Jonathan Cooper wird von der Polizei gesucht, die ihn verdächtigt, den Ehemann seiner Liebhaberin ermordet zu haben. Seine Verlobte Eve Gill bietet ihm an, ihn zu verstecken.
Jonathan erzählt ihr in Form einer Rückblende den Ablauf aus seiner Sicht. Demnach sei seine Liebhaberin, die Schauspielerin Charlotte Inwood, die wahre Mörderin. Eve beschließt, selbst nachzuforschen, und lässt sich bei Charlotte Inwood als Zofe anstellen.
Als sie den mit dem Fall beauftragten Detektiv Wilfred Smith trifft, beginnt sie, sich in ihn zu verlieben …
Der Film beginnt – angemessen – mit einem Eisernen Safety Curtain, der sich öffnet, bevor das Spiel beginnt; ein Spiel aus Täuschung und Intrige, das den Zuschauer zum Komplizen der Mörder macht.
Alfred Hitchcock ist auf der Suche nach neuen Werkzeugen, mit denen er im Kino Geschichten spannend erzählen kann. Er hat zuletzt erfolgreich mit sehr langen Kameraeinstellungen („ohne Filmschnitt“) gearbeitet und damit bezaubernde Ergebnisse erzielt. Aber dramaturgisch tut er sich zunehmend schwer; nicht, weil ihm die Ideen ausgingen, sondern weil die Zuschauer ihm dauernd auf die Schliche kommen – es ist zum Sport geworden, in einem Hitchcockfilm auf den Cameo-Auftritt des Regisseurs zu warten (hier übrigens in der Szene, als Eve ihre Verkleidung als Charlottes Dienstmädchen auf der Straße ausprobiert).
Aber wie kann der Master of Suspense sein Publikum wirklich noch überraschen? Hitchcocks Antwort: Er belügt seine Zuschauer.
Das kriegen wir aber gar nicht mit. Nach 20 Minuten sind wir schon tief verstrickt in einen Film, der uns alle Gewissheiten genommen hat über wer sagt was und was ist die Wahrheit, und Alastair Sim als Eves Vater seinen ersten von mehreren großen Auftritt hat. Kay Walsh als Charlottes eigentliches Hausmädchen Nellie bekommt eine kleine Gala in der Kneipe – „Gin Lemon, nicht zu viel Lemon“. Das schwache Glied in der Kette ist die Figur der Eve. Deren Motivation tappst auf dünnem Eis – glaubt man sowas? Sie rettet die Nebenbuhlerin ihres Freundes von dem sie annahm, er sei ihr Verlobter und der ihr bgerade erzählt, er wolle die mondäne Schauspielerin schützen, die mit er Eve schon lange betrügt?? Eigentlich glauben wir das nicht, hoffen gleichzeitig aber, dass die durchtriebene Charlotte Ingwood sich schon irgendwie an den Galgen bringen wird. Die wird immerhin von Marlene Dietrich gespielt, für die der Begriff der Femme Fatal einst erfunden worden ist (Eine auswärtige Affäre – 1948; Die Freibeuterin – 1942; Der Teufel ist eine Frau – 1935; Der blaue Engel – 1930). Und die Dietrich tut alles, um ihren Ruf in der Rolle der Charlotte aufblitzen zu lassen, um verlogen und falsch zu erscheinen.
Hier treibt Hitchcock sein oft erprobtes Spiel mit der Künstlichkeit auf die Spitze – zwischen Täuschung, getäuschter Täuschung und täuschend getäuschter Täuschung geht jede Erdung verloren, aber lösen aus diesem Spinnennetz können wir uns nicht mehr. Bei einer sehr ausführlichen Spenden-Jahrmarktszene, die sich vor allem darum dreht, dass Eve nun ihrer Verkleidung als Charlottes Gardobiere Doris beides gleichzeitig in ständigem Wechsel sein muss – weil alle möglichen Freunde und Polizisten hier auftauchen – die zentral sein wird für den Thriller, was aber für den Zuschauer, der das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, sehr ausführlich geraten wird, malt Hitchcock als Ablenkung lauter kleine Jahrmarkt-Miniaturen, bekommt noch jede Mini-Sprechrolle ihren großen Auftritt als Schießbudenfigur, als betrogener Glücksspieler, als neugierige Klatschtante; damit splittert er diesen – tastsächlich – wunderbaren Film in lauter kleine Highlights, die die vordergründig langweilige, weil durchsichtige Story dauernd unter Dampf halten – bis zum krachenden Finale, das uns alle vor den Kopf stößt.
Klassisch Hitchcock übrigens: Weil die Geschichte im Schauspielermilieu spielt, gibt es eine Szene, in der sich Schauspielschülerin Eve auf dem Jahrmarkt zwischen all ihren Rollen, die gerade gleichzeitig bedienen muss, verheddert: Freundin, Gardobiere, Love-Interest. Hitchcock legte Wert darauf, seinen Figuren eine innere Logik mitzugeben – wenn er die äußere gerne zugunsten der Spannung dehnte. Einfach gesagt: Spielt eine Geschichte in der Schweiz, wird Schokolade zu einem gewichtigen Motiv. Ein vermisster Psychoanalytiker wird natürlich mit den Mitteln der Psychoanalyse und der Traumdeutung aufgespürt (Spellbound – 1945). Ein Nazi-Saboteur, der die freiheitlichen Werte der USA mit Bomben bekämpft, stürzt am Ende bildstark von der Fackel der Freiheitsstatue (Saboteure – 1942). In Fenster zum Hof, fünf Jahre nach „Stage Fright“, wird Fotograf James Stewart seinen potenziellen Mörder mit dem Bliutzlicht seiner Kamera bremsen.
<Nachtrag 2017>Es bleibt 1950 das Problem einer gelogenen Rückblende. Wieder mal betrat Hitchcock Neuland. Wieder mal war er es, der den zahlenden Kinogängern beibringen musste, dass es im Kino keine Sicherheiten gibt – 1936 hatte er in Sabotage einen Teenager in die Luft gesprengt, weil der, nicht ahnend, dass er eine Bombe transportiert, herumgetrödelt hatte – wie das Teenager eben so tun. Das hat das Publikum Hitchcock übel genommen. Wie im vorliegenden Film diese gelogene Rückblende. Das gab es bis dato im Kino nicht. Wenn eine Hauptfigur erzählte, erzählte sie einen wahren Sachverhalt. Hier nicht. In „Stage fright“ ist die große Lüge der Anfang eines großen Dramas. Es ist eine Sache, Zuschauer an der Nase herumzuführen, wenn sie sich dabei ernst genommen und gut unterhalten fühlen. Eine andere Sache ist es, sich hinzustellen und zu sagen Ällabätsch: Verarscht!!
Das mochten die Zuschauer nicht. Heute wissen wir: Der Film macht sogar mit (oder sogar vor allem mit) Kenntnis des Finales Spaß.</Nachtrag 2017>
Der Film variiert das von Hitchcock immer wieder gewählte Thema des unschuldig Verfolgten (Die 39 Stufen, Saboteure, Der unsichtbare Dritte) dahingehend, dass sich der vermeintliche Held am Ende tatsächlich als schuldig herausstellt. Diese „filmische Lüge“ wurde bereits fünf Jahre zuvor in Edgar G. Ulmers Film „Detour“ eingesetzt und ist heute ein etabliertes Stilmittel; mehrere sehr erfolgreiche Filme basieren auf diesem Kunstgriff, zum Beispiel Die üblichen Verdächtigen (1995) oder Identität (2003).
Der deutsche Titel ist irreführend: Eine „Rote Lola“ taucht während des ganzen Filmes nicht auf. Vermutlich sollte es eine Anspielung auf Marlene Dietrichs Rolle der Lola im Film „Der blaue Engel“ von 1930 sein.
Die Kinofilme von Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils als einer der einflussreichsten Filmregisseure. Er etablierte die Begriffe „Suspense“ und „MacGuffin“. Sein Genre war der Thriller, die wiederkehrenden Motive waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten.
Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.
Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
- Irrgarten der Leidenschaft (1925)
- Der Bergadler (1925)
- Der Mieter (1927)
- Der Weltmeister (1927)
- Abwärts (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Leichtebig (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Erpressung (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Mord - Sir John greift ein! (1930)
- Bis aufs Messer (1931)
- Mary (1932)
- Endlich sind wir reich (1931)
- Nummer siebzehn (1932)
- Waltzes from Vienna (1934)
- Der Mann, der zuviel wusste (1934)
- Die 39 Stufen (1935)
Geheimagent (1936) - Sabotage (1936)
- Erpressung (1929)
- Jung und unschuldig (1937)
- Eine Dame verschwindet (1938)
- Riff-Piraten / Jamaica Inn (1939)
- Rebecca (1940)
- Der Auslandskorrespondent (1940)
- Mr. und Mrs. Smith (1941)
- Verdacht (1941)
- Saboteure (1942)
- Im Schatten des Zweifels (1943)
- Das Rettungsboot (1944)
- Landung auf Madagaskar (Kurzfilm, 1944)
- Ich kämpfe um dich (1945)
- Berüchtigt (1946)
- Der Fall Paradin (1947)
- Cocktail für eine Leiche (1948)
- Sklavin des Herzens (1949)
- Die rote Lola (1950)
- Der Fremde im Zug (1951)
- Ich beichte (1953)
- Bei Anruf Mord (1954)
- Das Fenster zum Hof (1954)
- Über den Dächern von Nizza (1955)
- Immer Ärger mit Harry (1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (1956)
- Der falsche Mann (1956)
- Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1958)
- Der unsichtbare Dritte (1959)
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1963)
- Marnie (1964)
- Der zerrissene Vorhang (1966)
- Topas (1969)
- Frenzy (1972)
- Familiengrab (1976)