Der steinreiche Unternehmer Stevens lässt mit seinem neuen Privatjumbo, einer umgebauten Boeing 747 unter dem Kommando von Flugkapitän Gallagher, ein paar Dutzend Freunde und Angehörige zu seinem Wohnsitz in Florida fliegen. Der Frachtraum ist voll von erlesenen Kunstgegenständen für ein neues Privatmuseum von Stevens. Und auf diese Schätze haben es ein paar Verbrecher abgesehen, die sich unter das Bordpersonal geschmuggelt haben, unter ihnen auch der Copilot Chambers.
Im rechten Moment setzen sie sich Gasmasken auf und betäuben die anderen Insassen mit Hilfe von Spezialgas, das sie in die Klimaanlage des Flugzeugs einleiten. Dann steuern sie das Flugzeug unterhalb der Radarüberwachung, um so ungesehen zu einem stillgelegten Flugplatz auf einer abseits gelegenen Insel zu gelangen. Dort wollen sie die Beute umladen und sich davonmachen, derweil die anderen noch bewusstlos sind.
Doch kurz vor dem Ziel geht die Sache schief: Das niedrig fliegende Flugzeug streift mit einer Tragfläche die Spitze eines Ölbohrturms. Der Copilot kann die beschädigte Maschine nicht mehr in der Luft halten und muss notwassern. Dabei kommen ein paar der Passagiere und alle Entführer außer Chambers ums Leben. Die Maschine versinkt binnen weniger Augenblicke, doch da das Meer an dieser Stelle nicht sehr tief ist, setzt sie bald auf Grund auf, und der Rumpf kann dem Wasserdruck noch eine Weile standhalten.
Da die Rettungsmannschaften im falschen Teil des Ozeans nach den Vermißten suchen, sind diese auf sich gestellt und müssen versuchen, sich selbst zu retten …
Ich bin nicht sicher, was ich mehr bewundern soll: die Chuzpe, mit der ein paar findige Hollywood-Produzenten hier Mist als Film verkaufen, oder die Coolness, mit der alle Beteiligten ihre peinliche Berührung, hier mitzuspielen, überspielen.
Für einen Katastrophenfilm aus der Kategorie "Flugzeug/Airport" kann es eigentlich keine abwegigere Idee geben, als die Maschine, die auch hier alle Kerle liebevoll immer nur „sie“ nennen, bewegungslos unter Wasser zu setzen, also in ein Element, in dem sie keine ihrer Vorteile ausspielen kann. Das hat zwar was von Fish-out-of-Water (oder anders: bird-out-of-sky), aber der Film saugt keinen Honig daraus, außer das Wände unter dem Wasserdruck einbeulen oder Wasser durch Ritzen spritzt. Die Eleganz des Flugzeuges bleibt unsichtbar. Weder kann die Maschine romantisch in der Abendsonne schweben, Triebwerke können nicht nach und nach explodieren, Tragflächen nicht elegant vibrieren und abstürzen geht natürlich auch nicht mehr. Das immerhin haben Jerry Jameson und seine FX-Crew ordentlich gemeistert: Die Notwasserung der Boeing 747 sieht im großen Kino spektakulär aus. Aber wenn die vorüber ist, ist aus dem Film die Luft raus – und die ist von Anfang an dünn.
Übrig bleibt ein Austragshäuserl für ehrbar ergrautes Altpersonal, das die Filmindustrie nicht mehr braucht – James Stewart etwa darf seine große Stirn unter mittlerweile weißem Haupthaar sorgenvoll zugewandt in Falten legen (s.u.). Und Jack Lemmon darf mal den kernigen Flugkapitän geben, der seine Leute bei Laune und Ruhe halten muss. Mal was anderes für den großen Clown (Extrablatt – 1974; Rettet den Tiger! – 1973; Avanti, Avanti! – 1972; Nie wieder New York – 1970; Ein seltsames Paar – 1968; Der Glückspilz – 1966; Das Mädchen Irma la Douce – 1963; Das Appartement – 1960; Manche mögen's heißt – 1959; Spiel mit dem Feuer – 1957)
Die Dialoge haben Soap-Niveau und die Schauspieler kommen entweder aus dem TV-Serien-Millieu (Soap) oder sie stehen unter dem Rubrum Altstar schreckensstarr vor ihren Drehbuchsätzen und scheitern kläglich.
Ein Franchise-Unternehmen wie die Airport-Reihe ist nicht für Überraschungen gut und womöglich ist an diesem Grundsatz der Film schon gescheitert; vielleicht wollte Jerry Jameson eine klaustrophobische Dystopie in Szene setzen – enge Flugzeugkabine, Druck von außen nimmt zu, individuelle Schicksale und Gefühle, alte Meister und junge Gangster, die Schönen und das Biest. Darunter leidet der heimliche Star all dieser Filme: die elegante Boeing 747 („Ich hole sie da raus, Phil. In einem Stück!“). Einmal unter Wasser liegt sie nur noch rum. Die Dramaturgie um sie herum jedoch bleibt stoisch auf Airport-Niveau; abgehandelt werden die späte Liebe, die an seinem beruflichen Erfolg gescheiterte Ehe, das neunmalkluge Kind, die alte Lady, die sich resolut am Pokertisch durchsetzt, der markige Pilot … und George Kennedy (Erdbeben – 1974; Giganten am Himmel – 1974; Die Letzten beißen die Hunde – 1974; Airport – 1970; Bandolero – 1968; Der Unbeugsame – 1967; Das dreckige Dutzend – 1967; Der Flug des Phoenix – 1965; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Der Mann vom großen Fluss – 1965; Die 27. Etage – 1965; "Wiegenlied für eine Leiche" – 1964; Charade – 1963) als Joe Patroni, der personifizierte rote Faden durch die Airportfilme.
Sowas kann man der Vollständigkeit halber mal gucken. Einen Mehrwert, schöne Flugaufnahmen gar, sollte aber niemand erwarten.
Die Airport-Filme im Kino
- Airport (Bundesstart: 25.03.1970)
- Airport ’74 – Giganten am Himmel (Bundesstart: 27.03.1975)
- Airport ’77 – Verschollen im Bermuda-Dreieck (Bundesstart: 11.08.1977)
- Airport ’79 – Die Concorde (Bundesstart: 25.10.1979)
James Stewart im Kino
James „Jimmy“ Maitland Stewart (* 20. Mai 1908 in Indiana, Pennsylvania; † 2. Juli 1997 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler, der als einer der populärsten und erfolgreichsten Stars der Filmgeschichte gilt. Zwischen 1934 und 1991 hatte Stewart fast 100 Film- und Fernsehauftritte.
Seinen Durchbruch erreichte er Ende der 1930er-Jahre durch Frank Capras Komödien „Lebenskünstler“ und „Mr. Smith geht nach Washington“. Stewart verkörperte meistens den leicht unsicheren, bodenständigen und oftmals idealistischen Durchschnitts-Amerikaner. Ab den 1950er-Jahren spielte er zunehmend auch Charakterrollen mit düsteren Facetten, darunter in den Western von Anthony Mann und John Ford. Mit Alfred Hitchcock drehte Stewart einige der bedeutendsten Kriminalfilme der Filmgeschichte. 1941 gewann er den Oscar als bester Hauptdarsteller für die Screwball-Komödie „Die Nacht vor der Hochzeit“, außerdem erhielt er 1985 einen Ehrenoscar. Er wurde ebenfalls unter anderem mit zwei Golden Globes, dem Goldenen Ehrenbären sowie der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.
- Der Mann für Mord (The Murder Man, 1935)
- Rose-Marie (1936)
- Next Time We Love (1936)
- Seine Sekretärin (Wife vs. Secretary, 1936)
- Kleinstadtmädel (Small Town Girl, 1936)
- Speed (1936)
- The Gorgeous Hussy (1936)
- Zum Tanzen geboren (Born to Dance, 1936)
- Dünner Mann, 2. Fall (After the Thin Man, 1936)
- Im siebenten Himmel (Seventh Heaven, 1937)
- Der letzte Gangster (The Last Gangster, 1937)
- Seekadetten (Navy Blue and Gold, 1937)
- Of Human Hearts (1938)
- Vivacious Lady (1938)
- Engel aus zweiter Hand (The Shopworn Angel, 1938)
- Lebenskünstler (You Can’t Take It with You, 1938)
- Ein ideales Paar (Made for Each Other, 1939)
- Tanz auf dem Eis (The Ice Follies of 1939, 1939)
- Mr. Smith geht nach Washington (Mr. Smith Goes to Washington, 1939)
- Drunter und drüber (It’s a Wonderful World, 1939)
- Der große Bluff (Destry Rides Again, 1939)
- Rendezvous nach Ladenschluss (The Shop Around the Corner, 1949)
- Tödlicher Sturm (The Mortal Storm, 1940)
- Keine Zeit für Komödie (No Time for Comedy, 1940)
- Die Nacht vor der Hochzeit (The Philadelphia Story, 1940)
- Komm, bleib bei mir (Come Live with Me, 1941)
- Pot o’ Gold (1941)
- Mädchen im Rampenlicht (Ziegfeld Girl, 1941)
- Winning Your Wings (1942)
- Ist das Leben nicht schön? (It’s a Wonderful Life, 1946)
- Fremde Stadt (Magic Town, 1947)
- Kennwort 777 (Call Northside 777, 1948)
- On Our Merry Way (1948)
- Cocktail für eine Leiche (Rope, 1948)
- Isle of Fury (1936)
- Startbahn ins Glück (You Gotta Stay Happy, 1948)
- Malaya (1949)
- The Stratton Story (1949)
- Mein Freund Harvey (Harvey, 1950)
- Der gebrochene Pfeil (Broken Arrow, 1950)
- Winchester '73 (1950)
- Abenteuer eines Pechvogels (The Jackpot, 1950)
- Die Reise ins Ungewisse (No Highway in the Sky, 1951)
- Die größte Schau der Welt (The Greatest Show on Earth, 1952)
- Meuterei am Schlangenfluss (Bend of the River, 1952)
- Stärker als Ketten (Carbine Williams, 1952)
- Nackte Gewalt (The Naked Spur, 1953)
- Die Todesbucht von Louisiana (Thunder Bay, 1953)
- Die Glenn Miller Story (The Glenn Miller Story, 1954)
- Über den Todespass (The Far Country, 1954)
- Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954)
- In geheimer Kommandosache (Strategic Air Command, 1955)
- Der Mann aus Laramie (The Man from Laramie, 1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (The Man Who Knew Too Much, 1956)
- Die Uhr ist abgelaufen (Night Passage, 1957)
- Lindbergh – Mein Flug über den Ozean (The Spirit of St. Louis, 1957)
- Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Vertigo, 1958)
- Meine Braut ist übersinnlich (Bell, Book And Candle, 1958)
- Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder, 1959)
- Geheimagent des FBI (The FBI Story, 1959)
- Der Kommandant (The Mountain Road, 1960)
- Zwei ritten zusammen (Two Rode Together, 1961)
- Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance, 1962)
- Mr. Hobbs macht Ferien (Mr. Hobbs Takes a Vacation, 1962)
- Das war der Wilde Westen (How the West Was Won, 1962)
- In Liebe eine 1 (Take Her, She’s Mine, 1963)
- Cheyenne (Cheyenne Autumn, 1964)
- Geliebte Brigitte (Dear Brigitte, 1965)
- Der Mann vom großen Fluss (Shenandoah, 1965)
- Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix, 1965)
- Rancho River (The Rare Breed, 1966)
- Die fünf Vogelfreien (Firecreek, 1968)
- Bandolero! (1968)
- Geschossen wird ab Mitternacht (The Cheyenne Social Club, 1970)
- Die Gnadenlosen (Fool’s Parade, 1971)
- The Shootist – Der letzte Scharfschütze (The Shootist, 1976)
- Verschollen im Bermuda-Dreieck (Airport ’77, 1977)
- Unsere Lassie (The Magic of Lassie, 1978)
- Der Fremde im Regenwald (Afurika monogatari, 1980)