Der US-amerikanische Arzt Dr. Benjamin McKenna, seine Frau Josephine – eine ehemalige Sängerin – und ihr Sohn Hank machen Urlaub in Marokko. In einem Bus nach Marrakesch lernen sie den Franzosen Louis Bernard kennen, der ihnen für den weiteren Aufenthalt seine Gesellschaft anbietet.
Nach einer von Bernard kurzfristig abgesagten Verabredung zum Abendessen treffen sie ihn am nächsten Tag als Araber verkleidet auf dem Marktplatz wieder. Schwer verletzt mit einem Messer im Rücken nähert er sich McKenna und vertraut ihm Informationen über ein geplantes Attentat an: In London soll in den nächsten Tagen ein wichtiger Staatsmann getötet werden. Mit dem Namen Ambrose Chapell auf den Lippen stirbt er. McKenna notiert sich den genauen Wortlaut und den Namen Ambrose Chapell auf einem Zettel.
McKenna und seine Frau werden zu einem Verhör in das örtliche Polizeirevier gerufen. Noch unter Schock stehend, vertrauen sie ihren Sohn den Draytons an, einem Ehepaar aus England, das sie erst am Abend zuvor kennengelernt haben. Wie sich herausstellt, arbeitete Bernard als Agent für den französischen Geheimdienst. Während der Befragung wird McKenna ans Telefon gerufen. Ein unbekannter Anrufer droht, seinem Sohn Gewalt anzutun, sollte McKenna sein Wissen über das Attentat preisgeben.
Nach der Rückkehr ins Hotel sind Hank und die Draytons nicht mehr auffindbar. Verzweifelt entschließen sich die McKennas, nach London zu reisen, um auf eigene Faust nach ihrem Sohn zu suchen. Unmittelbar nach der Ankunft am Flughafen bietet ihnen Scotland Yard unter der Leitung von Inspektor Buchanan Hilfe an; aus Angst streiten sie den Zusammenhang zwischen Entführung und Attentat jedoch ab.
Zur selben Zeit instruiert Drayton einen Killer, den er in Marokko angeworben hat. Exakt mit einem Beckenschlag zum musikalischen Höhepunkt eines Konzerts in der Royal Albert Hall soll ein ausländischer Premierminister erschossen werden, der als Ehrengast der musikalischen Darbietung beiwohnen wird
Sucht man ein Beispiel für einen typischen Hitchcockfilm, Voilá: „Der Maynn, der zu viel wusste“ – Durchschnittsbürger, die in tödliche Schwierigkeiten geraten, ein Mordkomplott, das höchst unwichtig ist und lediglich gebraucht wird, um eine Erpressung plausibel zu machen, die eine spannende Geschichte zulässt, ohne Schnickschnack, aber hocheffizient erzählt – da sitzt jede Kameraeinstellung – und: Der Film kommtz ohne plakativ inszenierte Duschszene oder speziell eingeschränkte Location (Fenster zum Hof, „Rettungsboot“) aus.
Irgendein hochrangiger Staatsmann soll also ermordet werden. Wer? Wieso? Unwichtig! Spielt für den Film keine Rolle. Ist ein McGuffin. Hitchcocks Film ist kein Attentats-Film, es ist ein Familien-Thriller um Mr. Jedermann. Als es dann auf den Höhepunkt zusteuert, den Showdown, variiert Hitchcock dieses Egal-worum-es-geht-Prinzip: James Stewart kommt in die Albert Hall, findet Doris Day, lässt sich auf Stand bringen, geht zur Loge des Staatsmanns, wird von Bobbys aufgehalten, erklärt … und das alles zeigt Hitchcock ohne Worte; wir hören die Musik, sonst nichts. Und mehr ist ja auch gar nicht nötig – was werden Stewart und Day schon sagen ..? Überhaupt: Seit das Konzert mit der Storm Clouds Cantata begonnen hat, hören wir nur noch die Musik – keine Atmo, keine Wortfetzen, nichts, sehen statt dessen eine packende Bildmontage Montage. Und einen Showdown, in dem Hitchcock sich selbst und seine 39 Stufen von 1935 zitiert.
Hitchcocks Komponist Bernard Herrmann tritt in diesem Film persönlich in Erscheinung. Sein Name wird auf den Plakaten an der Albert Hall genannt, und wenig später sieht man ihn während des Konzertes, in dessen Verlauf der Mord geschehen soll, am Dirigentenpult stehen. Er dirigiert hier die „Storm Clouds Cantata“ des australischen Komponisten Arthur Benjamin, die bereits in Hitchcocks Original von 1934 erklang.
Zeitdruck und etwas Pech beim Dreh zwangen Hitchcock zu einer Technik, die der vertiefenden Charakterisierung der Hauptfiguren half. Der Drehplan zwang Hitchcock den Film zu beginnen, obwohl dessen Drehbuch noch nicht fertig war. So wurden die Entwürfe von Hayes oft noch einen Abend vor dem Dreh von Hitchcock und Angus MacPhail umgeschrieben. Ein Teil der Dreharbeiten fand an Originalschauplätzen in Marrakesch statt. Aufgrund der Termin- und Drehbuchprobleme hinkten sie dem eigentlichen Drehplan jedoch stark hinterher, so dass viele Szenen im Studio vor Rückprojektionen nachgedreht werden mussten. Insgesamt überzog Hitchcock den Drehplan um 34 Drehtage. Jetzt spiegelt diese andauernde Rückpro-Technik im kulturell fremden Marrakesch mit ihren seltsam verzerrten Perspektiven die zunehmende Verwirrung/Bedrohung der Hauptfiguren „aus Indianapolis“.
In James Stewart (s.u.), mit dem er zum dritten Mal arbeitet, findet Alfred Hitchcock den perfekten Jedermann, den All American Guy in Reinkultur, den der Brite Hitchcock ausnutzt, ein wenig über den american way of travilling zu ätzen. Stewarts Ben McKenna ist einer, der glaubt, ihm als Amerikaner stünden alle Türen und Herzen offen, eine Art Simplizissimus, der jedem freimütig sofort sein halbes Leben ausbreitet – Beruf, Familie, woher, warum Geheimniss haben, ich bin Amerikaner for God's sake – dessen Aufprall in der realen Welt ihn und damit uns als Zuschauer um so heftiger trifft; wir drücken ihm die Daumen, weil er mit der Schlechtigkeit der Menschen in der Welt bislang so gar keine Erfahrung hatte. Zum Glück hat er eine resolute Gattin an seiner Seite, die, ganz klassisch, ihren Job zwar für die Familie drangegeben hat und in der spießigen Provinz bei ihrem Arzt Ben geblieben ist, als ehemals gefeierte Sängerin aber jene Weltgewandheit besitzt, die im aktuellen Fall besser hilft, als die Gewandheit eines Hausarztes; mehr als einmal hat sie die richtige Idee.
Doris Day gibt dieser Jo eine ausgewogene Mischung eben jener Weltgewandheit und der pragmatischen Liebe einer Mutter und Ehefrau eines etwas tollpatschigen, charmant unbedarften Provinzarztes. Das Studio wollte die Popularität Doris Days als Sängerin ausnutzen, und so wurde vertraglich festgelegt, dass sie in dem Film ein Lied singen musste. Sie sträubte sich erst, den eigens komponierten Song „Que Sera, Sera“ zu singen, da es sich „nur um ein Kinderlied“ handele. Dann gewann der Song einen Oscar und verschaffte Day den größten Erfolg ihrer Platten-Karriere.
Die Kinofilme von Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils als einer der einflussreichsten Filmregisseure. Er etablierte die Begriffe „Suspense“ und „MacGuffin“. Sein Genre war der Thriller, die wiederkehrenden Motive waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten.
Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.
Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
- Irrgarten der Leidenschaft (1925)
- Der Bergadler (1925)
- Der Mieter (1927)
- Der Weltmeister (1927)
- Abwärts (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Leichtebig (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Erpressung (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Mord - Sir John greift ein! (1930)
- Bis aufs Messer (1931)
- Mary (1932)
- Endlich sind wir reich (1931)
- Nummer siebzehn (1932)
- Waltzes from Vienna (1934)
- Der Mann, der zuviel wusste (1934)
- Die 39 Stufen (1935)
Geheimagent (1936) - Sabotage (1936)
- Erpressung (1929)
- Jung und unschuldig (1937)
- Eine Dame verschwindet (1938)
- Riff-Piraten / Jamaica Inn (1939)
- Rebecca (1940)
- Der Auslandskorrespondent (1940)
- Mr. und Mrs. Smith (1941)
- Verdacht (1941)
- Saboteure (1942)
- Im Schatten des Zweifels (1943)
- Das Rettungsboot (1944)
- Landung auf Madagaskar (Kurzfilm, 1944)
- Ich kämpfe um dich (1945)
- Berüchtigt (1946)
- Der Fall Paradin (1947)
- Cocktail für eine Leiche (1948)
- Sklavin des Herzens (1949)
- Die rote Lola (1950)
- Der Fremde im Zug (1951)
- Ich beichte (1953)
- Bei Anruf Mord (1954)
- Das Fenster zum Hof (1954)
- Über den Dächern von Nizza (1955)
- Immer Ärger mit Harry (1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (1956)
- Der falsche Mann (1956)
- Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1958)
- Der unsichtbare Dritte (1959)
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1963)
- Marnie (1964)
- Der zerrissene Vorhang (1966)
- Topas (1969)
- Frenzy (1972)
- Familiengrab (1976)
James Stewart im Kino
James „Jimmy“ Maitland Stewart (* 20. Mai 1908 in Indiana, Pennsylvania; † 2. Juli 1997 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler, der als einer der populärsten und erfolgreichsten Stars der Filmgeschichte gilt. Zwischen 1934 und 1991 hatte Stewart fast 100 Film- und Fernsehauftritte.
Seinen Durchbruch erreichte er Ende der 1930er-Jahre durch Frank Capras Komödien „Lebenskünstler“ und „Mr. Smith geht nach Washington“. Stewart verkörperte meistens den leicht unsicheren, bodenständigen und oftmals idealistischen Durchschnitts-Amerikaner. Ab den 1950er-Jahren spielte er zunehmend auch Charakterrollen mit düsteren Facetten, darunter in den Western von Anthony Mann und John Ford. Mit Alfred Hitchcock drehte Stewart einige der bedeutendsten Kriminalfilme der Filmgeschichte. 1941 gewann er den Oscar als bester Hauptdarsteller für die Screwball-Komödie „Die Nacht vor der Hochzeit“, außerdem erhielt er 1985 einen Ehrenoscar. Er wurde ebenfalls unter anderem mit zwei Golden Globes, dem Goldenen Ehrenbären sowie der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.
- Der Mann für Mord (The Murder Man, 1935)
- Rose-Marie (1936)
- Next Time We Love (1936)
- Seine Sekretärin (Wife vs. Secretary, 1936)
- Kleinstadtmädel (Small Town Girl, 1936)
- Speed (1936)
- The Gorgeous Hussy (1936)
- Zum Tanzen geboren (Born to Dance, 1936)
- Dünner Mann, 2. Fall (After the Thin Man, 1936)
- Im siebenten Himmel (Seventh Heaven, 1937)
- Der letzte Gangster (The Last Gangster, 1937)
- Seekadetten (Navy Blue and Gold, 1937)
- Of Human Hearts (1938)
- Vivacious Lady (1938)
- Engel aus zweiter Hand (The Shopworn Angel, 1938)
- Lebenskünstler (You Can’t Take It with You, 1938)
- Ein ideales Paar (Made for Each Other, 1939)
- Tanz auf dem Eis (The Ice Follies of 1939, 1939)
- Mr. Smith geht nach Washington (Mr. Smith Goes to Washington, 1939)
- Drunter und drüber (It’s a Wonderful World, 1939)
- Der große Bluff (Destry Rides Again, 1939)
- Rendezvous nach Ladenschluss (The Shop Around the Corner, 1949)
- Tödlicher Sturm (The Mortal Storm, 1940)
- Keine Zeit für Komödie (No Time for Comedy, 1940)
- Die Nacht vor der Hochzeit (The Philadelphia Story, 1940)
- Komm, bleib bei mir (Come Live with Me, 1941)
- Pot o’ Gold (1941)
- Mädchen im Rampenlicht (Ziegfeld Girl, 1941)
- Winning Your Wings (1942)
- Ist das Leben nicht schön? (It’s a Wonderful Life, 1946)
- Fremde Stadt (Magic Town, 1947)
- Kennwort 777 (Call Northside 777, 1948)
- On Our Merry Way (1948)
- Cocktail für eine Leiche (Rope, 1948)
- Isle of Fury (1936)
- Startbahn ins Glück (You Gotta Stay Happy, 1948)
- Malaya (1949)
- The Stratton Story (1949)
- Mein Freund Harvey (Harvey, 1950)
- Der gebrochene Pfeil (Broken Arrow, 1950)
- Winchester '73 (1950)
- Abenteuer eines Pechvogels (The Jackpot, 1950)
- Die Reise ins Ungewisse (No Highway in the Sky, 1951)
- Die größte Schau der Welt (The Greatest Show on Earth, 1952)
- Meuterei am Schlangenfluss (Bend of the River, 1952)
- Stärker als Ketten (Carbine Williams, 1952)
- Nackte Gewalt (The Naked Spur, 1953)
- Die Todesbucht von Louisiana (Thunder Bay, 1953)
- Die Glenn Miller Story (The Glenn Miller Story, 1954)
- Über den Todespass (The Far Country, 1954)
- Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954)
- In geheimer Kommandosache (Strategic Air Command, 1955)
- Der Mann aus Laramie (The Man from Laramie, 1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (The Man Who Knew Too Much, 1956)
- Die Uhr ist abgelaufen (Night Passage, 1957)
- Lindbergh – Mein Flug über den Ozean (The Spirit of St. Louis, 1957)
- Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Vertigo, 1958)
- Meine Braut ist übersinnlich (Bell, Book And Candle, 1958)
- Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder, 1959)
- Geheimagent des FBI (The FBI Story, 1959)
- Der Kommandant (The Mountain Road, 1960)
- Zwei ritten zusammen (Two Rode Together, 1961)
- Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance, 1962)
- Mr. Hobbs macht Ferien (Mr. Hobbs Takes a Vacation, 1962)
- Das war der Wilde Westen (How the West Was Won, 1962)
- In Liebe eine 1 (Take Her, She’s Mine, 1963)
- Cheyenne (Cheyenne Autumn, 1964)
- Geliebte Brigitte (Dear Brigitte, 1965)
- Der Mann vom großen Fluss (Shenandoah, 1965)
- Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix, 1965)
- Rancho River (The Rare Breed, 1966)
- Die fünf Vogelfreien (Firecreek, 1968)
- Bandolero! (1968)
- Geschossen wird ab Mitternacht (The Cheyenne Social Club, 1970)
- Die Gnadenlosen (Fool’s Parade, 1971)
- The Shootist – Der letzte Scharfschütze (The Shootist, 1976)
- Verschollen im Bermuda-Dreieck (Airport ’77, 1977)
- Unsere Lassie (The Magic of Lassie, 1978)
- Der Fremde im Regenwald (Afurika monogatari, 1980)