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Plakatmotiv: Die Uhr ist abgelaufen (1957)

10.000 Dollar und verfeindete Brüder.
Hätte man mehr draus machen können.

Titel Die Uhr ist abgelaufen
(Night Passage)
Drehbuch Borden Chase
nach einem Roman von Norman A. Fox
Regie James Neilson, USA 1957
Darsteller

James Stewart, Audie Murphy, Dan Duryea, Dianne Foster, Elaine Stewart, Brandon De Wilde, Jay C. Flippen, Herbert Anderson, Robert J. Wilke, Hugh Beaumont, Jack Elam, Tommy Cook, Paul Fix, Olive Carey, James Flavin, Donald Curtis, Ellen Corby, John Daheim u.a.

Genre Western
Filmlänge 90 Minuten
Deutschlandstart
20. Dezember 1957
Inhalt

In den Bergen von Colorado treibt die Bande von Whitey Harbin ihr Unwesen. Dreimal hintereinander haben die Banditen die Lohngelder der Eisenbahnarbeiter geraubt. Weil er die Raubüberfälle gedeckt haben soll, wird der Sicherheitsbeauftragte Grant McLaine von der Eisenbahngesellschaft entlassen. Plakatmotiv: Die Uhr ist abgelaufen (1957) Seitdem zieht er mit seinem Akkordeon umher und verdient sich so seinen Lebensunterhalt.

Um den Weiterbau der Eisenbahn nicht zu gefährden, stellt Ben Kimball, der Chef der Zuggesellschaft, McLaine zähneknirschend wieder ein. Er vertraut ihm die Gelder an, doch wieder sind die Banditen bestens informiert. McLaine wird niedergeschlagen, kann jedoch im letzten Moment das Geld unbemerkt dem kleinen Joey zustecken.

Harbin muss seine Niederlage eingestehen – und die spöttischen Bemerkungen des ebenso jungenhaften wie schnellen Revolverschützen Utica Kid ertragen. Dass dieser der Bruder von McLaine ist, wurmt Harbin umso mehr. McLaine verfolgt die Bande und kommt ihr immer näher. Er merkt sehr bald, dass sein Bruder Utica zu Harbins Leuten gehört. Die Zeit läuft ihm davon, denn auch Joey wird von den Outlaws verschleppt – und mit ihm die Beute, die der Kleine in einem Schuhkarton versteckt hat …

Was zu sagen wäre

Es geht um 10.000 Dollar und um verfeindete Brüder rund um den Eisenbahnbau in Colorado. Am Streckenbau entlang tingelt Grant McLaine mit seinem Akkordeon, mit dem seinen Lebensunterhalt erspielt. Grant wird von James Stewart gespielt, das bedeutet, der singende Musiker muss eine Vergangenheit haben. Stimmt: Bis vor fünf Jahren war er bei der Eisenbahngesellschaft angestellt. Dann wurde er gefeuert, weil immer wieder Lohngelder geraubt wurden, was ihm anlastete. Seitdem reitet er einsam durch die Wälder Colorados mit seinem Akkordeon.

Gleich zwei Frauen liegen hinter ihm. eine blonde, die dann den Eisenbahnmann geheiratet hat, der Grant entlassen hat, und eine dunkelhaarige, die mit seinem jüngeren Bruder zusammen ist, einem Outlaw; aber so genau weiß man das alles nicht. Denn einerseits wird der Outlaw von Audie Murphy gespielt ("Das Fort der mutigen Frauen" – 1957; "Ritt in den Tod" – 1956) und kann damit kein brutaler Killer sein und zum anderen steht die Dunkelhaarige auch irgendwie auf Grant. Es gibt viel Irgendwie in diesem Western, den eigentlich Anthony Mann schon begonnen hatte zu drehen. Aber nicht beenden sollte.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte um zwei ungleiche Brüder stehen zwei große Stars des Genres: James Stewart und Audie Murphy. Regisseur Anthony Mann und James Stewart haben in den 1950er-Jahren mit fünf Western - es kamen noch "Nackte Gewalt" (1952) und Der Mann aus Laramie dazu – dieses Genre erneuert, bereichert und vertieft. Plakatmotiv: Die Uhr ist abgelaufen (1957) Die Helden, die Stewart für Mann spielte, sind schrankenlose, asoziale Einzelgänger, denen das Leben tiefe Verletzungen zugefügt hat. Eigentlich sollte der Film "Die Uhr ist abgelaufen" die erfolgreiche Zusammenarbeit von Stewart, Mann und Drehbuchautor Borden Chase als drittem im Bunde fortsetzen, auf deren Konto die drei Westernklassiker Winchester 73, Meuterei am Schlangenfluss und Über den Todespass gehen. Aber dann bekam Mann sich mit James Stewart in die Haare, weil Stewart im Film unbedingt singen wollte und außerdem nicht mehr die ganz harten Typen spielen wollte, die Mann in ihm sah. Mann hingegen war gegen das Singen und lehnte auch das Drehbuch ab. Stewart war der größere Star am Set und Mann musste die Regie an den unerfahrenen James Neilson abtreten.

Auch die Räuberbande, zu der der Audie Murphy gehört, ist irgendwie kriminell, aber besteht eigentlich nur aus ein paar Halunken auf der Suche nach Whisky. Als die erwarteten 10.000 Dollar nicht in dem überfallenen Zug sind, reagieren die Räuber nicht etwa sauer oder wütend. Sie nehmen hat die blonde Eisenbahner-Gattin als Geisel und gehen Whisky trinken. Whitey Harbin ist irgendwie der Boss, aber irgendwie auch Audie Murphys Figur Utica Kid. Und am Ende gibt es eine ordentliche Schießerei, bei der sich die Schicksale klären und dann ist alles wieder gut. Von ein paar schönen Bildern abgesehen hat der Film nicht viel zu bieten. James Stewarts Akkordeonspiel ist nicht sein eigenes; das, was wir im Film hören, ist nachsynchronisiert – Stewart spielt zwar Akkordeon, aber offenbar nicht ausreichend gut. Aber der Gesang, den wir hören, ist seiner. Von der Dramatik der Geschichte her fühlt der Film sich an wie eine Doppelfolge aus der TV-Serie "Bonanza". So richtig spannend ist der Film nicht geraten. Sondern irgendwie langweilig.

Wertung: 2 von 7 D-Mark
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