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Plakatmotiv: Der Tod steht ihr gut (1992)

Ein grelles Comic mit
philosophischem Kern

Titel Der Tod steht ihr gut
(Death becomes her)
Drehbuch Martin Donovan & David Koepp
Regie Robert Zemeckis, USA 1992
Darsteller

Meryl Streep, Bruce Willis, Goldie Hawn, Isabella Rossellini, Ian Ogilvy, Adam Storke, Nancy Fish, Alaina Reed-Hall, Michelle Johnson, Mary Ellen Trainor, William Frankfather, John Ingle, Clement von Franckenstein, Petrea Burchard, Jim Jansen, Mimi Kennedy, Paulo Tocha, Mark Davenport u.a.

Genre Komödie, Fantasy
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
17. Dezember 1992
Inhalt

Als Helen Sharp ihrer langjährigen Freundin Madeline Ashton ihren Verlobten, den Schönheitschirurgen Dr. Ernest Menville, vorstellt, kommt es zum Albtraum jeder Frau: Madeline spannt ihr den Mann aus und heiratet ihn. Helen wird in die Psychatrie eingewiesen und nimmt Unmengen an Gewicht zu.

14 Jahre später führen die selbstbewusst scheinende Madeline und Ernest eine lieblose und monotone Ehe. Eines Tages flattert eine Einladung von Helen ins Haus, die demnächst ihr neues Buch vorstellt. Als Madeline jedoch sieht, dass Helen, trotz ihres fortgeschrittenen Alters, blutjung und wunderschön aussieht, kommt ihre wahre Unsicherheit ans Licht: Madelines Wunsch ist es, für immer jung und schön zu sein. Als ihr jedoch eine weitere chirurgische Behandlung verweigert wird, erhält Madeline einen Geheimtipp: Lisle von Rhoman, eine geheimnisvolle junge Frau, die in einem abgelegenen Schloss wohnt, verkauft Madeline ein Elixier, welches sie für immer jung halten soll.

In der Zwischenzeit versucht Helen erneut ihr Glück bei Ernest, der von ihrer Schönheit überwältigt ist. Als Madeline und Helen jedoch aufeinandertreffen, wird ihnen bewusst, dass hinter diesem Elixier viel mehr steckt als nur die ewige Jugend …

Was zu sagen wäre

Zu altern ist für manche Menschen so schrecklich, dass sie Ärzte mit Messern an sich herumschnibbeln lassen, auf dass sie noch ein paar Jahre länger ohne Falten aus dem spiegel gucken. Der Traum ewiger Jugend, der Traumzeitloser Schönheit ist älter als Oscar Wildes Dorian Gray, dem Inbegriff der Gier nach Jugend. Für manche ist Jugend und Schönheit existenziell. Sind sie nicht mehr jung und ihre Haut glatt, bekommen sie keine Jobs mehr. In Hollywood ist das gang und gäbe, vor allem bei Schauspielerinnen. Ab 40 bekommen sie kaum noch Engagements. Weswegen im Film einer über „die lebenden Toten von Beverly Hills“ lästert, weil dort alle geliftet, gespritzt, künstlich jung gehalten sind.

Meryl Streep ist 43 Jahre alt und mit zwei Oscars und etlichen Nominierungen im Regal die Ausnahme von der Regel. Goldie Hawn ist 47 Jahre alt und verkauft sich in ihren Filmen häufig als Ulknudel (Housesitter – 1992; Ein Vogel auf dem Drahtseil – 1990; "Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser" – 1987; "Schütze Benjamin" – 1980; Sugarland Express – 1974). Sie weiß, wie der Hase in der Filmbranche läuft. Plakatmotiv (US): Death becomes her (1992) Bruce Willis übrigens, der im Film erst mit Goldie Hawn liiert war, dann mit Meryl Streep verheiratet, ist 37 Jahre alt. Ein seltener Fall. Normalerweise sind Leinwandmänner deutlich älter als die Leinwandfrauen an ihrer Seite. Mit der Besetzung gibt Robert Zemeckis ein Statement zur Emanzipation.

Zemeckis hat eine überdrehte, groteske Komödie inszeniert, die zwischenzeitlich ins Schrille abhebt. Zemeckis mag es hinter der Kamera schwer, Unmögliches, wie etwa reale Schauspieler mit gezeichneten Cartoonfiguren zusammenzubringen, ist ihm am liebsten (Zurück in die Zukunft III – 1990; Zurück in die Zukunft II – 1989; Falsches Spiel mit Roger Rabbit – 1988; Zurück in die Zukunft – 1985; Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984). Er inszeniert Goldie Hawn, die mit großem Loch im Bauch durch eine Villa stakst, während wir durch das Loch das Kaminfeuer sehen, vor dem sie steht oder die Haustür. Und Meryl Streep bricht sich bei einem Treppensturz sämtliche Knochen und rückt, weil auch das Genick hinüber ist, ständig ihren Kopf gerade, während sie sich unterhält. Tricktechnisch hat Zemeckis wieder tief in die Kiste gegriffen und Erstaunliches gezaubert. Dazu kann er auf drei Akteure vertrauen, die sich von tricktechnischen Erschwernissen während der Dreharbeiten nicht einschüchtern lassen, statt dessen als lebende Tote hemmungslos chargieren und überdrehen. Ein verhaltenes Spiel würde diesen Film, der im Grunde ein grelles Comic ist, nicht tragen können. Bruce Willis, großer Actonstar im zeitgenössischen Kino (The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987), geht ganz auf in seiner Rolle als aufgedunsener, Whisky einatmendes Seelchen, das von seiner Frau, einer einst gefeierten Schauspielerin, gedemütigt wird. Die wiederum sieht das Alter über sich herfallen und verbringt mehr Zeit beim Schönheitschirurgen, als der Gesundheit gut tut. Meryl Streep ("Die Teufelin" – 1989; Jenseits von Afrika – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Kramer gegen Kramer – 1979; Manhattan – 1979; Die durch die Hölle gehen – 1978) spielt das mit der Souveränität einer Frau, die weiß, dass sie sich für Schönheit allein nichts kaufen kann und sich auf ihre Kunst konzentriert.

Während der Film noch den grellen Jugendwahn ausleuchtet und wir uns im Kinosessel eingestehen müssen, dass auch wir nicht frei davon sind, wirft der Film nebenbei eine eigentlich viel interessantere Frage auf: Was bedeutet eigentlich Unsterblich? Die beiden Frauen, Helen und Madeline, und, wie sich herausstellt, auch Marilyn Monroe, Elvis Presley, James Dean und viele andere einstige Größen im Unterhaltungsgeschäft, sind durch das geheimnisvolle Elixier der Lisle von Rhoman unsterblich geworden. Egal, was mit ihren Körpern geschieht, sie leben weiter. Auf ewig. Will man das? Ernest, der einst erfolgreiche Schönheitschirurg, der zum Trinker wurde, will das nicht und selbst, als er droht, in den Tod zu stürzen, will er lieber nicht unendlich leben. Bei seinen beiden Frauen sieht er, was das heißt; egal, wie ramponiert ihr Körper ist, sie leben immer weiter. Und schließt daraus, dass es doch grausam sei, um sich herum alle altern und sterben zu sehen, während man selbst immer da bleibe – und nicht einmal die Chance bekäme, Schluss zu machen.

"Death becomes her" ist eine grelle Komödie, die uns, wie das nur gute Komödien können, an einen philosophischen Kern bringt, an dem wir uns, wenn der Vorhang geschlossen ist, die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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