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Kinoplakat: Star Trek - Into Darkness
Wunderbar. Viele Erinnerungen
schöne Momente. Krasse Szenen.
Titel Star Trek - Into Darkness
(Star Trek - Into Darkness)
Drehbuch Roberto Orci + Alex Kurtzman + Damon Lindelof
nach den Charakteren und der TV-Serie von Gene Roddenberry
Regie J.J. Abrams, USA 2013
Darsteller Chris Pine, Zachary Quinto, Zoë Saldaña, Karl Urban, Anton Yelchin, Alice Eve, John Cho, Simon Pegg, Benedict Cumberbatch, Bruce Greenwood, Peter Weller u.a.
Genre Science Fiction
Filmlänge 132 Minuten
Deutschlandstart
9. Mai 2013
Website startrek.com
Inhalt

Angriff auf die Sternenflotte: In London sterben bei einem Bombenanschlag auf eine Archivabteilung 47 Menschen. Die Admiralität der Flotte kommt zusammen und berät, was zu tun ist, als auch sie angegriffen wird. Bei dem Angriff kommen viele Führungsoffiziere ums Leben. Hinter den Angriffen steckt ein Mitglied der Sternenflotte: John Harris gehörte einer Eliteeinheit an.

Die Hintergründe der Tat sind unklar, seine Spur aber lässt sich zurückverfolgen: Harris hat sich auf Kronos eingebunkert, dem Zentrum des klingonischen Reichs. James T. Kirk bekommt den Auftrag, mit der Enterprise nach Kronos zu fliegen, Harris aufzutreiben und zu töten. Nichts lieber als das: Kirk sinnt ohnehin auf Rache. Bei Harris' Angriff kam ein guter Freund ums Leben.

Um seinen Auftrag ordnungsgemäß durchführen zu können und – vor allem – dabei nicht von den Klingonen entdeckt zu werden, händigt Admiral Marcus, Oberkommandierender der Flotte, Kirk 72 spezielle Torpedos aus, die so konzipiert sind, dass sie Harris und dessen Hintermänner zerstören, ohne dass die Klingonen davon Wind bekommen.

Der Plan geht gehörig schief. Natürlich bekommen die Klingonen Wind von der Sache und haben die Führungscrew der Enterprise in der Zange, als ein einzelner Krieger auftaucht und die komplette Crew raushaut. Es ist Harris; der sich daraufhin stellt. Widerwillig nennt er Kirk die Gründe für seinen Angriff auf die Sternenflotte: Vor über 300 Jahren wurde er in einem Genlabor erschaffen, mit ihm 72 weitere. Sie alle verfügten über spezielle Fähigkeiten, die nie zum Einsatz kamen. Etwas ging schief, sie wurden in Kältekammern in Tiefschlaf versetzt. Vor einigen Jahren wurde Harris wieder aufgeweckt. Von einem hohen Mitglied der Sternenflotte, das mit Harris' Hilfe einen Krieg anzetteln wollte und jetzt seine Spur verwischen will, indem er Harris und seine Leute tötet.

So abenteuerlich das klingt: Zumindest die Genmanipulationen kann Harris nachweisen. Er ist nahezu unverwundbar, alle Bluttests, die Doc McCoy durchführt, zeigen, Harris ist ein genmanipuliertes Superwesen. Aber offenbar steckt noch mehr dahinter, denn bei nächster Gelegenheit flieht Harris und setzt seinen lange vorbereiteten Plan in Gang. Dieser Plan heißt: Rache …

Was zu sagen wäre

„Welcome to the Family”, sagt Kirk gegen Ende zu einem neuen Crewmitglied. „It's good to have a family“, antwortet Carol Marcus. J.J. Abrams hat einen Familienfilm gedreht und dem Star-Trek-Universum seinen eigenen 11. September 2011 beschert: Terroristen steuern einen Flugkörper in die Hochhäuser der Stadt. Das Bild mit dem drohenden schwarzen Schatten über einem futuristischen San Franzisco ist nur ganz kurz, die Panik in den Augen der Bürger umso länger. Anders sehen sie auf den Dokumentarbildern der Anschläge auf die Twin Tower von Manhattan auch nicht aus. Eine gespenstische Gänsehautszene; nicht wegen dem, was gleich passiert – das ist Action-Kino-state-of-the-Art – sondern wegen dieses einen Bildes.

Die 3D-Verzerrung sorgt für Unschärfen

J.J. Abrams neues Star-Trek-Adventure schlägt seinen Vorgänger in vielen Belangen. Nicht allerdings in der Optik: Dass er seinen teils im IMAX-Format gedrehten Special-Effects-Film auf 3D hat konvertieren lassen, tut dem Film nicht gut, hinterlässt viele Unschärfen und zitternde Bilder. Wieder zeigt sich: Was in 2D gedreht und schnell geschnitten ist, eignet sich nicht für die 3D-Aufführung - der Aufpreis ist rausgeschmissenes Geld.

Teaser-Plakat: Star Trek - Into Darkness

Aber abgesehen davon? Großes Event-Kino, das seinem TV-Urahn aus den 1960er-Jahren die Hand reicht. Abrams (Super 8 - USA 2011; Mission: Impossible III - USA 2006), der sich einen Namen gemacht hat mit der Konzeption und Produktion sehr erfolgreicher TV-Serien („Lost“ - 2009; „Alias - die Agentin“ - 2001), pflanzt viele kleine Hinweise an die guten alten Zeiten – selbst die Tribbles haben ihren Auftritt, die wuschlige Landplage, die schon schwanger geboren wird, sich einst in rasender Geschwindigkeit vermehrte und über die Decks der USS Enterprise 1701 verteilte. Im Zentrum der TV-Erinnerung steht aber ein Terrorist: Khan, auch ein Überbleibsel aus der ersten TV-Serie und Titelfigur des zweiten Kinofilms Der Zorn des Khan, dem 1982 Spock zum Opfer fiel. J.J. Abrams zitiert diese Szene von damals ausgiebig in seinem „Into Darkness“ mit umgedrehten Vorzeichen. Ein schöner, trauriger Moment.

Der Film kommt sofort zur Sache

„Into Darkness“ kommt schneller zur Sache, als der Vorgänger. Wo der erst die Figuren neu einführen musste, Erinnerungen zerstören und komplizierte Zeitsprungtheorien bemühen musste, um die neuen alten Figuren zu erklären, bis sie dann endlich irgendwann auf der Brücke der Enterprse stehen, sind hier alle an ihrem Platz und bereits so gut eingespielt, dass Kirk nach seinem jüngsten Job – den Abrams analog zu seinen TV-Serien als Pre-Title-Action anlegt – sein Kommando entzogen bekommt; es gilt: Alles auf Anfang. Aber nicht lang.

Abrams erzählt, wie Kirk und Spock Freunde werden. Das ist Zentrum des Films. Hier der intuitive Kirk, der ab der dritten Filmminute ein verschrammtes, verbeultes Gesicht durch die Szenen trägt, da der Inbegriff des abgeklärten Denkers, der sich für Gefühle zu fein scheint. Beide Männer wachsen, weil beider Liebschaften sie fordern: Spock bekommt von Lt. Uhura den Kopf zurecht gebogen, Kirk von seiner Enterprise; der Kommandoentzug nimmt ihn sichtlich mit. Im Rahmen einer rasanten an- und abflauenden Actionstory geraten Spock und Kirk immer wieder aneinander, wissen aber seit ihrem ersten Abenteuer, dass sie sich aufeinander verlassen müssen und also finden sie einen Weg. Drumherum bekommt jedes Crewmitglied seine eigene Szene, Uhura ist sowieso zur Hauptfigur zwischen Kirk und Spock geworden, Pavel Chekov vertritt sehr erfolgreich Scottie, der sich mit seinem Freund und Captain ein wenig auseinander gestritten hat, Hikaru Sulu nimmt auf dem Kommandosessel Platz und gibt sich keine Blöße, „Bones“ McCoy ist besorgt sarkastisch wie eh und je. Alice Eve (ATM – Tödliche Falle – 2012) als neues Crewmitglied Dr. Carol Marcus, auf die Kirk auch in Wrath of Khan schon ein Auge geworfen hat, ist … blond, tough und very british. Ein interessantes Gegenüber zur heißblütigen, kühlkopfigen Uhura. Da kann noch was draus werden.

Teaser-Plakat: Star Trek - Into DarknessMontgommery Scott überdreht als Comical Ali

By the way: Scotty überdreht. Der Chef im Maschinenraum war immer schon ein eigener Charakter mit schottischem Dickkopf. Simon Pegg macht Lt. Montgomery Scott zum Clown. Comical-Alis gehören zum modernen Kino dazu, wenn ich allerdings an so manche Momente mit dem wunderbaren James Doohan denke, der Scottys erstes Gesicht war, wünschte ich mir bei Simon Peggs Scotty etwas mehr Würde.

Und Benedict Cumberbatch als John Harris/Khan ist eine Nummer für sich. Er hebt „Into Darkness“ auf ein eigenes Level. Eine große Performance mit tiefem Bass und dunkler Bedrohung.

Ein Sammlung phantastischer bilder

Es gibt phantastische Bilder. Die Enterprise im Warp-Stream, verfolgt und angegriffen von einem größeren und mächtigeren Schiff. Die Enterprise, die wie einst das deutsche Raumschiff Orion mit Dietmar Schönherr an Bord in imposanter Größe und ihrer ganzen filigranen Schönheit aus dem Wasser aufsteigt. Die Enterprise, die manövrierunfähig der Erde entgegenstürzt – eine ähnliche Situation gab es 1994 in Star Trek - Generations. Hier zeigt das SFX-Department, was sich in 19 Jahren Kino alles verändert hat. Der Absturz mit allen Begleiterscheinungen ist schwer beeindruckend.

Dazu kommt eine ausnehmend unterhaltsame Prügelei auf dem Dach zweier mit hoher Geschwindigkeit durch Hochhausschluchten rasender Frachter. Zusammengehalten werden diese großen Action-Momente von vielen sanften Momenten, in denen Abrams zeigt, warum er zur Zeit als Hollywoods heißester Regisseur gehandelt wird. Er behält den Überblick, weiß was er zeigen will, legt Wert auf eine durchdachte Story, gibt dieser Rythmus und Tiefe und gewährt dem Fan mit gefühlvoll Menschelndem jene Momente, die aus Kirk, Spock & Co. erst die Ikonen der Unterhaltungs-Science-Fiction machen. Als nächstes ist Abrams beauftragt, das Star Wars-Franchise in neue Welten zu führen – also den Hochaltar der Kino-Universen zu renovieren.

Wertung: 8 von 8 €uro
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