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Plakatmotiv: Mr. Hobbs macht Ferien (1962)

Ein wunderbarer Gute-Laune-Film
über die Tücken des Familienlebens

Titel Mr. Hobbs macht Ferien
(Mr. Hobbs takes a Vacation)
Drehbuch Nunnally Johnson
nach dem Roman "Vaters Ferien" (OT: Mr. Hobbs Takes a Vacation) von Edward Streeter
Regie Henry Koster, USA 1962
Darsteller

James Stewart, Maureen O'Hara, Fabian, Lauri Peters, Lili Gentle, John Saxon, John McGiver, Marie Wilson, Reginald Gardiner, Valerie Varda, Natalie Trundy, Josh Peine, Michael Burns, Minerva Urecal, Richard Collier u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
1. Juli 1962
Inhalt

Roger Hobbs, ein schwer arbeitender Bankvorstand und Familienvater, plant für sich und seine Frau Peggy eine Weltreise. Doch diese macht ihm einen Strich durch die Rechnung: sie möchte mit der ganzen Familie, vier Kinder mit drei Enkelkindern, den Urlaub in einem Ferienhaus an der kalifornischen Küste verbringen. Dieses erweist sich beim Eintreffen als Bruchbude.

Mr. Hobbs ist anfänglich am kritischsten, vor allem der Zustand des Hauses und das Verhalten seiner Kinder und Enkelkinder empören ihn. Aber auch die restlichen Anwesenden sind schnell gereizt oder verhalten sich unangemessen: die Kinder weigern sich, das Haus zu verlassen, die mitgenommene Haushälterin Brenda ist entsetzt und flüchtet nach kurzer Zeit, sein Schwiegersohn Stan gerät mit seiner Tochter Susan im Streit über seine Arbeitslosigkeit aneinander und reist ebenfalls ab, sein zweiter Schwiegersohn Byron verbringt zunehmend Zeit mit einer hübschen Blondine namens Marika und seine Frau Peggy trifft sich zum Abendessen mit dem Vermieter Reggie McHugh, was sie ihm hingegen erst am Tag danach erzählt.

Zunehmend wird Mr. Hobbs jedoch das optimistischste Familienmitglied und versucht, zwischen allen zu vermitteln, was ihm auch gelingt. So bezahlt er an einem Tanzabend einige Jungen, um mit seiner Tochter Katey zu tanzen, die aufgrund ihrer neuen Zahnspange sehr schüchtern ist. Doch Joe, einer der Jungen, sucht Mr. Hobbs später auf und gibt ihm das Geld zurück, weil ihm Katey gefällt. Fortan verbringen Joe und Katey Zeit miteinander.

Auch mit seinem fernsehsüchtigen Sohn Danny schafft es Mr. Hobbs, eine Bootstour zu unternehmen, bei der die beiden ihr distanziertes Verhältnis überwinden und sich wieder annähern. Dabei verliert er im Nebel die Orientierung und gelangt nur mit Glück wieder zum Hafen zurück. Plakatmotiv (US): Mr. Hobbs takes a vacation (1962) Danny lädt seinen Vater ein, mit ihm fernzusehen; dies bedeutet eine hohe Auszeichnung.

Unerwarteterweise meldet sich Stan telefonisch und bittet Mr. Hobbs um einen Gefallen: nach einem Vorstellungsgespräch für einen gut bezahlten und sicheren Beruf bei einer staatlichen Einrichtung möchte der Vorgesetzte Mr. Turner mit seiner Frau zunächst noch Stans Familie kennen lernen, bevor er ihm eine Jobzusage gibt. Mr. und Mrs. Turner reisen kurz darauf an, erweisen sich aber als sehr anstrengend …

Was zu sagen wäre

Wenn Väter auf ihre Familie treffen, ist das eine Art Abenteuerurlaub. Im Büro halten zwei Damen im Vorzimmer alles Unbill von Roger Hobbs fern. Zuhause fühlt er sich überflüssig. Seine jüngste Tochter hasst ihn. Sein elfjähriger Sohn braucht ihn nur, um einmal im Monat an den neuen "Playboy" zu kommen. Seine beiden älteren Töchter sind aus dem Haus und verheiratet. Eigentlich, findet Mr. Hobbs, wäre es an der Zeit, endlich mal wieder allein allein mit der geliebten Ehefrau Peggy in den Urlaub zu fahren. Statt dessen gibt es eine Bruchbude am Strand, bevölkert von der gesamten Familie samt Schwiegersöhnen und Enkelkindern, die „Brumm Pa“ nicht leiden können.

Dieser Mr. Hobbs ist ein anständiger Arbeiter in einem gesichtslosen Großunternehmen. Eine dieser Arbeitsbienen wie sie Jack Lemmon vor zwei Jahren in Billy Wilders Das Appartement gespielt hat, nur nicht so verzweifelt in das falsche Mädchen verliebt; Mr. Hobbs ist schon ein paar Jahre weiter. Er liebt seine Frau. Seine Kinder liebt er am liebsten aus der Distanz und der Film lässt offen, was hier zuerst war – die Entfremdung von der Familie, die dazu führt, dass der Mann sich besser im Büro aufhält (und die amerikanische Wirtschaft am Laufen hält) oder die Hybris des Mannes, der die Wirtschaft am laufen halten muss (A Man's got to do what a man's got to do) und deshalb den Bezug zur Familie verliert. Der Film feiert einfach den Status Quo: Der Mann geht arbeiten, diktiert seinen Sekretärinnen Briefe, und die Frau bleibt zu Hause bei den Kindern. Die Hausarbeit findet im Film nicht statt, und wenn, dann sehen wir Brenda in der Küche, die für allerlei Filmspaßmomente zuständige knurrige Zugehfrau mit schwedischen Vorfahren.

Für Roger Hobbs jedenfalls beginnt im Strandhaus ein mittelschwerer Albtraum: „Ein Familientreffen, von dem ich träumen werde. Eine wunderbare Familie. Eine prächtige Familie. Ein Kind wird blind werden, weil es pausenlos auf Schauspieler starrt, die sich erschießen. Ein zweites zieht sich von der menschlichen Gesellschaft zurück, weil es ein Stückchen Draht im Mund hat. Ein verheiratetes Kind geht auf ihren Mann los und zieht kleine Verbrecher groß. Und was hört man von Janie und ihrem neunmalklugen Professor? Gerade ist mir klar geworden: Ich kenne diese Menschen überhaupt nicht!“ Damit dürfte Mr. Hobbs 90 Prozent der Männer im Kinosessel hinter sich wissen. Ein Jedermann, wie geschrieben für James Stewart, der diesen Mr. Hobbs mit Würde und Grandezza durch alle familiären Minenfelder führt – eine große Performance eines großen Schauspielers.

Was haben wir nur falsch gemacht?“, stöhnt der angestrengte Vater, der alles andere st als ein strenger Herr Papa, kein Patriarch, kein Familienvorstand. Plakatmotiv (US): Mr. Hobbs takes a vacation (1962)Eigentlich will er nur alles richtig machen. und für richtig hält er, dass sich seine Kinder jetzt langsam mal um sich selbst kümmern sollten. Aber dann steckt er einem Joe, den er aus einer anonymen Jungsclique herausgeholt hat – „Da standen ein paar Jungs und ich habe 'Joe' gerufen. Wenn ein paar Jungs zusammenstehen, gibt es immer einen Joe.“ – fünf Dollar zu, damit der mit seiner 14-jährigen Tochter Katey tanzt, die ganz schüchtern am Rand eines Balles sitzt, weil sie eine neue Zahnklammer trägt. Er geht mit seinem ununterbrochen Fernsehen guckenden Sohn segeln, weil der eine Sonnenfinsternis beobachten will, obwohl er kaum segeln kann und sich zeitweilig im Nebel verirrt.

Das Schöne an diesem Film ist ..: Joe gibt die fünf Dollar noch am selben Abend zurück, weil er Katey klasse findet. Die Irrfahrt im Nebel endet punktgenau wieder im Hafen und macht Dad Hobbs zum größten dad aller Zeiten. Das ist ein bisschen kitschig. Aber dass das ein bisschen kitschig ist, ist auch sehr egal, weil vor der Kamera gut gelaunte Schauspieler Freude an ihren Rollen haben und hinter der Kamera ein Regisseur offenbar ein feines Gespür für die Führung dieser Schauspieler hat. "Mr. Hobbs takes a vacation" ist keine große Filmkunst, aber die wunderbaren Dialoge, der grandiose James Stewart, die bezaubernde Maureen O'Hara (Rio Grande – 1950; "Der Glöckner von Notre Dame" – 1939; Riff-Piraten – 1939) und eine ganze Riege von gut besetzten Typen in den Nebenrollen machen aus "Mr. Hobbs …" einen großen Gute Laune Film. Und „Brumm Pa“ haben am Ende alle lieb.

Wertung: 5 von 7 D-Mark
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