Den Häftlingen John „Joker“ Jackson und Noah Cullen gelingt bei einem Unfall ihres Gefangenentransports die Flucht. Da ihre Handgelenke mit einer Kette aneinander gefesselt sind, müssen sie sich arrangieren und ihre persönlichen Schwierigkeiten in den Griff bekommen, wenn ihre Flucht erfolgreich sein soll: Denn John ist ein von sich überzeugter Weißer, der auf Schwarze herabblickt; Noah ein Schwarzer mit losem Mundwerk und der Überzeugung, alle Weißen seien arrogant und ungerecht.
Sheriff Muller nimmt die Verfolgung auf. Er glaubt, dass die Männer ohnehin nicht weit kommen und ihnen ihre rassistischen Vorurteile mehr im Wege stehen werden, als die Polizei. Alle Versuche die Kette loszuwerden scheitern.
Um voranzukommen, müssen John und Noah ihre Differenzen überwinden. Während sie sich zu Fuß durch unwegsames Gelände schlagen und allen Unbilden der Witterung trotzen, werden sie allmählich zu Freunden …
Der Mensch, seiner Zivilisation, seinem Dach über dem kopf, seinen regelmäßigen Malzeiten beraubt, ist nur ein weiteres Tier, das ebenso wie alle anderen Tiere ununterbrochen überleben muss. Die beiden Sträflinge in Stanley Kramers Film entkommen bei Nacht in strömendem Regen aneinander gekettet irgendwo in irgendeinem Waldgebiet. Da werden schnell die unterschiedlichen Erfahrungen der beiden Männer deutlich.
Joker, der Weiße, wundert sich, was das für ein Lärm ist im Wald, was das alles für Geräusche sind. Er kennt sie nicht. Noah, der Farbige, kann jedem Geräusch ein Tier zuordnen. Er weiß, dass Tiere auf der Jagd keinen Laut von sich geben, erst wenn sie sicher sterben, schreien sie. Er beschreibt das Tierreich. Er beschreibt in diesem Moment aber auch die Situation der Farbigen in der (weißen) Gesellschaft, die auf sie herabblickt. In scharfem Kontrast zu diesen beiden steht der innerlich sehr entspannte Sheriff, der die Suche nach den beiden Flüchtigen in Ruhe und zivilisiert angehen möchte, und von seinem heißblütigen Vize ständig daran erinnert wird, dass der Sheriff mal in die Gänge kommen solle, schließlich wolle er doch wieder gewählt werden. Die Zivilisation zeigt sich in diesem Film mehr von einer Fressen oder gefressen werden-Seite als die Tierwelt.
Der Sheriff muss sich mit irrationalen (menschlichen) Ängsten auseinandersetzen. Eine allein erziehende Farmerin, die von ihrem Mann verlassen wurde, entpuppt sich als verschlagene Schlange, die den „Neger“ als lästigen Zeugen im Sumpf ertränken und mit dem weißen, recht stattlichen Kerl durchbrennen möchte. Zwar ist die Flucht durch verregnete Wälder, Matsch, Schlamm und Dreck nichts, wovon ich im Kinosessel träumen würde. Aber die beiden Männer in Ketten schweißt das mehr zusammen, als die Menschen, die so zivilisiert miteinander umgehen, um sich bei erster Gelegenheit an die Gurgel zu gehen. Die Rolle der einzigen Frau in diesem Film ist ambivalent und schockierend zugleich. Zum einen erleben wir diese allein erziehende Farmerin als Opfer der patriarchalen Umstände – ohne Ehemann, aber mit Kind kommt sie in dieser Welt ohne Mann nicht von der Stelle. Weil aber auch sie ein Recht auf Leben proklamiert, greift sie zu mörderischen Tricks, um voranzukommen.
Das sind Randaspekte dieses Films auf einer Meta-Ebene.
Im Fokus stehen für Stanley Kramer der institutionalisierte Rassismus in den USA sowie die Flucht zweier gegensätzlicher Männer, die, weil aneinander gekettet, sich zwangsläufig mit dem anderen jeweils einigen müssen. Das ist spannend, aber auch plakativ: Guckt mal, wir machen jetzt ein Rassismusdrama und reduzieren die Dramatik auf einen klar definierten Punkt. Im Drehbuch muss das schwierig zu erkennen gewesen sein. Zu seinem Glück hat Stanley Kramer Tony Curtis (Die Wikinger – 1958; Winchester 73 – 1950) und Sydney Poitier für die Hauptrollen gefunden. Die beiden nutzen zwischen gegenseitigen Anfeindungen, die mal rassistisch motiviert sind, mal durch unterschiedliche Erfahrungen, gemeinsamer Lebensbedrohung (in einer Schlammgrube) und dem unbedingten Aufeinander-angewiesen sein, die wenigen Drehbuchzeilen, die den Sträflingen, die nur deshalb Sympathiefiguren sind, weil sie vor der Polizei, der fettbäuchigen Staatsgewalt fliehen, individuelle Geschichten und damit ein menschliches Gesicht geben. Der Grund, warum die beiden ursprünglich im Gefängnis sitzen, wird nur gestreift.
Tony Curtis sollte die Rolle des Joker zunächst gar nicht spielen. Robert Mitchum war angefragt worden (Die Nacht des Jägers – 1955; Fluss ohne Wiederkehr – 1954). Aber der hatte andere Pläne. Auch Marlon Brando (Die Faust im Nacken – 1954; "Der Wilde" – 1953; Julius Caesar – 1953; Viva Zapata – 1952) und Kirk Douglas (Zwei rechnen ab – 1957; Zwischen zwei Feuern – 1955; Reporter des Satans – 1951; Goldenes Gift – 1947) waren für die Rolle im Gespräch. Beiden war die Thematik aber nicht geheuer und sie sagten ab. Das wäre durch die Starpower, die die beiden damals schon mitbrachten, ein ganz anderer Film geworden. Tony Curtis war zwar kein Unbekannter mehr, aber doch eine unauffälligere Leinwandfigur als Brando oder Douglas. Curtis spielt sich nicht in den Vordergrund, fällt hier bei diesem sensiblen Thema als Teamplayer auf – und setzte sich hinter der Kamera dafür ein, dass Sidney Poitier eine angemessene Gage bekam, was in dieser Zeit für einen afroamerikanischen Darsteller nicht üblich ist.
Ganz abseits von diesen hochpolitischen Betrachtungen ist Kramers Film eine Beschreibung menschlicher Träume, menschlicher Ausweglosigkeiten und menschlichem Bedarf nach körperlicher Nähe zu anderen Menschen.