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Plakatmotiv: Zwei ritten zusammen (1961)

Eine herbe Männerfreundschaft
Zwischen Charme und Zynismus

Titel Zwei ritten zusammen
(Two Rode Together)
Drehbuch Frank S. Nugent
nach dem Roman "Weiße Comanchen" ("Comanche Captives") von Will Cook
Regie John Ford, USA 1961
Darsteller

James Stewart, Richard Widmark, Shirley Jones, Linda Cristal, Andy Devine, John McIntire, Paul Birch, Willis Bouchey, Henry Brandon, Harry Carey Jr., Olive Carey, Ken Curtis, Chet Douglas, Annelle Hayes, David Kent, Anna Lee, Jeanette Nolan, John Qualen, Ford Rainey, Woody Strode, O.Z. Whitehead, Gertrude Astor, Frank Baker, Bobette Bentley, Bill Borzage, Danny Borzage, Jim Brewer, Edward Brophy, Regina Carrol, Ruth Clifford u.a.

Genre Western
Filmlänge 109 Minuten
Deutschlandstart
4. August 1961
Inhalt

Marshal Guthrie McCabe nimmt es mit dem Gesetz nicht so genau und führt mit seiner Geliebten Belle Aragon einen lukrativen Saloon und ein gutes Leben. Eines Tages kommt sein Freund Lieutenant Jim Gary nach Tascosa und überredet McCabe, ihm bei dem Rückkauf einiger von Comanchen entführten Weißen zu helfen. Die Soldaten dürfen wegen der bestehenden Gesetze nicht eingreifen. Die Siedler, deren Angehörige allerdings schon vor Jahren entführt wurden, wollen McCabe für seine Hilfe zusätzlich entlohnen.

Gary und McCabe finden bei den Comanchen auch tatsächlich vier gefangene Weiße: drei Frauen und einen jüngeren Mann, Running Wolf. Häuptling Quanah Parker will ihnen die Weißen gegen Bezahlung ausliefern. Nur eine jüngere Frau, die Mexikanerin Elena, will freiwillig mitkommen, alle anderen haben sich an das Stammesleben gewöhnt und wollen bleiben.

Running Wolf, den McCabe für den entführten Jungen eines Siedlers hält, nehmen sie gegen seinen Willen mit zurück. Running Wolf wird jedoch bald zum Problem, er hasst die Weißen und empfindet sich als Comanche. Ein Siedler hält ihn für seinen verlorenen Sohn, nimmt ihn bei sich auf, was er bald bereut. Denn Running Wolf fühlt sich von dessen Frau bedrängt und tötet sie. Die aufgebrachten Siedler wollen ihn lynchen. McCabe hat derweil ganz andere Probleme, denn er hat sich in die befreite Mexikanerin Elena verliebt …

Was zu sagen wäre

Comanchen haben vor vielen Jahren die Kinder weißer Siedler entführt und in ihrem Stamm aufgezogen. Jetzt kehren die mittlerweile erwachsenen Kinder zurück. Wie reagieren eigentlich die Weißen? Wer wollte, konnte diesen Gedanken schon vor fünf Jahren durchspielen, als John Ford The Searchers drehte, sein großes Epos, in dem John Wayne seine Nichte aus den Gesellschaft der Comanchen befreite. War das wirklich eine Befreiung? Oder nicht eher eine erneute Gefangennahme?

Plakatmotiv (US): Two rode together – Zwei ritten zusammen (1961)In "Zwei ritten zusammen" gibt Ford nun selbst eine Antwort; und es ist keine schöne Antwort: Die weißen Siedler in diesem Film sind nicht einfach nur Rassisten, die jeden Native American per se als Behinderung der eigenen Siedlertätigkeit betrachten, sie verhalten sich auch wie degenerierte Fürsten, die die zurückgekehrten Familienangehörigen nach kurzer Betrachtung doch eher zurückgeben wollen – vorher könnten sie aber bitte noch erzählen, wie es sich so lebt in des Wilden Wigwam? Der Film ist keine Herzensangelegenheit John Fords. Er hat den Film gemacht, weil er Harry Cohn, dem Chef von Columbia, einen Gefallen tun wollte. Herausgekommen ist ein zynischer Blick auf die amerikanische Gesellschaft im Pionierzeitalter. Bornierte Heuchler im weißhäutigen, kühl kalkulierende Händler im rothäutigen Lager.

Von Stolz und Ehre und Blutsverwandschaft erzählt Ford nicht mehr. Er inszeniert eine Männerfreundschaft, deren Protagonisten sich gekonnt gepfefferte Dialoge um die Ohren schmeißen. Aber während man gerade noch über den lustigen Sheriff grinst, den James Stewart (s.u.) in seiner ersten Rolle unter der Regie von John Ford als Kerl spielt, der mit Indianern weit besser kann als mit diesen komischen Frauen, erschrickt man im nächsten Moment über den kalten Hass, den er auf die Kultur der Comanchen verspritzt. Hier wechselt Stewart dauernd zwischen Waynes Ethan Edwards-Charakter und seiner unter Alfred Hitchcock gepflegten Naivität.

Den harten Soldatenhund mit dem verliebten Herzen, Jim Gary, gibt Richard Widmark (Alamo – 1960; Der Garten des Bösen – 1954; Okinawa – 1951). Und auch er changiert zwischen den kantigen Nummern seiner früheren Western und den witzigen Sprücheklopfern.

Für John Ford ist es ein ungewöhnlicher Western. Mit lockerer Howard-Hawks-Note erzählt, aber mit bitterem Zynismus gefüttert. Diese Haltung zieht sich bis in die vorletzte Szene, in der dann sogar Freunde und Vertraute einem in den Rücken fallen.

Leben und Erfahrung des erfolgreichen Regisseurs John Ford scheinen in den zurückliegenden Jahren nicht mit mehr mit den Idealen seiner früheren Filme in Einklang zu bringen zu sein (Der letzte Befehl – 1959; Der schwarze Falke – 1956; Rio Grande – 1950; Der Teufelshauptmann – 1949; Faustrecht der Prärie – 1946; Trommeln am Mohawk – 1939; Der junge Mr. Lincoln – 1939; Ringo – 1939).

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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