IMDB

Plakatmotiv: Der Mann aus Laramie (1955)

Ein Königsdrama
In Westernformat

Titel Der Mann aus Laramie
(The Man from Laramie)
Drehbuch Philip Yordan & Frank Burt
nach der Kurzgeschichte "The Man from Laramie" von Thomas T. Flynn
Regie Anthony Mann, USA 1955
Darsteller

James Stewart, Arthur Kennedy, Donald Crisp, Cathy O'Donnell, Alex Nicol, Aline MacMahon, Wallace Ford, Jack Elam, John War Eagle, James Millican, Gregg Barton, Boyd Stockman, Frank DeKova u.a.

Genre Western
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
23. September 1955
Inhalt

Nachdem sein Bruder bei einem Apachen-Angriff getötet wurde, reitet der Ex-Kavallerie-Captain Will Lockhart nach New Mexico. Ihn treibt der Wunsch nach Rache an. Hinter dem Mord stecken Händler, die geschmuggelte Schnellfeuerwaffen an Indianer verkaufen.

Lockhart gelangt nach Coronado, wo er in einem Kaufladen dessen Besitzerin Barbara kennenlernt. In dem Gebiet gibt es eine ernsthafte Spannung zwischen zwei Farmen, der Barb-Ranch des alten, mächtigen Alec Waggoman, dem die ganze Gegend gehört und der in Coronado das Sagen hat, und der Halbmond-Ranch von Kate, einer grauhaarigen alten Frau. Die Spannung besteht gleichzeitig aus Konkurrenzdenken und einer alten persönlichen Zwietracht.

Als Lockhart außerhalb der Stadt Salz laden will, wird er von Vic Hansboro, dem Vormann der Barb-Ranch, und Dave, dem Sohn des alten Alec, und seinen Leuten daran gehindert. In einem ungleichen Kampf verliert Lockhart seinen Wagen, seine Maultiere und sein eigenes Pferd. Plakatmotiv: Der Mann aus Laramie (1955) Wutentbrannt kehrt er nach Coronado zurück und verprügelt bei nächster Gelegenheit Vic und Dave. Als ihm dann ein Mord in die Schuhe geschoben werden soll, landet er im Gefängnis.

Doch der Durst nach Rache wird dadurch nur weiter verstärkt. Lockhart will nicht ruhen, ehe die Verantwortlichen für den Tod des Bruders im Staub liegen …

Was zu sagen wäre

Ein Fremder kommt in die Stadt. Bald steckt er mitten in einem Bruderkampf, befeuert von einem mächtigen Vater, dem die Zügel der Macht aber langsam entgleiten. Es geht um viel Land, es geht um das nebeneinander Leben mit den Apachen. Es geht um kriminelle Machenschaften, die den brüchigen Frieden in Coronado im Süden Kaliforniens gefährden. Der Fremde, der in die Stadt kommt, hat mit all diesen Spannungen zu tun.

Anthony Mann und James Stewart arbeiten zum fünften Mal zusammen, diesmal an einem veritablen Königsdrama shakespearschen Formats. Der titelgebende Mann aus Laramie ist zunächst ein unbeschriebenes Blatt, der ein paar Handelsgüter in die Stadt transportiert, dann aber schnell vom machtgierigen, sadistischen Sohn des mächtigen Ranchers matraitiert wird. Der Mann ist so etwas wie ein Geheimagent. Eigentlich ist er Captain bei der Armee, sein Fuhrunternehmen nur eine Tarnung. Er ist beurlaubt, um Waffenschmuggler zu stellen, die Repetiergewehre an die Apachen verkaufen, mit denen die weiße Siedler und Patrouillen der US-Armee überfallen. Der Mann aus Laramie ist hoch motiviert. Er hat seinen jüngeren Bruder bei einem dieser Überfälle verloren. James Stewart (s.u.) spielt ihn in seiner bewährten Art als freundlichen, den Frauen gegenüber leicht stottrigen Mann, der von jetzt auf gleich sehr entschieden, wütend und hart auftreten kann.

Anthony Mann ("In geheimer Kommandosache" – 1955; "Die Glenn Miller Story" – 1954; Meuterei am Schlangenfluss – 1952; Quo Vadis (uncredited) – 1951; Winchester 73 – 1950) lässt sich viel Zeit für sein Drama vor der prachtvollen Landschaftskulisse New Mexikos. Wenn die Handlung eine Pause einlegt, gibt es viel zu gucken. Plakatmotiv (US): The Man from Laramie (1955) Mann dreht zum ersten Mal in Cinemascope. Der Film macht kein großes Geheimnis darum, wer in den Waffenschmuggel verwickelt ist und wer das nicht sieht. Der alte Rancher, Alec Waggoman, verliert sein Augenlicht. ein halbes jähr geben ihm die Ärzte noch, dann ist er blind. Niemand weiß es, am allerwenigsten sein missratener Sohn Dave, der dem Mann aus Laramie gleich zu Beginn in die Quere gekommen war, und auch nicht Alec Vorarbeiter Vic, der sowas wie ein zweiter Sohn für den Rancher geworden ist. Zwischen Vic und Dave brizzeln die Spannungen, Alec hat seinen Sohn Vorarbeiter Vic unterstellt, was den vor Zorn beben lässt; beide hoffen auf das Erbe der riesigen Farm, wenn der alte Alec nicht mehr ist. Eine Frau gibt es auch, Barbara, Cousine von Dave, Geliebte von Vic, die sich umgehend in den charmanten Fremden verguckt.

Anthony Manns Film schaut in die Spätphase des nicht mehr ganz so wilden Westens. Die Claims sind abgesteckt, die Indianer eingehegt, das Recht hat Einzug gehalten. Der alte Farmer beklagt, dass die Zeiten vorbei seien, in denen der Stärkere Recht bekam, sein Sohn Dave glaubt, diese Zeit wieder aufleben lassen zu können. Er erkennt nicht, dass die Militärgerichtsbarkeit heutzutage Waffenschmuggel, wie er ihn betreibt, nicht mehr einfach so hinnimmt in dem Glauben, eh nichts beweisen zu können. Heute werden Agenten geschickt, die der Sache hartnäckig auf den Fersen bleibnen.

Überdacht wird das große Drama im weiten Land von einer mystisch angehauchten Aura. Der alte Alec träumt immer wieder von einem Mann, der kommen und Unheil bringen wird. Den glaubt er in dem Mann aus Laramie zu erkennen. Zu spät erkennt er, dass er diesen Unglück bringenden Mann schon vor langer Zeit in sein Haus geholt hat. Der leicht mystische Hauch gibt dem Königsdrama einen unwirklichen Schimmer, der die langsame Spannung der Geschehnisse zu einem Monument des Cinemascopekinos macht.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
IMDB