Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird der Vater der deutschstämmigen Amerikanerin Alicia Huberman wegen Landesverrats zu einer Gefängnisstrafe in einem US-Gefängnis verurteilt, auf sie wird der Regierungsagent T. R. Devlin angesetzt. Der US-Geheimdienst weiß aus Abhöraktionen, dass sie gegenüber den USA loyal eingestellt ist, aber von der Zusammenarbeit ihres Vaters mit den Nationalsozialisten wusste. Alicia, die ein Alkoholproblem hat, und Devlin verlieben sich ineinander. Infolge der Liebesbeziehung hört Alicia sogar auf zu trinken. Sie reisen nach Rio de Janeiro, wo der amerikanische Geheimdienst sie bereits erwartet.
Devlins Vorgesetzte wünschen, dass Alicia den Kontakt zu einem früheren Vertrauten ihres Vaters wieder aufnimmt, zu Alexander Sebastian, der mit zahlreichen Nazis in Brasilien zusammenarbeitet und früher einmal in Alicia verliebt war. Durch deren erneute Annäherung an Sebastian erhofft man sich Aufschluss über die Pläne der Nazi-Organisation. Devlin hat Skrupel und will Alicia nicht in den Armen eines anderen Mannes sehen, bringt Alicia aber aus Pflichtbewusstsein und Zweifel an den beiderseitigen Gefühlen dazu, die Aufgabe zu übernehmen. Sebastian tappt in die Falle und macht Alicia nach kurzer Zeit einen Heiratsantrag, gegen den Willen seiner dominanten und eifersüchtigen Mutter Anna, die Misstrauen gegen Alicia hegt. Nach Rücksprache mit dem Geheimdienst nimmt Alicia den Antrag an. Die Organisationsmitglieder, die sich regelmäßig in Sebastians Villa treffen, gehen mit unzuverlässigen Mitgliedern rigoros um: wer versagt, wird von den anderen liquidiert.
Auf einer Party in Sebastians Haus entdecken Alicia und Devlin, dass in einigen Flaschen in Sebastians Weinkeller eine Art dunkles Erz versteckt ist, das sich später als Uranerz herausstellt. Sebastian und seine Mutter kommen den beiden auf die Schliche und um sich nicht selbst vor den Mitverschwörern zu kompromittieren, beginnen sie damit, Alicia langsam und unauffällig zu vergiften. Devlin allerdings deutet Alicias aufkommende Schwäche falsch; er nimmt an, dass sie wieder mit dem Trinken begonnen hat …
Ein Mann verkuppelt seine Geliebte mit einem anderen Mann, damit er diesen anderen Mann besser ausspionieren kann. Das ist ein pikantes Szenario, wie es Alfred Hitchcock liebt. Alles andere, das Uran, die Nazis ist nur Beiwerk, Hitchcocks klassischer MacGuffin, den er prächtig verkauft.
Dabei geht es langsam los. Solange Cary Grant und Ingrid Bergmann (Ich kämpfe um dich – 1945; "Das Haus der Lady Alquist" – 1944; Wem die Stunde schlägt – 1943; Casablanca – 1942) sich kennenlernen und ineinander verlieben hat der Film keine Richtung, als Zentrum nur die beiden Hauptdarsteller. Aber in Rio de Janeiro zieht Hitchcock die Schlinge seines Psychothrillers zu und präsentiert großartige Suspenseszenen. Es gibt eine Kamerafahrt zum Auftakt eines großen Empfangs, bei der Alicia Devlin einen Kellerschlüssel geben muss, damit der im Weinkeller verräterische Flaschen untersuchen kann. Dabei schwebt die Kamera von weit oben aus der Vogelperspektive herunter bis sie ganz close an Bergmanns Hand mit dem Schlüssel darin zum Stehen kommt. Als Alicia den Schlüssel zuvor steht, ist die Spannung schwer zu ertragen, weil ihr Mann, den sie gerade beisteht, nur nebenan ist und mit ihr durch die offene Tür spricht. In diesem zusammenhang zeigt uns Hitchcock, wie man aus dem Alkoholkonsum einer Party Suspense macht: Weil nun Alex, ihr Mann, während der Party den Schlüssel zum Weinkeller nicht hat, darf auf keinen fall der Vorrat ausgehen, der oben am Büffet in Eiskühlern bereit steht; mehrmals leistet sich Hitchcock während der fortschreitenden Handlung daher Zwischenschnitte auf Kellner, die Tabletts mit Champagner herumtragen, Blicke in die eiskübel, aus denen nach und nach die Champagnerflaschen verschwinden. Erstaunlich, wie aus an sich harmlosen Bildern beklemmende Spannung gezaubert werden kann.
Während Hitchcock seine Schlinge langsam zuzieht, wird es um Ingrid Bergmann immer einsamer, während ihre Schwiegermutter und ihr Mann sie langsam vergiften. Es ist Hitchcocks alter Trick, dem Zuschauer alles zu sagen, seinen Protagonisten nur wenig. Die Folge: große Spannung. Wenn dann auch noch Devlin ihr den Rücken zuwendet, weil er glaubt, Alicia habe wieder mit dem Trinken angefangen, ist das im Kinosessel schwer zu ertragen.
Neben den großen Namen auf der Besetzungsliste sticht Leopoldine Konstantin hervor, die die Mutter von Claude Rains spielt. Sie ist ein prachtvoll bösartiger Dämon im herrschaftlichen Gewand; es fällt kaum auf, dass sie im realen Leben nur dreieinhalb Jahre älter ist als ihr Filmsohn — sie war zum Zeitpunkt des Drehs 59, Claude Rains (Fahrkarte nach Marseille – 1944; Casablanca – 1942) 56 Jahre alt. Claude Rains war für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert, Ben Hecht für das beste Originaldrehbuch.
Dem Originaldrehbuch von Ben Hecht, für das er 1947 für den Oscar nominiert wurde, lag eine Idee von Hitchcock zugrunde, außerdem Motive einer von David O. Selznick ausgegrabenen Kurzgeschichte des Journalisten John Taintor Foote mit dem Titel „The Song Of The Dragon“ aus dem Jahr 1912, einer Art Mata-Hari-Geschichte. Selznick, bei dem Alfred Hitchcock zu diesem Zeitpunkt unter Vertrag stand, verkaufte die Rechte an dem Film im Paket mit dem Drehbuchautor Ben Hecht, dem Regisseur Alfred Hitchcock sowie den Schauspielern Cary Grant ("Arsen und Spitzenhäubchen" – 1944; Verdacht – 1941; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Sein Mädchen für besondere Fälle – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938) und Ingrid Bergman kurz vor Drehbeginn für 800.000 Dollar und 50 Prozent des Gewinns an RKO, um seinen Teil an dem Film Duell in der Sonne (1946), der bereits über dem Budget und hinter dem Zeitplan lag, zu finanzieren.
Der Film wurde am 21. September 1951 unter dem Titel "Weißes Gift" erstmals in Deutschland aufgeführt. So kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wollte der Verleih den deutschen Zuschauern keine Nazi-Geschichte zumuten, und in der Synchronisation wurde aus der Uran- eine Rauschgiftgeschichte. Um zu verschleiern, dass es sich bei den Rauschgifthändlern um Deutsche handelt, wurden etliche Rollennamen abgewandelt oder verändert. Erst in der Wiederaufführung am 11. August 1969 (der Film wurde im Auftrag des ZDF als Geburtstagsgeschenk für Hitchcock neu synchronisiert und unter dem Titel "Berüchtigt" ausgestrahlt) bekamen auch deutsche Zuschauer die Originalgeschichte zu sehen und zu hören.
Selbst in dieser Version fehlt jedoch jede Spur der I.G. Farben, den eigentlichen Drahtzieher hinter den Bösewichten. Man ging sogar so weit, eine Einstellung, in der diese namentlich erwähnt wird, aus dem Dialog von Ingrid Bergman und Cary Grant herauszuschneiden. Während man in der damaligen Fernsehfassung diesen Schnitt noch visuell bemerkte, fehlt von dieser Einstellung in heutigen Fassungen (beispielsweise auf der DVD-Version) jede Spur (während der komplette Dialog in der französischen Fassung unverfälscht zu hören ist). An einer Stelle fällt jedoch das Wort „deutsche Farbenindustrie“.
Bislang existiert keine originalgetreue deutsche Fassung des Films.
Die Kinofilme von Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils als einer der einflussreichsten Filmregisseure. Er etablierte die Begriffe „Suspense“ und „MacGuffin“. Sein Genre war der Thriller, die wiederkehrenden Motive waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten.
Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.
Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
- Irrgarten der Leidenschaft (1925)
- Der Bergadler (1925)
- Der Mieter (1927)
- Der Weltmeister (1927)
- Abwärts (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Leichtebig (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Erpressung (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Mord - Sir John greift ein! (1930)
- Bis aufs Messer (1931)
- Mary (1932)
- Endlich sind wir reich (1931)
- Nummer siebzehn (1932)
- Waltzes from Vienna (1934)
- Der Mann, der zuviel wusste (1934)
- Die 39 Stufen (1935)
Geheimagent (1936) - Sabotage (1936)
- Erpressung (1929)
- Jung und unschuldig (1937)
- Eine Dame verschwindet (1938)
- Riff-Piraten / Jamaica Inn (1939)
- Rebecca (1940)
- Der Auslandskorrespondent (1940)
- Mr. und Mrs. Smith (1941)
- Verdacht (1941)
- Saboteure (1942)
- Im Schatten des Zweifels (1943)
- Das Rettungsboot (1944)
- Landung auf Madagaskar (Kurzfilm, 1944)
- Ich kämpfe um dich (1945)
- Berüchtigt (1946)
- Der Fall Paradin (1947)
- Cocktail für eine Leiche (1948)
- Sklavin des Herzens (1949)
- Die rote Lola (1950)
- Der Fremde im Zug (1951)
- Ich beichte (1953)
- Bei Anruf Mord (1954)
- Das Fenster zum Hof (1954)
- Über den Dächern von Nizza (1955)
- Immer Ärger mit Harry (1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (1956)
- Der falsche Mann (1956)
- Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1958)
- Der unsichtbare Dritte (1959)
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1963)
- Marnie (1964)
- Der zerrissene Vorhang (1966)
- Topas (1969)
- Frenzy (1972)
- Familiengrab (1976)