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Kinoplakat: Jerry Maguire – Spiel des Lebens

Tom Cruise in einer Geschichte, in
der beide mehr sind als sie scheinen

Titel Jerry Maguire – Spiel des Lebens
(Jerry Maguire)
Drehbuch Cameron Crowe
Regie Cameron Crowe, USA 1996
Darsteller

Tom Cruise, Cuba Gooding Jr., Renée Zellweger, Kelly Preston, Jerry O'Connell, Jay Mohr, Bonnie Hunt, Regina King, Jonathan Lipnicki, Todd Louiso, Mark Pellington, Jeremy Suarez, Jared Jussim, Benjamin Kimball, Ingrid Beer u.a.

Genre Drama, Komödie
Filmlänge 139 Minuten
Deutschlandstart
27. Februar 1997
Inhalt

Eigentlich hätte Jerry Maguire keinen Grund, sich zu beklagen: Er ist 35, sieht blendend aus und arbeitet als Agent sehr erfolgreich für die Sportagentur "Sports Management International" (SMI). Doch Jerry ist nicht nur einer der Besten in seinem Metier, er verfügt außerdem über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. So verfasst er eines Tages ein Memo, in dem er sich kritisch mit den Methoden des Unternehmens auseinandersetzt und die mangelnde Ehrlichkeit und Menschlichkeit in seinem Business beklagt.

Da er diesen Protestbrief an all seine Kollegen verschickt, folgt die Reaktion seiner Vorgesetzten prompt: Jerry muss unverzüglich seinen Schreibtisch räumen – er ist gefeuert. Die einzigen Mitstreiter, die ihm jetzt noch bleiben, sind die Buchhalterin Dorothy Boyd, der aufstrebende junge Quarterback Frank Cushman und der zu spontanen Temperamentsausbrüchen neigende Footballspieler Rod Tidwell. Als auch Cushman von SMI abgeworben wird und Tidwell immer öfter Jerrys Kompetenz und Loyalität infrage stellt, scheint die einst so schillernde Karriere endgültig an ihrem Tiefpunkt angekommen zu sein.

In dieser Situation kommen sich Dorothy und er immer näher. Als Jerry sie schließlich heiratet, um sie und ihren Sohn Ray nicht zu verlieren, flackert ein kurzer Hoffnungsschimmer auf. Doch der verbissene Eifer, mit dem er sich in das Vorhaben stürzt, sich mit einer eigenen Agentur an seinen ehemaligen Auftraggebern zu rächen, ist für die junge Beziehung kaum förderlich.

Obwohl sie ihn liebt und ihr Sohn in Jerry eine Vaterfigur sieht, fühlt sich Dorothy von ihm entfremdet: Es kommt zur Trennung. Nun bleibt ihm nur noch Rod Tidwell. Und Jerry legt sich nicht nur für dessen sportlichen Erfolg so richtig ins Zeug – er will sein Leben wieder in den Griff bekommen und seine Ehe zurückgewinnen …

Was zu sagen wäre

Die 80er Jahre mit ihrem Anything go sind endgültig vorbei. Die Zockerei an der Börse, das Erfolge-jagen um der Erfolge willen, dieses ganze Bling Bling, um in Maßanzügen auf Empfängen die Jacketkronen in teuer renovierten Gebissen blitzen zu lassen, das hat letztlich zu nichts anderem geführt, als zu innerer Leere. Klar, die blonde, langbeinige, ehemalige Cheerleader-Vortänzerin steht auf Dich, und noch ein paar andere Vortänzerinnen. aber irgendwann stellst Du fest, dass Du alles hast, nur weder Liebe, noch Freunde noch ein echtes Zuhause, wenn Du irgendwann nachts nach Hause kommst.

Das ist natürlich keine ganz neue Erkenntnis auf der Leinwand, schon zu Humphrey Bogarts Zeiten, als die Filme noch vorwiegend schwarz-weiß waren, wurde die Verlogenheit des kommerziellen Sports angeprangert. Aber in den vergangenen Jahrzehnten ist auf der Leinwand unter wortkargen Einzelgänger-Cops, flammenden Infernen, Terminatoren, Sternenkriegern und wild prügelnden Buddy-Cops verloren gegangen, dass Männer heute auch Gefühle brauchen und Gefühle haben, ja sogar zeigen müssen. Cameron Crowe hat sich für diese Geschichte den perfekten Rahmen gesucht: die Geldmaschine Profisport. Hier geht es nur ums Big Business, den großen Deal, den Mega-Abschluss. Weniger geht es um Loyalität und um Ein Mann ein Wort.

Solche Geschichten erzählen sich quasi von selbst: Aufsteigergeschichten über Typen, die an sich selbst glauben lernen müssen, gehören zur DNA des Hollywoodkinos. Entscheidend ist da in erster Linie die Besetzung, meistens knuffige Kinder und knurrige Alte. Cameron Crowe setzt auf das ewig juvenile Image von Tom Cruise, der als Jerry so gut aufgelegt ist, dass er damit zum zweiten Mal (nach Geboren am 4. Juli) für einen Hauptrollen-Oscar nominiert wurde. Cruise blieb hinter Geoffrey Rush (in "Shine") zweiter Sieger, dafür bekam Cuba Gooding Jr. („Show me the Money!“) den Oscar für die Nebenrolle.

Das Big Business des Sports ist ein Geschäft für harte Kerle, Männer mit Eiern, die den Deal durchziehen. Für Frauen bleibt in diesem Kosmos, jedenfalls in dem Kosmos des Leinwandsports, die Rolle der devoten Servilen oder die der gierigen Zicke. Solche Frauen tauchen auch in diesem Film auf, aber als Randfiguren. Crowe entscheidet sich für eine lebensechte Figur, alleinerziehende Mutter mit Sorgen und Träumen und besetzt sie mit Renée Zellweger ("Alle Liebe dieser Welt" – 1996; "Texas Chainsaw Massacre: Die Rückkehr" – 1995; Reality Bites – Voll das Leben – 1994), die dieser lebensnahen Figur noch diesen Touch Naivität mitgibt, die aus tollen Frauen liebenswerte Frauen macht.

Tatsächlich gelingt Crowe ("Singles – Gemeinsam einsam" – 1992; "Teen Lover" – 1989) ein witziges Drama, eine romantische Komödie über den Sinn des Lebens. Die Läuterung des Schnösels ist ja letztlich ein auf viele Sparten übertragbares Thema – und nur in wenigen Situationen lässt sich die Katharsis so schön inszenieren, wie auf dem Rasen eines Footballfeldes in einem voll besetzten Stadion. Tom Cruise, der für diese Rolle die perfekte Besetzung ist, spielt den an seinem Job, seinem Leben, an sich selbst zweifelnden Typ mit der Hingabe eines Mannes, der für seine Karriere neue Ufer sucht, an denen er mehr zeigen muss, als sein strahlendes Gewinnergrinsen vergangener Filme (Mission: Impossible – 1996; "Interview mit einem Vampir" – 1994; Die Firma – 1993; Eine Frage der Ehre – 1992; In einem fernen Land – 1992; Tage des Donners – 1990; Geboren am 4. Juli – 1989; Rain Man – 1988; Cocktail – 1988; Die Farbe des Geldes – 1986; Top Gun – 1986; Legende – 1985; Der richtige Dreh – 1983; Die Outsider – 1983; Lockere Geschäfte – 1983; Die Kadetten von Bunker Hill – 1981).

"Jerry Maguire" ist ein unterhaltsamer Film mit durchaus erwartbarer Dramaturgie, dem seine gut gelaunten Schauspieler Leben einhauchen.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
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