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Plakatmotiv: Blind Date – Verabedung mit einer Unbekannten (1987)

Blake Edwards' Frauen emanzipieren sich.
Alles andere ist uninspirierter Slapstick

Titel Blind Date – Verabedung mit einer Unbekannten
(Blind Date)
Drehbuch Dale Launer
Regie Blake Edwards, USA 1987
Darsteller
Kim Basinger, Bruce Willis, John Larroquette, William Daniels, George Coe, Mark Blum, Phil Hartman, Stephanie Faracy, Alice Hirson, Graham Stark, Joyce Van Patten, Jeannie Elias, Herb Tanney, Georgann Johnson, Sab Shimono, Momo Yashima, Armin Shimerman, Brian George u.a.
Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
27. August 1987
Inhalt

Der alleinstehende Workaholic Walter Davis braucht für ein wichtiges Geschäftsessen seines Unternehmens mit einem japanischen Geschäftspartner eine vorzeigbare Begleiterin. Sein Bruder Ted Davis schlägt die attraktive Nadia Gates vor, die mit Teds Frau verwandt ist und Walter gerne begleitet.

Ted warnt ihn, dass er Nadia keinen Alkohol zu trinken geben soll, da dies bei ihr eklatante Folgen hat. Walter denkt sich, ein Gläschen Sekt wird schon nicht so schlimm sein, aber schon diese wenigen Tropfen verträgt Nadia nicht …

Was zu sagen wäre

Männer, die die Fassung verlieren,, wenn sie einer attraktiven Frau gegenüberstehen, ist das große Thema des Regisseurs Blake Edwards, das sich durch nahezu alle seiner Komödien zieht (Der Fluch des Rosaroten Panthers – 1983; Der rosarote Panther wird gejagt – 1982; "Victor/Victoria" – 1982; 10 – Die Traumfrau – 1979; Der rosarote Panther kehrt zurück – 1975; Der Partyschreck – 1968; Das große Rennen rund um die Welt – 1965; Ein Schuss im Dunkeln – 1964; Der rosarote Panther – 1963; Frühstück bei Tiffany – 1961; Unternehmen Petticoat – 1959). Manchmal baut ein Mann nur einen Auffahrunfall, weil er einer attraktiven Frau hinterher guckt. Manchmal, wie in seinem Klassiker 10 – Die Traumfrau bringt eine Frau den Hormonhaushalt des Mannes derart durcheinander, dass er sein Leben nicht mehr im Griff hat.

In "Blind Date" steht nun Walter einer attraktiven Frau gegenüber und macht eigentlich alles richtig. Er ist charmant, aufmerksam, nicht aufdringlich. Aber er hat besser hingeschaut als zugehört. Die Warnung Kein Alkohol war eigentlich deutlich. Aber ein Gläschen Champagner könnte doch die Stimmung etwas lockern. Zehn Filmminuten später liegt sein Leben, wie er es sich mühsam aufgebaut hatte, in Trümmern. Plakatmotiv (US): Blind Date (1987) Bei dem Geschäftsessen, zu dem Walters Boss geladen hat, treibt Nadia die Gattin des japanischen Geschäftspartners, der mehrere Konkubinen hat, in die Scheidung, der Japaner bricht daraufhin die Beziehungen mit dem Unternehmen ab, Walter wird wegen der Ereignisse gefeuert, sein Wagen wird von Autodieben demontiert, er wird von einer Straßengang ausgeraubt und auf einer Party, in die sie hineinstolpern, wird das Buffet zerstört. Hätte Walter zugehört, statt nur hingeschaut, wäre alles okay geblieben.

Wenn man es genau nimmt, hat Nadia auch alkoholisiert gar nichts verkehrt gemacht. Bei dem Geschäftsessen verschafft sie nicht nur der gehörnten Gattin des Japaners millionenschwere Gerechtigkeit. Sie wehrt sich auch gegen einen aufdringlich säftelnden Kollegen Walters, der ihr gleich seine Nummer zugesteckt hatte; woraufhin sie aufsteht, zu dessen Verlobter geht und sagt, was ihr Gatte in Spe gerade gemacht hat. Und Walter schließlich, der wegen ihr seinen langweiligen Finanzberater-Job los ist, wird endlich der Musiker, der er immer werden wollte. In der launigen Welt der Reichen und Schönen, in der Blake Edwards seine Salonkomödien ansiedelt, müssen die Frauen noch alkoholisiert sein, um den Männern ihre Grenzen aufzuzeigen. Aber sie zeigen sie immerhin auf. Und dass die Nadia von Kim Basinger gespielt wird, die in Filmkreisen vor allem als erotische Entdeckung gefeiert wird, ist diesbezüglich ein gelungener, doppelbödiger Twist ("Gnadenlos" – 1986; 9 1/2 Wochen – 1986; Der Unbeugsame – 1984; "Frauen waren sein Hobby" – 1983; James Bond 007 – Sag niemals nie – 1983; "Die blonde Leidenschaft" – 1981).

Edwards baut auf sein Gespür für Slapstick. Es gibt ein paar sehr komische Nummern im Film. Es gibt nur keine Geschichte, die die Slapsticknummern verbinden würde. Um Walter und Nadia voranzutreiben, taucht ein eifersüchtiger Ex-Lover Nadias auf, der sich dauernd prügeln will und dann Schaufensterscheiben zu Bruch fährt, und ein Richter mit Faible für seine Stenotypistin. Sie sind eher schrill als komisch. Bruce Willis, der seine Brötchen hauptsächlich als Musiker verdient und seit einigen Jahren versucht, auch als Schauspieler Fuß zu fassen, spielt einen Mann ohne Eigenschaften. Sein Walter ist so ein Karrieretyp mit Sturmfrisur, wie wir sie in Kino und Fernsehen der vergangenen Jahre häufig vorgeführt bekommen. Als er das bald nicht mehr ist, sitzt er irgendwann im Gefängnis und will mit Nadia nichts mehr zu tun haben. Wo und wie und wann er sich während des Ablaufs all der gesellschaftlichen Katastrophen dennoch in diese Frau – und die Frau sich in diesen Mann – verliebt haben soll, bleibt das Geheimnis des Geschichtenerzählers Blake Edwards; muss man im Kinosessel so akzeptieren.

"Blind Date" arbeitet sich mit Slapstick an Situationskomik ab, bleibt dabei mit seinen Abziehbild-Charakteren aus der Märchenwelt Hollywoods aber bar jeder menschlichen Emotion. Zwischenzeitlich gehen einem die Figuren mal auf die Nerven.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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