Die Crew der Enterprise befindet sich seit fast drei Jahren in den Tiefen des Alls und trifft inmitten ihrer Fünf-Jahres-Mission auf die Kapitänin eines anderen Raumschiffs, die um Hilfe für ihre angeblich verunglückte Mannschaft bittet. Die Rettungsmission wird zur Falle, die Enterprise angegriffen und in mehrere Teile zerrissen.
Die Untertassensektion stürzt über einem fremden Planeten ab. Die Crew kann per Rettungskapseln flüchten, wird dadurch aber getrennt. Der größte Teil gerät in Gefangenschaft. Captain Kirk und Navigationsoffizier Chekov schlagen sich zur zerstörten Enterprise durch, um ein Artefakt zu sichern, auf das es die Angreifer offenbar abgesehen hatten. Chefingenieur Montgomery „Scotty“ Scott trifft gleichzeitig auf Jaylah, eine Kämpferin von einem anderen Planeten, die offenbar ebenso wie die Crew der Enterprise hier angegriffen wurde und gestrandet ist. Jaylah lässt sich auf einen Deal mit Scotty ein: Er, der Ingenieur, soll ihr „Haus“ reparieren, dafür hilft sie ihm, seine Leute wiederzufinden. Jaylahs „Haus“ entpuppt sich als das Wrack des Föderations-Raumschiffs „Franklin“, das seit vielen jahren als verschollen gilt. Für den Chefingenieur der Enterprise ist die Technik an Bord zwar vorsintflutig, aber irgendwas wird er schon hinbekommen. Im Laufe der Reparaturen stoßen auch Kirk und Chekov zu ihnen. Gemeinsam fassen sie einen Plan zur Rettung der anderen.
Ihr Gegner heißt Krall. Ein grimmer Krieger mit zwei Gefolgsleiten und einer Armada messerscharfer kleiner Drohnenschiffe, die die Enterprise im All buchstäblich zerfetzt hatten. Krall hat sich zum Ziel gesetzt, die Föderation zu zerschlagen. Er wirft ihr vor, sich ohne Rücksicht im ganzen Universum auszubreiten und ihm seine Botschaft einer friedlichen Gemeinschaft aufzuzwingen; eine solche hält Krall für Unsinn.
Als „Krieger der alten Schule“ hält er den Krieg für ein überlebensnotwendiges Mittel. Die Menschen seien nicht gemacht für die friedliche Gemeinschaft. Koexistenz verweichliche den Charakter, erst im Kampf schärfe sich der Verstand. In diesem Sinne macht sich Krall auf, um mit seiner Drohnenarmee die im Nachbarquadranten beheimatete Raumstation Yorktown zu zerstören, für ihn Sinnbild der föderalen Einheit.
Auf der Yorktown leben und arbeiten Wesen der unterschiedlichsten Rassen mit- und nebeneinander. Gelingt es Krall, sie zu zerstören, würde, so seine Intention, der innere Frieden der Föderation brechen. Um das zu verhindern, müsste Scotty dringend die Franklin wieder flott kriegen; aber das ist mit der verrosteten Alttechnik gar nicht so einfach …
„Unsere Waffen sind für einen solchen Angriff nicht ausgelegt!“, klagt der Waffenoffizier der Yorktown angesichts der Übermacht winziger, nicht zu erfassender Kampfdrohnen, die sie gerade überrollt und später wird im Film immer wieder gestritten, welches gesellschaftliche System das bessere sei – das des Zusammenhaltens oder das des ewigen Krieges-und-Neubeginns. Offensichtlich hat die asymetrische Kriegführung des islamistischen Terrors das Star-Trek-Universum erreicht. Die jüngste Folge des Star-Trek-Franchise liegt damit ganz im völkerverständigenden Sinne seines Erfinders Gene Roddenberry und 2016 und sendet seine Botschaft mit den Mitteln des Überwältigungskinos.
Guardians of the Star-Trek-Galaxy
Die Story ist komplexer, als das die verworrenen Trailer vermuten ließen. Das ist auch deshalb erstanlich, weil Regisseur Justin Lin die Kunst des Erzählens nicht in die Wiege gelegt wurde. Als er zum ersten mal die Regie der Fast-&-Furious-Reihe übernahm (Tokyo Drift – 2006), gelang ihm das Kunststück, der Actionserie das bisschen Herz, das sie hatte, gründlich auszutreiben zugunsten rasanter Oberflächenreize (in den späteren Filmen hat er dazugelernt). Wenn der Abspann der jüngsten Star-Trek-Folge beginnt, habe ich einen unterhaltsamen, witzigen SciFi-Actioner mit Tiefgang gesehen, der sich allerdings auffällig bei MARVELS Guardians of the Galaxy (2014) bedient – nicht nur sehen die Straßenzüge der feschen Raumstation Yorktown sehr nach einer Mischung aus Neill Blomkamp Elysium (2013) und dem high-tech-schicken Planeten Xandar aus „GotG“ (Raumstation, Großstadtszenen, Parkanlagen und durch den innerstädtischen Kanal rast die Enterprise; das sind Bilder zum immer-wieder-gucken-können). Auch der Drohnenangriff im großen Showdown wirkt bekannt. Deutlichste Doublette: Jaylah hat an Bord der „Franklin“ Rockmusik des späten 20. Jahrhunderts entdeckt („Klingt ein bisschen angestaubt, findet Ihr nicht?“, sagt Pille). Da winkt fröhlich der alte Cassettenrekorder des StarLord.
Was einmal funktioniert hat, muss ja aber beim zweiten Mal deshalb nicht schlecht sein. Zumal die Musik hier die friedliche Botschaft des Star-Trek-Franchise unterstreicht – nicht mit Waffengewalt werden die Angreifer abgewehrt, sondern mit dem harten „Sabotage“ der Beastie Boys. Seit J.J. Abrams sein Reboot des SciFi-Klassikers gestartet hat, ist die gute alte Star-Trek-Welt bunter und lauter geworden, eng an die Regeln des Kinomarktes gekoppelt – und der wird beherrscht, also bezahlt in der Mehrzahl von den 12- 25-Jährigen. Dieser Zielgruppe muss das Franchise angepasst werden. Es würde sich wahrscheinlich lohnen, im Filmstudium mal die Entwicklung der Star-Trek-Charaktere seit 1966 zu analysieren.
Hauptsache Spaß bei der Arbeit und eine Work-Live-Balance
Viel mehr, als es der alte Kirk war, der immer auch noch ein wenig Diplomatie im Rucksack mit sich führte, gibt Chris Pine diese Figur als Abenteurer auf der Suche nach Spaß. Seine diplomatischen Gehversuche gleich zu Beginn des Films, wo er einen interplanetarischen Streitfall lösen soll, geht gründlich schief und ist sozusagen Quelle der folgenden Katastrophe. Als ihm nach – mit der üblichen List, Tücke, Cleverness, Ideenreichtum und Einsatzbereitschaft der ganzen Crew – überstandener Schlacht der Posten des Vize-Admirals der Flotte angeboten wird, lehnt er ab mit der Begründung, das mache sicher nicht so viel Spaß. Da grüßt die hippe Vorstellung der Work-Life-Balance.
Und mit Action kann man ja auch Friedensbotschaften verbreiten; beim großen Showdown mit Krall, an dessen Ende dieser – das darf man verraten, weil überraschend ist das nicht – durch eine Art Klospülung ins All geschossen wird, hat Kirk alle Zeit der Filmdramaturgie, mit dem Antagonisten Krieg und Frieden zu diskutieren. Krall wirft der Föderation arroganten, immerwährenden Expansionsdrang mit dem Zwang zur Gemeinschaft, zur Gleichschaltung vor, dem er den Krieg gegenüberstellt. „Einheit ist nicht Eure Stärke. Sie ist Eure Schwäche.“ „Ich glaube, Sie unterschätzen die Menschheit.“ Krall will den Krieg als Machtinstrument, den Islamisten in der wirklichen Welt da nicht unähnlich.
Schlampige Übergänge im Script
Andere Dinge sind nicht so gelungen, schlampige Übergänge im Script etwa. Da hängt Scotty eben noch rettungslos an drei Fingern über dem Abgrund, ist aber in der nächsten Szene schon wieder quietschfidel im Wald unterwegs. Auf die Frage, ab wann Kirk wusste, dass „sie uns verraten wird“ sagt er nur, Ich habe so meine Instinkte. Weitere Erklärung unnötig? Die Fans kennen doch ihren Kirk? Etwas mehr Achtung des Autors dem denkenden Zuschauer gegenüber wäre schön. Auf Dauer reicht es nicht, Kirk auf ein verstaubtes Motorrad zu setzen und ihn damit die Gegner aufmischen zu lassen – ein optisch gelungener Gag, der aber in die Drehbuchkategorie Coolness, nicht Cleverness gehört. Die Cleverness des großen Erzählers geht im Bombast dieses charmanten Überwältigungskinos verloren.
Aber die Beastie-Boys-Szene ist einfach zu schön, um darüber zu schimpfen.
„Beyond“ ist also großes Spaßkino mit Bombast und menschlichen Schwächen. Die Produzenten haben ihre ToDo-Liste gewissenhaft abgearbeitet. Zu einem Star-Trek-Franchise gehören zwingend:
- der Kampf mit veralteter Technik gegen übermächtige Gegner
- beamen in letzter Sekunde rettet Hauptfiguren
- das Schiff rettet auf außergewöhnliche Weise Crew und/oder Menschheit und/oder …
- … das Schiff geht auf spektakuläre Weise zu Bruch
- Chefingenieur Scott findet immer eine Lösung – in letzter Sekunde
- Spock und Pille haben mindestens einen Außeneinsatz, bei dem einer den anderen rettet und beide sich unablässig ihre Liebe erklären, indem sie sich angiften
- die Vergangenheit der Sternenflotte spielt eine Rolle
- Völkerverständigung bleibt das oberste Ziel der Crew
Alles da.
Star Trek im Kino
- Star Trek - Der Film (1979)
- Star Trek - Der Zorn des Khan (1982)
- Star Trek - Auf der Suche nach Mr. Spock (1984)
- Star Trek - Zurück in die Gegenwart (1986)
- Star Trek - Am Rande des Universums (1989)
- Star Trek - Das unentdeckte Land (1991)
- Star Trek - Treffen der Generationen (1994)
- Star Trek - Der erste Kontakt (1996)
- Star Trek - Der Aufstand (1998)
- Star Trek - Nemesis (2002)
- Star Trek (2009)
- Star Trek - Into Darkness (2013)
- Star Trek - Beyond (2016)