Ein sonniger Herbsttag in einem sehr kleinen Ort im amerikanischen Vermont. Das Wetter ist schön, die Wälder strahlen in allen Farben, das Gras ist grün, die Dorfbewohner sind unterwegs und im Weg liegt eine Leiche. Der Tote heißt wohl Harry, was sich aus einem Brief schließen lässt, denn er bei sich hat.
Keiner der Dorfbewohner zeigt Interesse daran, dass die Polizei vom Fund des Verstorbenen erfährt: Der pensionierte Kapitän und Hobbyjäger Albert Wiles bildet sich ein, er habe Harry versehentlich erschossen; die altjüngferliche Ivy Gravely befürchtet, Harry mit ihrem Spazierstock erschlagen zu haben, um dessen Versuche, sie zu bedrängen, abzuwehren; seine – von ihm getrennt lebende – Ehefrau Jennifer Rogers hingegen glaubt, sie habe ihm mit einer Milchflasche einen tödlichen Schlag auf die Stirn versetzt; der bislang erfolglose Maler Sam Marlowe will Jennifer helfen und kennenlernen, in die er sich während des Filmes verliebt.
Die erwähnten Personen arbeiten zusammen, sind aber in ihren Handlungen unentschlossen, da immer wieder neue Umstände eintreten. Als Albert z. B. herausfindet, dass er Harry nicht erschossen haben kann, gräbt er ihn wieder aus. Als Sam sich mit Jennifer verlobt, hat er Angst, man könnte ihn verdächtigen, Harry aus Eifersucht aus dem Weg geräumt zu haben. So wird die Leiche mehrmals wieder ein- und ausgegraben. Auch Albert und Ivy kommen einander näher, sie lädt ihn sogar zu einem Essen mit Blaubeerkuchen ein. Auch findet Sam in einer Nebenhandlung des Filmes, endlich in einem Millionär einen Abnehmer für seine Gemälde. Der humorlose Hilfssheriff Calvin Wiggs, der nach der Anzahl seiner Verhaftungen bezahlt wird, kommt dem Quartett allerdings gefährlich nahe. Er findet eine Zeichnung von Sam, auf der Harry – von dessen Existenz er durch einen Landstreicher weiß – abgebildet ist …
Schwer zu sagen, was bezaubernder an diesem Film ist – die schrulligen Figuren, die in ihrer wunderbarenb Einfachheit so gar nichts mit dem sonst üblichen Hitchcock-Personal zu tun haben oder die entzückenden Farben, in denen das herbstliche Vermont in den dunklen Kinosaal strahlt; oder ist es doch die Erkenntnis, dass Hitchcocks Zynismus noch besser funktioniert, wenn er keine Geheimagenten, Sängerinnen oder weltgewandte Fotografen in Lebensgefahr bringt, sondern Menschen, die sich um die Qualität ihres Blaubeermuffins mehr gedanken machen als über den lauf der Welt außerhalb ihres Dörfchens.
Einen bösen Humor pflegt Hitchcock ja in den meisten seiner Filme. Seine Lust, den Zuschauer auf die Folter zu spannen, sein Drang, unschuldige Typen in ausweglose Situationen zu bringen, ist fester Besandteil seiner Filme. In „The Trouble with Harry“ lässt er alles Brutale, alle Gewalt beiseite. Die Leiche, die da im Gras liegt mit den schicken Lederschuhen, in denen bunte Socken stecken, ist – realistisch gesehen – natürlich schrecklich. Weil der Himmel aber so blau, die Bäume so gelb-orange-braun und die Menschen so überhaupt nicht erschreckt sind, sonder ganz rtational darüber befinden, wie man mit der Leiche denn nun umgehen solle, man will ja schließlich niemandem etwas Böses, schon gar nicht dem netten Nachbarn und reizenden Hobbyjäger.
Obwohl makaberer Humor in vielen anderen Hitchcock-Filmen vorkam, ist dieser Film einer der wenigen, in dem der schwarze Humor gegenüber der Krimihandlung überwiegt. Es zeugt von großer Kunstfertigkeit, diese Leichen-Geschichte so entspannt en passant zu erzählen und dazu gleich zwei Romanzen einzubauen, deren Dialoge aus allerlei sexuellen Anspielungen bestehen, ohne dass die Hays-Kommission darüber an die Decke geht. Hitchcock bezeichnet seinen Film als den englischsten seiner amerikanischen Filme und zählt ihn zu seinen Lieblingsproduktionen.
Für die Außenaufnahmen – der Film sollte ursprünglich größtenteils an Originalschauplätzen in Neuengland spielen – wählte Hitchcock das herbstliche Vermont aus. Das Dorf Craftsbury im Orleans County in Vermont diente im Herbst 1954 als Drehort. Der malerische Ort hatte damals rund 700 Einwohner. Heftige Regenfälle und Stürme sorgten jedoch dafür, dass ein Großteil der vorgesehenen Aufnahmen buchstäblich ins Wasser fiel. Man musste in eine Turnhalle ausweichen, später sogar ins Studio. Man versuchte, so viel wie möglich von der Atmosphäre zu retten, indem man bereits gedrehte Hintergrundaufnahmen für Rückprojektionen verwendete und darüber hinaus Unmengen herabgefallene bunte Blätter auflas und hinterher im Studio an Gipsbäume klebte. Die in manchen Szenen, insbesondere gegen Ende des Films, deutlich erkennbare Studioatmosphäre war also nicht gewollt, sondern den Umständen geschuldet. Zudem kosteten die ganzen Vorgänge sehr viel Geld, weshalb das Budget um 200.000 US-Dollar auf 1,2 Millionen US-Dollar überschritten wurde.
„Immer Ärger mit Harry“ war der erste Hitchcock-Film, für den Bernard Herrmann die Musik schrieb. Die Zusammenarbeit der beiden hielt dann rund zehn Jahre, in denen Herrmann für die Musik sämtlicher Hitchcock-Filme verantwortlich war, darunter berühmte Kompositionen zu „Psycho“ und „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“. Das Lied „Flaggin’ the Train to Tuscaloosa“, welches John Forsythe im Film singt, wurde von Raymond Scott geschrieben.
Die Kinofilme von Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils als einer der einflussreichsten Filmregisseure. Er etablierte die Begriffe „Suspense“ und „MacGuffin“. Sein Genre war der Thriller, die wiederkehrenden Motive waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten.
Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.
Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
- Irrgarten der Leidenschaft (1925)
- Der Bergadler (1925)
- Der Mieter (1927)
- Der Weltmeister (1927)
- Abwärts (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Leichtebig (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Erpressung (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Mord - Sir John greift ein! (1930)
- Bis aufs Messer (1931)
- Mary (1932)
- Endlich sind wir reich (1931)
- Nummer siebzehn (1932)
- Waltzes from Vienna (1934)
- Der Mann, der zuviel wusste (1934)
- Die 39 Stufen (1935)
Geheimagent (1936) - Sabotage (1936)
- Erpressung (1929)
- Jung und unschuldig (1937)
- Eine Dame verschwindet (1938)
- Riff-Piraten / Jamaica Inn (1939)
- Rebecca (1940)
- Der Auslandskorrespondent (1940)
- Mr. und Mrs. Smith (1941)
- Verdacht (1941)
- Saboteure (1942)
- Im Schatten des Zweifels (1943)
- Das Rettungsboot (1944)
- Landung auf Madagaskar (Kurzfilm, 1944)
- Ich kämpfe um dich (1945)
- Berüchtigt (1946)
- Der Fall Paradin (1947)
- Cocktail für eine Leiche (1948)
- Sklavin des Herzens (1949)
- Die rote Lola (1950)
- Der Fremde im Zug (1951)
- Ich beichte (1953)
- Bei Anruf Mord (1954)
- Das Fenster zum Hof (1954)
- Über den Dächern von Nizza (1955)
- Immer Ärger mit Harry (1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (1956)
- Der falsche Mann (1956)
- Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1958)
- Der unsichtbare Dritte (1959)
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1963)
- Marnie (1964)
- Der zerrissene Vorhang (1966)
- Topas (1969)
- Frenzy (1972)
- Familiengrab (1976)