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Plakatmotiv: Hudson Hawk – Der Meisterdieb (1991)

Bruce Willis turnt durch
den Vatikan! Na und?

Titel Hudson Hawk – Der Meisterdieb
(Hudson Hawk)
Drehbuch Steven E. de Souza & Bruce Willis & Robert Kraft
Regie Michael Lehmann, USA 1991
Darsteller

Bruce Willis, Danny Aiello, Andie MacDowell, James Coburn, Richard E. Grant, Sandra Bernhard, Donald Burton, Don Harvey, David Caruso, Andrew Bryniarski, Lorraine Toussaint, Burtt Harris, Frank Stallone, Carmine Zozzora, Stefano Molinari, Enrico Lo Verso, Remo Remotti, Giselda Volodi u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
25. Juli 1991
Inhalt

Eddie Hawkins, genannt "Hudson Hawk", ist ein ehemaliger Safeknacker und Meisterdieb – und gerade frisch aus dem Gefängnis entlassen. Bevor er jedoch dazu kommt, endlich wieder einen seiner geliebten Cappuccino zu trinken, wird er von gleich mehreren Parteien (darunter die Mafia und die CIA) zu einem Kunstraub erpresst.

Hawkins macht sich an die Arbeit und stellt bald fest, dass hinter all diesen Aktionen eine mysteriöse Firma namens Mayflower Industries steht; deren Inhaber, das exzentrische Milliardärsehepaar Darwin und Minerva Mayflower, wollen mithilfe von in den Kunstwerken verborgenen Teilen eines Kristalls die Macchina del Oro fertigstellen, eine von Leonardo da Vinci entwickelte Maschine zur Goldherstellung. Dafür brauchen sie vor allem drei von da Vincis Werken, das Modell eines Reiterstandbildes des Herzogs Francesco Sforza, den Codex und den Helikopter.

Anna Baragli, Kunstspezialistin und Geheimagentin einer Spionageabwehrorganisation des Vatikans, heftet sich an Hudson Hawks Fersen. Sie versucht, ihn zu hindern, den Codex aus dem Petersdom zu stehlen; ihre Organisation hat ein Abkommen mit CIA-Mann George Kaplan getroffen, um an die Hintermänner der Verschwörung heranzukommen.

Hawk muss bald feststellen, dass nicht nur Kaplan, sondern auch sein bester Freund Tommy Five-Tone gezwungenermaßen für die Mayflowers arbeitet. Tommy und er können jedoch mit einem Trick entkommen und beschließen, ihren Gegnern gemeinsam mit Anna das Handwerk zu legen. Dabei werden sie von einer ganzen Reihe Agenten der Mayflowers gejagt, denen sie schließlich auch in die Hände fallen.

Auf Da Vincis Burg, wo die Macchina del Oro fertiggestellt werden soll, kommt es zum Showdown

Was zu sagen wäre

Der Traum, selber Gold erstellen zu können und reicher zu werden als alle anderen, ist so alt wie die ältesten Geschichten, die man sich einst an den Lagerfeuern der Wachen erzählte. Mit Hilfe von Gold die Welt zu unterjochen, ist eine Idee, die seltener oft geäußert wird. Auric Goldfinger zum Beispiel hatte erst 1964 die Idee, die Goldreserven von Fort Knox atomar zu verstrahlen ud die Welt in eine von hm kontrollierte Wirtschaftskrise zu stürzen. Das Geschwisterpaar Mayflower will es ähnlich angehen. Sie wollen Leonardo Da Vincis Macchina del Oro wieder zusammenbauen und damit so viel Gold herstellen, dass der Weltmarktpreis drastisch sinkt. Weil dadurch alle, die Gold gehortet haben, ärmer würden, wären die Mayflowers am reichsten und würden die Welt beherrschen. So einfach geht.

So einfach geht das natürlich nur im Kino. Und da hat sich Bruce Willis eine Geschichte ausgedacht, in die er ein paar Verschwörungsmythen rund um Da Vinci eingewoben hat sowie Elemente aus einer 60er-Jahre-Filmreihe, in der James Coburn, der in "Hudson Hawk" einen der schurkischen Hintermänner spielt, den Super-Agenten Derek Flint verkörperte, der die Welt rettet, Frauen vernascht, weltweite Verschwörungen aufdeckt und eine Geheimorganisation daran hindert, die Herrschaft der Frauen auszurufen. Plakatmotiv (US): Hudson Hawk (1991) Willis hat seit seinem Stirb Langsam-Erfolg hohen Kredit bei den Studiobossen ("Tödliche Gedanken" – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; "Sunset – Dämmerung in Hollywood" – 1988; Blind Date – 1987). Also haben die ihn mal machen lassen und seine Storyidee dann von dem versierten Action-Drehbuchautor Steven E. de Souza (Stirb langsam – 1988; Running Man – 1987; Das Phantom Kommando – 1985; Nur 48 Stunden – 1982) in Form bringen lassen. Das hat nicht funktioniert.

Der Film präsentiert ein wildes Bohei zwischen San Francisco und Rom mit lauter schießfreudigen Ganoven auf Speed, die von Hintermännern befehligt werden, die sich gegenseitig ständig hintergehen, sodass nie klar ist, wer hier eigentlich gerade was will.

Nur eines ist klar: Hudson Hawk will endlich in Ruhe einen Cappuccino trinken. Mehrere Male, seit er aus dem Gefängnis ist, ist er daran gehindert worden. Vielleicht wollte sich da Bruce Willis einen echten Abenteuerhelden auf den Leib schreiben. Das ist ihm beinahe gelungen. Die Figur hat Stil, Swing, sieht gut aus und trägt elegante Klamotten. Natürlich ist er der Beste seines Fachs und würde er nicht so ganz schlechte Sprüche in den römischen Abendhimmel sprechen, wäre die Figur richtig gut. Wenn er seine  Einbrüche auf die Sekunde plant, indem er Big-Band-Schlager vor sich hin summt, deren Länge genau der Länge des geplanten Einbruchs entspricht, verbreitet das ein federleichtes Flair. Der Film drumrum ist halt nicht federleicht. Er findet seine Linie nicht. Eben wird Hawke noch von Gangster A erpresst, da ist A schon ein Handlanger von Hintermann B, der sch in der nächsten Szene als Partner von Finanzier C entpuppt, der plant, Gangster A auszuschalten und sich gegen Partner B zu wappnen. Und zwischendurch klaut der Titelheld in Nullkommanichts mehrfach top gesicherte antike Schätze, so einfach als würde er sich ein Eis kaufen. Spannung kommt da keine auf. Und die zynische Nonchalance, mit der da lachend Menschen aufgeschlitzt werden, passt nicht zum an sich lockerflockigen Grundton des Films.

Das ist das Problem des Films: Er weiß nicht, was er sein soll. Harte Action? Action Comedy? Oder Romantic Comedy? Jetzt ist er von allem etwas. Das mag damit zusammenhängen, dass das Drehbuch immer wieder ungeschrieben wurde, dass allein die Rolle der Anna zweimal umbesetzt werden musste. Erst war Isabella Rossellini für die Rolle vorgesehen. Sie wurde später durch Maruschka Detmers ersetzt. Die musste die Produktion wegen Rückenbeschwerden verlassen und so kam Andie MacDowell ins Spiel. Die Dreharbeiten sollen kompliziert gewesen sein. In seinen besten Momenten merkt man dem Film eine Leichtigkeit an, die er vielleicht mal gehabt hat. Über die gesamten 90 Minuten geblieben ist die schlechte Umsetzung einer womöglich einst guten Idee, die keinen Eindruck hinterlässt.

Wertung: 2 von 10 D-Mark
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