Im Jahr 2154 ist die Menschheit in zwei Klassen aufgeteilt: Die wenigen Reichen leben in einer luxuriösen Raumstation namens Elysium. Der Rest vegetiert auf der Erde vor sich hin – die überbevölkert und runtergewirtschaftet ist.
Für die Verteidigung des Luxus-Resorts am Himmel über der Welt geht Verteidigungsministerin Delacourt buchstäblich über Leichen. Sie vertritt sehr strenge Anti-Immigrations-Gesetze, doch das hindert die verarmten und verzweifelten Menschenmassen auf der Erde nicht, immer wieder zu versuchen, nach Elysium zu gelangen. Unterstützt wird Rhodes von dem Soldaten Kruger, der auf der Erde die Drecksarbeit für sie erledigt.
Auf der Erde lebt Max DeCosta, ein Arbeiter in den Fabriken der Reichen von Elysium, vorbestraft. Nach einem Arbeitsunfall bei dem er radioaktiv verstrahlt wird, bekommt er die kühle Diagnose „Sie haben noch fünf Tage. Leben Sie wohl!” Er müsste natürlich nicht sterben nach diesem Unfall, den sein Arbeitgeber verschuldet hat, der auf Elysium über die Technologie verfügt, jede Krankheit in Minuten zu heilen – jede. Aber diese Technologie ist eben der Oberschicht vorbehalten.
Max macht seinen Kotau vor Spider, dem örtlichen Paten, dem er einst gute Dienste leistete, bis er sich eines Besseren besann und ein neues leben beginnen wollte. Spider ist der Mann in Los Angeles, der regelmäßig Menschen nach Elysium schmuggelt. Max wird er auch gerne dorthin bringen; aber erst, wenn der ihm, Spider, Daten aus dem Gehirn eines Privilegierten verschafft; die Reichen von Elysium haben ein ausgeklügeltes System entwickelt, das sie eng mit der Technologie der Station verbindet – zentraler Bestandteil ist ein Chip, der hinter dem Ohr eines jeden Elysianer implantiert wird.
Max willigt ein und erhält ein Gehirnimplantat und Cyborgerweiterungen, um die Daten zwischenzuspeichern und seine Kraft zu steigern. Er überfällt den Chef seiner ehemaligen Firma, John Carlyle, und überspielt dessen Daten in sein Hirn. Was Max nicht ahnt: Carlyle hatte für Ministerin Delacourt ein Neustartprogramm für den Betrieb von Elysium geschrieben, mit dessen Hilfe sich die Ministerin zur Präsidentin putschen will. Dieses Putsch-Programm, mit dem Elysium einfach übernommen werden kann, steckt jetzt in Max' Kopf – und alle machen Jagd auf ihn …
District 9 war ein durchschlagender Erfolg. Inhaltlich, finanziell, künstlerisch. Klar, dass Autor und Regisseur Neill Blomkamp da in Hollywood die Chance bekommt, seine aufwändigen Underdog-Geschichten gleich nochmal zu erzählen.
Menschen bauen Roboter, die Menschen bewachen
Die Welt dieses District 9 hat sich weitergedreht, die Reichen haben sich aus dem Slum auf eine Insel der Seligen zurückgezogen; zurückgeblieben sind Arbeiter und Roboter – Arbeitsbienen. War die Welt des Blade Runner 2019 noch viel Neon, Regen und 80ies-Chique, ist die Welt des 22. Jahrhunderts trocken und staubig und karg: Roboter sorgen für Ordnung und kontrollieren und verhaften und sanktionieren Menschen. Dagegen sah das Jahr 2019 noch geradezu verheißungsvoll aus.
Die Menschen vegetieren, sind kriminell oder arbeiten in den Fabriken, um die Roboter zu bauen, an denen die Menschen auf Elysium verdienen. Aber auch diese Luxus-Welt ist schon dem Untergang geweiht – der Spaltpilz des Machtanspruchs wütet in der Ministerin, der Jodie Foster (Der Gott des Gemetzels – 2011; "Der Biber" – 2011; "Die Fremde in dir" – 2007; Inside Man – 2006; "Flightplan – Ohne jede Spur" – 2005; Panic Room – 2002; Anna und der König – 1999; Contact – 1997; Nell – 1994; Maverick – 1994; Sommersby – 1993; Das Schweigen der Lämmer – 1991; Angeklagt – 1988; Pinguine in der Bronx – 1987; Hotel New Hampshire – 1984; "Bugsy Malone" – 1976; "Das Mädchen am Ende der Straße" – 1976; Taxi Driver – 1976) den Charme eines Kühlschranks verleiht. Ihr entgegen gestellt ist Matt Damon (Liberace – Zuviel des Guten ist wundervoll – 2013; "Promised Land" – 2012; Wir kaufen einen Zoo – 2011; Contagion – 2011; Der Plan – 2011) auf der klassischen Heldenreise eines Dreiakters – aus dem Slum zum angekratzten Erlöser der Menschheit – auf dem Weg dahin hat der Oscar-Preisträger allerdings wenig anderes zu tun, als verbissen zu gucken.
Der düsteren Utopie fehlt eine tragfähige Story
Es ist vor allem der Blick in eine spannende Zukunft unsererselbst, die ihre Schatten aus Gated Communities – abgeschirmten, streng bewachten Vierteln reicher Menschen – heute schon wirft; die Geschichte als solche ist nicht sonderlich aufregend. Der Konflikt ist nicht wirklich groß: Klar, Max will sein Leben retten, muss also nach Elysium. Klar, grundsätzlich handeln die Einwohner Elysiums gedankenlos, also gehört ihnen Einhalt geboten. Aber dieser humane Gedanke rechtfertigt noch keinen Multi-Millionen-Dollar-Film; den gibt es kostengünstiger als Spruch auf jedem Abreißkalender. "Elysium" unterstreicht die große Qualität des District 9: Wo der zwiebelmäßig nach einer Geschichte eine weitere enthüllt, in mehreren Genres souverän den Überblick behält und am Ende ein komplexes Ganzes erzeugt, ist „Elysium“ bemerkenswert einsilbig.
Viele Szenen sind gut gelungen, aber der Film als ganzes ist weniger, als die Summe seiner einzelnen Teile und das Erlöser-Ende ist arg seifig – verlogen in Blomkamps Unentschiedenheit zwischen testosteron-gesteuertem Sommer-Blockbuster und seiner stramm linken Message, die hier zur plakativen Reiche-Menschen-sind-alle-böse-Metapher gerinnt. "Elysium" zeigt eine Utopie, der eine vernünftige Story fehlt, die sie über 100 Minuten tragen kann.