Der Student Roddy wird aus der Universität geworfen, da er das Opfer falscher Anschuldigungen geworden ist. Seinen Vater ärgert das sehr, und er beschimpft ihn als Lügner. Daraufhin verlässt Roddy sein Elternhaus und versucht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Roddy verlässt seine Heimat und heiratet eine Tänzerin, die ihn um sein Vermögen bringt und eine Affäre mit einem anderen Mann beginnt. Er wird Gigolo im Pariser Moulin Rouge. Es geht weiter abwärts mit ihm, bis er krank in einer Marseiller Absteige landet. Einige Matrosen bringen ihn auf ein Schiff nach London …
Satan, Dein Name sei Weib! Die rasante Talfahrt des grundsympathischen Roddy, dessen einziger Makel beim durchschnittlichen Publikum sein könnte, dass er aus sehr reichem Elternhaus stammt, wird von verlogenen Frauen angestoßen und beschleunigt. Dabei packt Regisseur Alfred Hitchcock pikante Themen an – ungeschützten College-Sex mit ungewollter Schwangerschaft, das Tanzen der Gigolos, das durchaus mehr beinhaltet, als nur den Tanz. Und an seinem gesellschaftlichen Ende muss der Gefallene sich gierig starrenden Frauen für 50 Francs verkaufen.
Es ist eine düstere Gesellschaftsanalyse, die der Film da betreibt, und Regisseur Hitchcock findet immer wieder große Bilder: Als der Absturz beginnt, preisen U-Bahn-Schilder billige Tickets „in jede Richtung“ an und fährt Roddy mit der Rolltreppe wie von Geisterhand abwärts. Gleichzeitig wird die herrschaftliche College-Architektur immer wuchtiger, macht Roddy optisch immer kleiner. Als er sich im Moulin Rouge schon einer ältlichen Frau überlassern will, die sich geduldig seine Lebensgeschichte angehört hat, geschieht ein Zwischenfall, der die Direktion veranlasst, die Vorhänge des Nachtclubs aufzureißen; darauf flutet Tageslicht die Clubszenerie und Hitchcock zeigt alte Männer und müde Frauen in nüchternem Mobiliar zwischen leeren Flaschen und vollen Aschenbechern.
<Nachtrag 2017>Schon in diesem 1927er-Werk tauchen mehrere typische Hitchcock–Motive auf: der unschuldige Verdächtige, die Schuldübertragung und das Spiel mit religiösen Motiven, in diesem Fall das des verlorenen Sohns und das der Verführung durch die Frau Eva. Hitchcock betrachtete diesen Film hauptsächlich als Fingerübung, und so finden sich in „Abwärts“ auch diverse in seinem späteren Werk wiederkehrende Stilelemente wieder – er arbeitet mit Überblendungen, Schattenspielen – und auch Treppen sind schon hier ein wesentliches Element seiner psychologischen Visualisierungen.</Nachtrag 2017>
Mit seinem vierten Spielfilm erfüllte Hitchcock seine Vertragspflicht gegenüber Michael Balcon, nachdem er bereits bei British International Pictures unterschrieben hatte. Der Film ist eine Theateradaption, was Hitchcock rückblickend als Fehler bezeichnete, da die künstlerischen Möglichkeiten bei der filmischen Umsetzung von Bühnenstücken in Stummfilme wenige Freiräume boten. Der Film ließ sich allerdings im Fahrwasser des brillanten Vorgängerfilms „Der Mieter“ und aufgrund Hitchcocks steigender Popularität recht gut verkaufen.
Die Kinofilme von Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils als einer der einflussreichsten Filmregisseure. Er etablierte die Begriffe „Suspense“ und „MacGuffin“. Sein Genre war der Thriller, die wiederkehrenden Motive waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten.
Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.
Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
- Irrgarten der Leidenschaft (1925)
- Der Bergadler (1925)
- Der Mieter (1927)
- Der Weltmeister (1927)
- Abwärts (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Leichtebig (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Erpressung (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Mord - Sir John greift ein! (1930)
- Bis aufs Messer (1931)
- Mary (1932)
- Endlich sind wir reich (1931)
- Nummer siebzehn (1932)
- Waltzes from Vienna (1934)
- Der Mann, der zuviel wusste (1934)
- Die 39 Stufen (1935)
Geheimagent (1936) - Sabotage (1936)
- Erpressung (1929)
- Jung und unschuldig (1937)
- Eine Dame verschwindet (1938)
- Riff-Piraten / Jamaica Inn (1939)
- Rebecca (1940)
- Der Auslandskorrespondent (1940)
- Mr. und Mrs. Smith (1941)
- Verdacht (1941)
- Saboteure (1942)
- Im Schatten des Zweifels (1943)
- Das Rettungsboot (1944)
- Landung auf Madagaskar (Kurzfilm, 1944)
- Ich kämpfe um dich (1945)
- Berüchtigt (1946)
- Der Fall Paradin (1947)
- Cocktail für eine Leiche (1948)
- Sklavin des Herzens (1949)
- Die rote Lola (1950)
- Der Fremde im Zug (1951)
- Ich beichte (1953)
- Bei Anruf Mord (1954)
- Das Fenster zum Hof (1954)
- Über den Dächern von Nizza (1955)
- Immer Ärger mit Harry (1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (1956)
- Der falsche Mann (1956)
- Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1958)
- Der unsichtbare Dritte (1959)
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1963)
- Marnie (1964)
- Der zerrissene Vorhang (1966)
- Topas (1969)
- Frenzy (1972)
- Familiengrab (1976)