fluch belegt, denn er wurde lebendig mumifiziert, und sämtliche Hieroglyphen wurden von seinem Sarkophag entfernt. In dem Grab befindet sich auch die legendäre „Schriftrolle des Lebens“, mit der die Göttin Isis ihren Gemahl Osiris von den Toten erweckt haben soll.

Als sich Ralph Norton, der unbeholfene Assistent von Sir Whemple, an die Übersetzung der Schriftrolle macht und dabei einige Passagen laut liest, erweckt er die 3.700 Jahre alte Mumie zu neuem Leben. Bei diesem Anblick verliert Norton den Verstand. Als Whemple und sein Partner Dr. Muller, angelockt von Nortons hysterischem Lachen, ins Zelt stürzen, sind die Mumie und auch die heilige Schriftrolle verschwunden.

Plakatmotiv (US): The Mummy – Die Mumie (1932)Zehn Jahre später taucht die Mumie in der Gestalt des „Ardath Bey“ erneut auf. Er gibt Professor Pearson und Frank Whemple', Sir Josephs Sohn (der sich ebenfalls der Archäologie verschrieben hat), entscheidende Hinweise, die zur Entdeckung der Grabkammer der altägyptischen Prinzessin Anck-es-en-Amun führen. Zunächst versucht Imhotep erfolglos, ihre Mumie ebenfalls wiederzubeleben. Als er jedoch zufällig die junge Helen Grosvenor kennenlernt, glaubt er, in ihr die Wiedergeburt seiner geliebten Prinzessin zu erkennen.

Zu Lebzeiten waren Imhotep und Anck-es-en-Amun ein heimliches Liebespaar. Da er ein einfacher Hohepriester und sie die Tochter des Pharaos war, handelte es sich um eine verbotene Liebe. Als sie an einem schweren Fieber starb, versuchte Imhotep mit Hilfe der heiligen Schriftrolle, sie ins Leben zurückzurufen. Für diesen Frevel gegen die Götter wurde er bei lebendigem Leibe mumifiziert und für alle Ewigkeit verdammt.

Um mit Anck-es-en-Amun die Ewigkeit verbringen zu können, muss Imhotep erst ihren Körper töten und danach mit der Schriftrolle wiedererwecken. Dafür entführt er Helen ins Kairoer Museum und erweckt durch ein Ritual die Seele Anck-es-en-Amuns in ihrem Körper wieder. Die Prinzessin aber scheut den Tod. Auf altägyptisch betet sie zu Isis, die Göttin möge sie vor der schrecklichen Mumie beschützen. Plötzlich hebt die Statue der Göttin ihren Arm. Die Schriftrolle geht in einem Blitzstrahl in Flammen auf, und Imhotep zerfällt, ohne die magische Kraft der alten Zauberformel, zu Staub.

Was zu sagen wäre

Der größte Schrecken entfaltet sich nach knapp einer Stunde. Da wird der abtrünnig liebende Hohepriester Imhotep bei lebendigem Leib einbalsamiert und in einen Sarkophag verbannt – er wird so fest eingewickelt, dass er sich überhaupt nicht mehr bewegen kann; er stirbt also einen sehr langsamen Tod in Unbeweglichkeit – wenn er denn stirbt.

Karl Freunds Horrorfilm lebt von der Idee der ewigen Liebe, die mit Unsterblichkeit einher geht, aber diese zwingt uns noch keinen Grusel ab, aber für die notwendige Empathie fehlt ein Sympathieträger. Freunds Film lebt von den exotischen Schauplätzen und den darin stattfindenden Legenden, die zum Leben erwachen. Da sitzen wir 1932 in einem Kino (bzw. 1972 im heimischen Wohnzimmer zur deutschen TV-Premiere), werden Zeuge atemberaubender archäologischer Funde – deren Atemberaubigkeit uns aber die Protagonisten erst mitteilen müssen – und erleben dann einen blonden jungen, der Archäologie nicht wirklich zugewandten Archäologie-Assistenten, der ein … Fass aufmacht. Grusel kommt da die ganze Zeit nicht auf, aber Lust an der – buchstäblich – sagenhaften Exotik.

Das Skript krankt an seiner komplexen Struktur. Da gibt es einen Hohepriester, der vor rund 4.000 Jahren in Ägypten eine Vestalin liebte. Als das rauskam, wurde er lebendig einbalsamiert. Heute wird er aus seinem Grab befreit, was er nutzt, um seine Liebe wiederzubeleben, indem er eine Frau tötet, einbalsamiert und danach wieder befreit. Das klingt mehr nach Tragik als nach Horror. Und so richtig spannend – Um wen soll sich der Zuschauer jetzt eigentlich sorgen? – wird es auch nicht.

Der unsterbliche Graf Dracula, dessen Geschichte die Universal Studios auch erzählen, hatte keine Vorgeschichte. Maximal kam er im Sarg übers Meer und begann sein Werk. Ähnich wie Imhotep erkennt auch Dracula in einer heute lebenden Frau, Mina Harker, seine lang verstorbene Geliebte Elisabeta wieder – also will er Mina für sich gewinnen. Bram Stoker lässt Dracula sie entführen und beißen. Und in Mina und noch mehr in Jonathan Harker haben wir Charaktere, denen wir nachfiebern können. Die trockenen Archäologie-Professoreren, die es mit Imhotep zu tun haben, ziehen mich nicht an. „Die Mumie“ ist ein exotisches Abenteuer in einem mäßig spannenden Film.

Wertung: 4 von 6 €uro
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