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Plakatmotiv: Ein Vogel auf dem Drahtseil (1990)

Kino als Parkplatz
für Hollywood-Stars

Titel Ein Vogel auf dem Drahtseil
(Bird on a Wire)
Drehbuch Louis Venosta & Eric Lerner & David Seltzer
Regie John Badham, USA 1990
Darsteller

Mel Gibson, Goldie Hawn, David Carradine, Bill Duke, Stephen Tobolowsky, Joan Severance, Harry Caesar, Jeff Corey, Alex Bruhanski, John Pyper-Ferguson, Clyde Kusatsu, Jackson Davies, Florence Paterson, Tim Healy, Wes Tritter u.a.

Genre Action, Komödie
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
6. September 1990
Inhalt

Marianne Graves ist eine erfolgreiche New Yorker Anwältin und glücklich mit Freund Paul zusammen. Als sie geschäftlich nach Detroit muss, macht sie vor Ort einen Halt an der Tankstelle von Marvin Larson. Dabei glaubt sie, in dessen Angestellten Billy Ray Bowers ihren ehemaligen Lebenspartner Rick Jarmin wiedererkannt zu haben, welcher vor 15 Jahren bei einem Flugzeugabsturz umkam. Billy Ray verneint dies – obwohl es sich bei ihm tatsächlich um den tot geglaubten Rick handelt.

Zur gleichen Zeit wird der Gangster Eugene Sorensen aus dem Gefängnis entlassen und von seinem Boss und Partner Albert Diggs abgeholt. Nach einem Treffen mit kolumbianischen Drogendealern winkt beiden ein millionenschwerer Deal mit den Südamerikanern. Dafür muss allerdings zunächst Jarmin beseitigt werden.

Jarmin steht unter dem Schutz eines Zeugenschutzprogramms der Regierung. Nach dem Zusammentreffen mit Marianne fühlt er sich aufgeschreckt und bittet das FBI um eine neue Identität und einen anderen Standort. Rick stellt dabei fest, dass sein alter Sachbearbeiter und Vertrauter Lou Baird inzwischen pensioniert und durch Joe Weyburn ersetzt wurde.

Nach anfänglichem Zögern vertraut sich Rick diesem aber an und gibt seinen Namen und Standort Preis. Was er aber nicht ahnt: Weyburn arbeitet unerkannt mit Sorenson und Diggs zusammen, gibt Jarmins Aufenthalt an diese weiter und löscht seine Akte …

Was zu sagen wäre

Nichts an diesem Film ist echt. Mal abgesehen von Goldie Hawns langen Beinen, die John Badham denn auch gerne ins Bild setzt. Nicht mal der nackte Hintern, der Mel Gibsons Charakter gehören soll, gehört Mel Gibson. Da ist also ein Typ, der ins Zeugenschutzprogramm geraten ist; immer eine gute Idee, um in Drehbücher irre Behördenverschwörungsgeschichten zu konstruieren. Und da ist seine ehemalige Freundin, die er quasi vor dem Traualtar hat stehen lassen, ganz unschuldig natürlich, weil er ja in diesen Zeugenschutzprogrammkonflikt geraten war.

Und dann sind da noch zwei schießwütige Anzugträger mit großen Sonnenbrillen und ein sehr korrupter, halbglatziger Cop – hat Stephen Tobolowsky eigentlich jemals andere Typen gespielt als korrupte, halbglatzige Kerle (Mississippi Burning – 1988; Mel Brooks' Spaceballs – 1987)? Und warum nochmal soll ich das jetzt spannend finden? Plakatmotiv (US): Bird on a Wire (1990) Weil unsere freundlichen Helden keine Hilfe bekommen; bald jagt sie die halbe Polizei des Staates Illinois. Und weil der korrupte FBI-Cop Jarmins Daten aus dem Computer gelöscht hat, weiß niemand dort was mit seinem Namen anzufangen

Der Film ist Shoot-'n'-Run-Kino, mit dem Stars bei Laune und/oder über Wasser gehalten werden bis zum nächsten Hit. Mel Gibson ist gerade On Top mit Lethal Weapon 2, die elf Jahre ältere Goldie Hawn, die ein paar Filme hat, an die wir uns vielleicht in ein paar Jahren noch erinnern werden ("Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser" – 1987; "American Wildcats" – 1986; "Schütze Benjamin" – 1980; "Shampoo" – 1975; Sugarland Express – 1974), könnte im Hit-orientierten Hollywood mal wieder einen Hit gebrauchen. Allerdings hat die großblauäugige Blondine in diesem Fall aufs falsche Pferd gesetzt: Sie spielt eine erfolgreiche, hochprofessionelle Anwältin, die sich aber keine 20 Sekunden merken kann, welchen Knopf sie gleich unbedingt im richtigen Augenblick drücken muss und hat kaum mehr zu tun, als andauernd zu kreischen oder vor Angst zu schlottern oder vor Eifersucht zu schäumen; auf ihrer Reise durch Illinois und Wisconsin, die Jarmin mit Schusswunden antritt, weil er an ein altes Adressbuch kommen muss, um seinen alten FBI-Kontakt wiederzufinden, treffen sie auch auf die eine oder andere Verflossene von Jarmin und jedesmal ist Marianne ganz furchtbar wütend. Irgendwann frage ich mich, was um alles in der Welt Jarmin an dieser zu nichts zu gebrauchenden Frau finden kann – immerhin will er Kinder mit ihr!

Und als Marianne, diese reiche, erfolgreiche Anwältin hört, dass ihr Traummann Kinder mit ihr haben will, da zerfließt sie in seinen Armen. Diese ganze Figur ist angelegt, als wäre das Wort Emanzipation noch nicht erfunden – lange blonde Haare, große blaue Augen, sexy Figur. Punkt. Der Rest ist Kreischen. Ehrlich? Mehr wird einer Film-Frau im Jahr 1990 nicht zugebilligt?

Wenigstens ist diese Null-Story professionell inszeniert. John Badham ist lang genug im Geschäft, er weiß, worauf es ankommt (Die Nacht hat viele Augen –1987; Nummer 5 lebt! – 1986; Die Sieger – American Flyers – 1985; War Games: Kriegsspiele – 1983; Das fliegende Auge – 1983; Nur Samstag Nacht – 1977) und so hat der Film seine vier, fünf Schauwerte.

Mel Gibson ist charmant und oft halb nackt (Lethal Weapon 2 – 1989; Tequila Sunrise – 1988; Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis – 1987; Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel – 1985; Die Bounty – 1984; Mad Max – 1979), Goldie Hawn … siehe oben … und wenn Action ist, explodiert immer was. Mehr kann man von Shoot-'n'-Run-Kino nicht erwarten.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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