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Plakatmotiv: Das große Rennen rund um die Welt (1965)

Eine alles überrollende Slapstick-Farce

Titel Das große Rennen rund um die Welt
(The Great Race)
Drehbuch Arthur A. Ross & Blake Edwards
Regie Blake Edwards, USA 1965
Darsteller

Tony Curtis; Natalie Wood, Jack Lemmon, Peter Falk, Keenan Wynn, Arthur O'Connell, Vivian Vance, Dorothy Provine, Larry Storch, Ross Martin, George Macready, Marvin Kaplan, Hal Smith, Denver Pyle, William Bryant, Ken Wales, Victor Adamson, Richard Alexander u.a.

Genre Komödie, Abenteuer
Filmlänge 160 Minuten
Deutschlandstart
9. Dezember 1965
Inhalt

Die Vereinigten Staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die beiden Sensationsdarsteller Leslie Gallant III., genannt Der große Leslie, und der hinterhältig-durchtriebene Professor Fate versuchen, sich gegenseitig mit immer gewagteren Kunststücken zu übertreffen. Während bei dem mürrischen Fate immer alles schiefläuft, geht Lebemann und Frauenheld Leslie stets als Gewinner hervor. Darüber hinaus versucht der Professor, Leslies Stunts bei jeder Gelegenheit mit Unterstützung seines Gehilfen Max zu sabotieren, was aber regelmäßig nach hinten losgeht.

Eines Tages verkündet Leslie ein Projekt, das beweisen soll, dass auch die Amerikaner hervorragende Autos bauen, die sich hinter der europäischen Konkurrenz von Mercedes-Benz und Rolls-Royce nicht zu verstecken brauchen. Dazu schlägt er ein offenes Wettrennen vor, das von New York über Asien bis nach Paris führen soll. Neben Leslie und etlichen anderen Fahrern nehmen auch Fate und Max die Herausforderung an. Schließlich komplettiert sogar eine Frau das Teilnehmerfeld, Maggie Dubois, eine patente, selbstbewusste und emanzipierte Journalistin, die als überzeugte Frauenrechtlerin von dem Rennen berichten will. Mit ihrer Hartnäckigkeit, ihrem Charme und der Zuhilfenahme von Seidenstrümpfen überrumpelt sie Henry Goodbody, den Herausgeber der Zeitung New York Sentinel, der ihr, auch von seiner in der Emanzipationsbewegung aktiven Frau in die Enge getrieben, schließlich die Teilnahme gestattet.

Bereits kurz nach Rennbeginn sorgen Fate und Max mit ihren Manipulationen dafür, dass neben ihrem nur noch die Wagen von Leslie und Miss Dubois übrig bleiben.

Im Laufe des Wettrennens, bei dem neben einem Wild-West-Städtchen die Arktis sowie Russland und ein kleines mitteleuropäisches Königreich Etappenziele sind, wird Dubois immer mehr zum Zankapfel der Wettstreiter. Im Königreich Karpanien wird Maggie mit Fate und Max zusammen gefangen genommen und für eine Intrige von Baron von Stuppe eingespannt; Fate ist dem naiven Thronfolger Prinz Hapnik nämlich wie aus dem Gesicht geschnitten 

Was zu sagen wäre

Blake Edwards hat seinen Film „Mr. Laurel und Mr. Hardy“ gewidmet, den Meistern des Slapstick der frühen Filmjahre. Auf dem Höhepunkt des Films kommt es zu einer Tortenschlacht, wie sie das Kinopublikum noch nicht erlebt hat. Mehrere Minuten lang bewerfen sich die Protagonisten in der Schlossküche eines fiktiven Königreichs mit Torten, die, so versichern die Produzenten, alle echt sind. 300 blieben nach Abschluss der Dreharbeiten übrig und wurden von der Crew in der Folge verputzt.

Der Rest des Films ist so etwas ähnliches, wie eine Tortenschlacht. Unkontrollierbar, mal mehr, mal weniger zielsicher und auf alle Fälle sehr bunt. Blake Edwards (Ein Schuss im Dunkeln – 1964; Der rosarote Panther – 1963; Frühstück bei Tiffany – 1961; Unternehmen Petticoat – 1959) hatte für diesen Eskapismus offenbar freie Hand, denn er folgt keiner irgendwie gearteten Dramaturgie. Hauptsache, es geht rund.

Grob gesagt teilt sich das alberne Spektakel in drei Episoden: Zunächst schauen wir zwei Männern dabei zu, wie sie unsinnige Rekorde aufstellen – der eine, ganz in Weiß gekleidet, schafft das immer, obwohl der andere, ganz in Schwarz, ihn mit allen Mitteln sabotieren möchte und dann immer selbst explodiert. Plakatmotiv: Das große Rennen rund um die Welt (1965) Die Rekorde, die der Mann in Schwarz aufzustellen versucht, gehen alle schief, meist in einer Explosion. In einer Explosion heißt hier nicht, das kennen wir aus dem Slapstick der Stummfilmzeit, dass der Mann in Schwarz – Prof. Fate (=Schicksal) – tot ist. Lediglich ordentlich verrust kommt er aus der Sache immer wieder raus.

Als nächstes folgt das Rennen, das sich in lauter Unterkapitel gliedern ließe. Einmal hängen sie irgendwo am Nordpol auf einer Eisscholle fest, bekommen Besuch von einem Eisbär, was aber auch schon das Einzige ist, was hier für Handlung sorgt. Immerhin können hier mal Tony Curtis als der weiße Leslie und Jack Lemmon (Wie bringt man seine Frau um? – 1965; Das Mädchen Irma La Douce – 1963; Das Appartement – 1960; Manche mögen's heiß – 1959) als der schwarze Fate gemeinsam vor der Kamera agieren. Viel zu tun bekommen sie da nicht.

Als dritte Episode wartet noch ein ganzer Film, der mit dem Rest nichts zu tun hat. Im Königreich Karpanien spielt sich eine Kurzfassung von "Der Gefangene von Zenda" ab. Ein Prinz wird am Tag seiner Königskrönung gegen einen Doppelgänger getauscht, damit der Kanzler sich an die Macht putschen kann. Der Doppelgänger ist hier Prof. Fate und der Prinz ist ein grenzdebiler, unerträglich freundlicher Mensch. Zum Finale treffen sich alle wohl behalten unterm Eiffelturm und starten gleich das nächste Rennen, jetzt von Paris nach New York.

Es gibt viel zu gucken auf der Leinwand. Das Spektakel ist bunt, üppig ausgestattet und an jubelnden Komparsen wurde nicht gespart. Um dem Ganzen einen Hauch Ernsthaftigkeit auf die mehr als zweieinhalb Stunden Filmlänge zu geben, darf Natalie Wood für die Gleichberechtigung der Frau eintreten. Sogar Leslie, der charmante junge Mann in Weiß, hält das für spinnertes Zeug, heiratet die Frau aber am Ende, „Weil ich Dich liebe!“ Wann es soweit kommen konnte, bleibt in Filmen dieser Art ja stets offen. Hauptsache, ein Kerl wie Tony Curtis geht nicht unbeweibt in den Abspann (Spartacus – 1960; Unternehmen Petticoat – 1959; Manche mögen's heiß – 1959; Flucht in Ketten – 1958; Die Wikinger – 1958; "Trapez" – 1956; Winchester 73 – 1950).

Mag das Thema Gleichberechtigung und Frauenrechte auch nach einem hehren Anliegen der Filmproduzenten aussehen, entpuppt es sich allerdings als Knallbonbon. Das Thema wird derart durch den Kakao gezogen, dass die, die ernsthaft für diese Gleichberechtigung kämpfen, enttäuscht abwinken würden. Aber was erwartet man von einem Slapstickfilm. 160 Minuten bunte Alberei hält ja niemand durch, also muss Stoff für ein paar Dialoge gefunden werden. Allein, es hat nicht gereicht. Der bunte Slapstick, der manchmal zündet, manchmal zum Rohrkrepierer wird, ermüdet auf Dauer. Irgendwann im Königreich Karpanien winken wir ab und lassen uns vom Rest des Films überrollen.

Wertung: 2 von 8 D-Mark
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