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Plakatmotiv: The Creator (2023)

Überraschend feinfühliger Film,
der die KI aus bösen Ecke holt

Titel The Creator
(The Creator)
Drehbuch Gareth Edwards & Chris Weitz
Regie Gareth Edwards, USA 2023
Darsteller

John David Washington, Madeleine Yuna Voyles, Gemma Chan, Allison Janney, Ken Watanabe, Sturgill Simpson, Amar Chadha-Patel, Marc Menchaca, Robbie Tann, Ralph Ineson, Michael Esper, Veronica Ngo, Ian Verdun, Daniel Ray Rodriguez, Rad Pereira, Syd Skidmore, Karen Aldridge, Teerawat Mulvilai u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
28. September 2023
Inhalt

Inmitten eines künftigen Krieges zwischen der Menschheit und den Kräften der künstlichen Intelligenz wird Joshua, ein abgeklärter ehemaliger Special-Forces-Agent, der um seine verschwundene Frau trauert, rekrutiert, um den Creator zu jagen und zu töten. Der Creator, ein schwer fassbarer Architekt einer fortschrittlichen KI, entwickelte eine mysteriöse Waffe, die den Krieg zwar beenden kann, aber gleichzeitig auch die Menschheit komplett auslöschen würde.

Joshua und sein Team bestehend aus Elite-Agenten, durchqueren die feindlichen Linien und dringen in das dunkle Herz des von der KI besetzten Territoriums. Und finden heraus, dass die weltverändernde Waffe, die er zerstören soll, eine KI in Form eines kleinen Kindes ist …

Was zu sagen wäre

Wir sind gleich“, sagt die kleine KI zu Joshua, dem Soldaten, der gekommen war, um sie zu töten. „Wir kommen beide nicht in den Himmel. Du nicht, weil Du schlecht bist. Und ich bin kein Mensch.“ Sie sucht die Gemeinsamkeiten, was bei den kinoüblichen Künstlichen Intelligenzen der vergangenen Jahrzehnte unüblich war. Das große Kino hat in der KI stets den Schurken erkannt; das ist inhaltlich leicht zu begründen, sie hat ja keine Gefühle, existiert also fern humanistischer Werte. Und natürlich muss im Kampf Mensch gegen Maschine der Mensch gewinnen. Jedenfalls, solange man voraussetzt, dass alles so ist, wie es auf der Leinwand immer behauptet wurde, mal wuchtig brillant wie in 2001, Terminator, Blade Runner oder Matrix, mal als philosophisches Kammerspiel bei Colossus oder Ex-Machina: KI=Gefahr!

Stattdessen stellt die KI die Gleichheit zwischen Mensch und Maschine fest und sagt: „Weißt Du was passiert, wenn wir diesen Krieg gewinnen? Genau Nichts. Wir wollen in Ruhe gelassen werden.“ Dieser Film um eine entfremdete KI ist anders. Gareth Edwards (Star Wars: Rogue One – 2016; Godzilla – 2014; Monsters – 2010) startet verwirrend in seinen Film. Ihm ist wohl klar, dass seine Erzählung linear der klassischen, also oft gesehenen Heldenreise folgt: Ein Ex-Elitesoldat zieht widerwillig ein letztes Mal in die Schlacht, soll die ultimative Waffe des Gegners zerstören. Seine Motivation: Angeblich lebt hinter den feindlichen Linien noch seine tot geglaubte Frau. Diese klare Linie verschachtelt Edwards auf zwei Zeitebenen, die uns zunächst vermuten lassen, irgend etwas Zentrales zu Beginn überhört zu haben.

Zum Beispiel das Wesen der KI: Vorgestellt wird sie uns als „perfekt in den Arbeitsmarkt integriert“, nur um eine Minute später Los Angeles in einem Atompilz zu verbrennen. Die Richtung scheint klar: Mensch naiv, KI konsequent. Fortan wollen sich Mensch und Maschine gegenseitig auslöschen. Als wir im Kinosessel in die Geschichte einsteigen, stehen die Menschen kurz vor dem Sieg. Plakatmotiv: The Creator (2023) Sie haben eine gigantische fliegende Kampfstation im Orbit, NOMAD (North American Orbital Mobile Aerospace Defense), die in New Asia mit Leichtigkeit ganze Landstriche vernichtet. Während die KI einfach Reis anbaut oder Geschäften nachgeht. Sie ist keine herrschende KI, die alles Humanoide zerstören will, sowie James Cameron Cyberdine Systems. Sie lebt friedlich mit den Menschen in New Asia zusammen, übernimmt Polizei und Verwaltungsaufgaben und lebt als "Sympaths" auch mit Menschen unter einem Dach, sogar unter einer Decke.

Die Menschen, Amerikaner, haben die künstliche Intelligenz aus ihrem Herrschaftsbereich verbannt, ohne auf die High Tech zu verzichten. Die Bilder, die Gareth Edwards für den Kampf gegen die KI zwischen Reisterassen, Megacities und Urwäldern findet, sollte man sich wegen ihrer wuchtigen Schönheit im IMAX-Kino gönnen und erinnern an die Bilder aus dem Vietnamkrieg. Was damals der kommunistische Vietcong war, sind heute die Maschinen – in beiden Fällen glaubten die USA, Asiaten von dieser Geißel befreien zu müssen. Heute gehen sie auf die Jagd nach Gott. Sie suchen "Nirmata", die Schöpferin, sowas wie die Ur-Programmierung der KI; haben sie die, haben sie die KI. Der Special-Forces-Agent, den sie dafür losschicken, entpuppt sich als eine Art Auserwählter der anderen Seite. In John David Washington mit seinem unbeeindruckten Allerweltsgesicht hat Edwards den Richtigen für die Rolle gefunden (Tenet – 2020; Ein Gauner und Gentleman – 2018; BlacKkKlansman – 2018). Joshua hat keine Ambitionen, das kleine KI-Mädchen, das er Alfie tauft, auszuschalten. Und im Kinosessel finden wir das auch richtig – obwohl sich natürlich auch im Körper eines knuddeligen Kindes eine Megawaffe verbergen kann. Madeleine Yuna Voyles, zu Drehzeiten 7 Jahre alt, strahlt als Alfie große Ruhe und Souveränität aus. Sie ist eine bewundernswerte Erscheinung, gleichzeitig schutzbedürftig und über den alltäglichen Dingen schwebend. Joshua wird also der Beschützer der angeblich ultimativen Waffe des Gegners und sorgt dafür, dass seine eigenen Leute nicht zum Ziel kommen.

"The Creator" findet einen Platz im Olymp der großen Science-Fiction-Filme, weil er mit großartigen Bildern und Schauspielern einen Film erschaffen hat, der das zurzeit sehr heiße Thema Die KI und der Mensch (das ist bei den üblichen Vorläufen für solche Produktionen reiner Zufall) auf neue Weise interpretiert und darin an Neil Bloomkamps District 9 (2009) erinnert. An der Kinokasse konnte sich seine Klasse nicht durchsetzen. 80 Millionen Dollar standen Edwards für die Produktion zur Verfügung. Das weltweite BoxOffice lag nach drei Monaten bei 104 Millionen Dollar.

Wertung: 7 von 8 €uro
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