Ein Juwelendieb treibt an der französischen Riviera sein Unwesen. John Robie, vor dem Zweiten Weltkrieg berüchtigter Juwelendieb (bekannt als die Katze) und während des Krieges Held der Résistance, wird verdächtigt, da seine alte Methode vom neuen Dieb kopiert wird. Als er von der Polizei vernommen werden soll, taucht er unter.
Um seine Unschuld zu beweisen, macht er sich selbst auf die Suche nach dem Gauner. Seine ehemaligen Partner, die allesamt inzwischen einem ehrbaren Beruf im Restaurant Bertani nachgehen, sind verärgert, da sie ihn für den Dieb halten und sich die französische Polizei daher wieder für sie interessiert. Dennoch helfen ihm Bertani und Danielle Foussard der Polizei zu entwischen. Die junge Danielle ist in Robie verliebt und schlägt ihm vor, mit ihr nach Südamerika zu fliehen.
Robie wendet sich aufgrund eines Hinweises durch den Restaurantbetreiber Bertani an den Versicherungsagenten Hughson, der ihm – anfangs noch misstrauisch – seine Hilfe anbietet. Dadurch freundet sich Robie mit der Millionärin Mrs. Stevens und deren Tochter Frances an, die im Besitz wertvoller Juwelen sind. Bald darauf wird Mrs. Stevens ebenfalls bestohlen. Für Robie wird es eng. Frances, die mit Robie eine Liebesnacht verbracht hatte, misstraut ihm und macht ihm das Leben schwer, während ihre Mutter an die Ehrlichkeit Robies glaubt.
Robie setzt alles auf eine Karte und versucht, den Dieb bei dessen nächstem Coup auf frischer Tat zu ertappen. Dies muss er fast mit seinem Leben bezahlen, denn er gerät in eine Falle. Doch da er auf den Angriff gefasst war, kann er ihn abwehren. Foussard, ein früherer Kumpan aus der Résistance, kommt dabei versehentlich ums Leben. Nach Foussards Tod präsentiert die Polizei diesen als die Katze, obwohl ihr klar ist, dass dieser ein Holzbein hatte und unmöglich der Meisterdieb gewesen sein konnte.
Wohl wissend, dass er sich selbst die Schlinge um den Hals legt, falls der Dieb entwischt und er am Tatort verhaftet wird, setzt Robie erneut alles auf eine Karte …
Filme werden für die Zuschauer gedreht. Nicht für Produzenten oder Kritiker. Die Leute, die dafür zahlen, unterhalten zu werden, sind die, um die es geht. Das war Alfred Hitchcocks Überzeugung beim Dreh. Und deshalb sieht "To catch a Thief" so aus wie er aussieht. Wollte man den Begriff prachtvoll verfilmen, es käme dieser Film dabei heraus, wobei vielleicht die Handlung eine andere wäre. Aber die Handlung verhält sich in diesem Film zu deren visuelle Umsetzung wie Hitchcocks geliebte MacGuffins zu den Bildern – die Handlung ist nur da, um die schönen Bilder von schönen Menschen, die an schönen Schauplätzen schöne Dinge tun zu rechtfertigen. Denn natürlich geht es um die schönen Dinge in diesem Film, nicht um die Juwelendiebstähle, die je selten im Sinne des Wortes schön schön sind. Der eigentliche, der inhaltliche MacGuffion ist der Juwelendiebstahl – dafür da, damit Grace Kelly Cary Grant verführen kann.
Alles an diesem Film ist bezaubernd. Bilder, Schauspieler Dialoge, die Montage. Eine längliche Kussszene in einer Suite des abendlichen Carlton Hotels, vor deren Fenster ein grandioses Feuerwerk gezündet wird, komponiert Hitchcock mit seinem Cutter George Tomasini und Komponist Lyn Murray zu einer romantischen, fröhlichen, mehrdeutigen Gefühlsbombe, die ebenso frech wie elegant durch die strenge Filmzensur, den Production Code, kam – und dennoch mehr Erotik versprüht, als manche Bettszene. Grace Kelly liegt da im schulterfreien, weißen Abendkleid und Diamantcollier auf dem Sofa und sagt zu Cary Grant: „Ich weiß genau, wo Du hinschaust.“ Es bleibt dem Zuschauer überlassen, ob der ehemalige Juwelendieb tatsächlich das Collier anschaut – oder nicht doch eher ihre elegante, bezaubernde Erscheinung. Um den Production Code auszutricksen, beauftragte Hitchcock den Komponisten, die Filmmusik an der Stelle weniger suggestiv, sondern eher leicht, fröhlich-komödiantisch zu gestalten.
Kurz vorher waren die beiden beim Picknick, oben in den Hügeln der Riviera mit freiem Blick auf Monte Carlo und Francine – in einem eleganten Kostüm, einem unter den vielen einzigartigen, die Edith Head für sie entworfen hat – holt Kaltes Huhn aus dem Picknick-Korb und fragt ihn „Willst Du Bein oder Brust?“. Grant windet sich aus der Doppeldeutigkeit mit „Das überlasse ich Dir.“ („You want Leg or breast?“ „You decide!“). Solch doppeldeutig-erotisches Dialog-Ping-Pong gibt es den ganzen Film hindurch (s.u.), und diese Dialogszene, gedreht in einer Einstellung über den Dächern Monte Carlos, ist – obwohl Hitchcock lange Dialoge nicht mochte – eine der schönsten Szenen im Film. Das "Lexikon des internationalen Films" nennt so etwas eine Temperament- und geistvolle Kriminalhumoreske mit spitzzüngigen Dialogen und raffiniert verschlungenem Spannungsknoten.
John Michael Hayes' Dialoge sind wunderbar. Und Kameramann Robert Burks, der zum fünften mal mit Hitchcock arbeitet, malt grandiose Großformate – sonnendurchflutete Romantik, pittoreske Mittelmeeratmosphäre, grandiose Landschaften. Ganz gegen seine sonstigen Gepflogenheiten hat Alfred Hitchcock fast die Hälfte des Films an Originalschauplätzen gedreht, gibt dabei der Schönheit der Côte d'Azur die Sporen mit Totalen, die er aus dem Hubschrauber filmt, elegischen Schwenks über eine verschwenderisch schöne Landschaft. Ins Studio zur Rückprojektion-Technik geht er diesmal nur dann, wenn er Dialog filmt – da gibt ihm die Studiotechnik halt die größere Kontrolle.
Auch in "To Catch a Thief" ist der Einstieg very Hitchcock: In einem Reisebüro wirbt ein Plakat „If you love life, You'll love France“ (Wer das Leben liebt, liebt Frankreich), dann harter Schnitt, eine Frau, close, schreit in die Kamera, ihr Schmuck ist gestohlen; eine schwarze Katze läuft nachts über ein Dach, schwarze Handschuhe leeren Schmuckschatullen, die Katze läuft zurück, Geschrei bei Tageslicht – dieses Bildquartett wiederholt sich dreimal – und Hitchcock hat alles gesagt. Auch, dass der Dieb "Die Katze" genannt wird.
Für Hitchcock muss es eine Art Familienfilm gewesen sein. Mit Kameramann Bob Burns, der für seine Arbeit an diesem Film einen Oscar bekam, arbeitete er zum fünften mal zusammen (Das Fenster zum Hof, Bei Anruf Mord, Ich beichte, Der Fremde im Zug), Cutter George Tomasini und die Kostümdesignerin Edith Head hatte er bei der gemeinsamen Arbeit an Das Fenster zum Hof schätzen gelernt, mit John Williams war es nach Paradine Case und – vor allem – Dial M for Murder die dritte Zusammenarbeit, die hier in einer wunderbaren, knapp an der Karikatur vorbei, Interpretation eines britischen Versicherungsvertreters mündet.
Auch mit Cary Grant (Liebling, ich werde jünger – 1952; Ich war eine männliche Kriegsbraut – 1949; Berüchtigt – 1946; "Arsen und Spitzenhäubchen" – 1944; Verdacht – 1941; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Sein Mädchen für besondere Fälle – His Girl Friday – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938), der für diesen Film seinen erklärten Abschied vom Filmgeschäft leise wieder einkassiert, war es nach Berüchtigt (1946) und Verdacht (1941) die dritte Arbeit, ebenso, wie mit Grace Kelly nach Dial M for Murder und Rear Window. Kelly ist die Personifizierung der Hitchcockschen Schönheit, die weiblich anmutig, anschmiegsam erscheint, aber genau weiß, was sie will (Mogambo – 1953; 12 Uhr Mittags – 1952). Es gibt eine angeblich von Hitchcock selbst stammende Beschreibung dieser Hitchcock-Blondine: Eine unerreichbare, kühle Blonde, die dir auf dem Rücksitz eines Taxis plötzlich den Hosenschlitz öffnet. Sollte er tatsächlich davon geträumt haben, ist es zu der Hosenschlitzszene wohl nicht mehr gekommen. Bald nach den Arbeiten an diesem Film stieg Grace Kelly aus dem Filmgeschäft aus, heiratete den Fürsten Rainer von Monaco und startete als Grazia Patricia eine zweite Karriere als Landesmutter.
Sehr schade. Auch in diesem dritten Hitchcockfilm gilt: So bezaubernd, verführerisch und schön war sie in keinem Film zuvor. In "To catch a Thief" lässt sie sich von Cary Grant zu ihrer Zimmertür im Carlton geleiten, geht hinein, dreht sich um, geht auf den in der Tür stehen gebliebenen Mann zu und küsst ihn.
In mehreren Szenen gibt es versteckte sexuelle Anspielung und Zweideutigkeiten, (die nachfolgenden Übersetzungen der englischen Zitate stimmen nicht mit der deutschen Synchronfassung überein):
- Beim Picknick an der Klippe sprechen sie vordergründig über Essen. Kelly: „I've never caught a jewel thief before. It's stimulating. (…) Do you want a leg or a breast?“ (deutsch: „Ich habe noch nie einen Juwelendieb gefangen. Es ist so stimulierend. (…) Möchten Sie Bein oder Brust?“).
- Deutlicher ist der Kelly-Grant-Dialog, in dem er ihr darlegt, sie brauche etwas, was er ihr mangels Zeit und Neigung nicht bieten könne, nämlich eine zweiwöchige Hochzeitsreise mit einem richtigen Mann. Grant: „What you need is something I have neither the time nor the inclination to give you.“ – Kelly: „Oh, and just what is that?“ – Grant: „Two weeks with a good man at Niagara Falls.“ (deutsch: „Was Sie brauchen ist etwas, zu dem ich weder Zeit noch Lust habe. – Und was ist das? – Zwei Wochen mit einem richtigen Mann an den Niagarafällen.“)
- In einer Szene unterhalten sich Grant und Kelly über Diamanten und den Wunsch, sie zu berühren und zu besitzen: Kelly: „Look, John. Hold them. Diamonds. Only thing in the world you can't resist. Then tell me you don't know what I'm talking about. Ever had a better offer in your whole life? One with everything?“ – Grant: „I've never had a crazier one.“ – Kelly: „Just as long as you're satisfied.“ – Grant: „You know as well as I do this necklace is imitation.“ – Kelly: „Well, I'm not.“ (deutsch: „Greifen Sie zu. Worauf warten Sie? Sie sind kostbar. Juwelen sind doch das Einzige, dem Sie nicht widerstehen können. Und dann sagen Sie mir, dass Sie nicht wissen, wovon ich spreche. Haben Sie schon jemals ein besseres Angebot gehabt? Alles auf einmal? – Jedenfalls nie ein so ausgefallenes. – Nun, hoffentlich sind Sie zufrieden. – Sie wissen genauso gut wie ich, dass das Collier eine Imitation ist. – Aber ich bin keine.“) Darauf folgt eine Szene, in der sich beide auf dem Sofa sitzend küssen. Diese hätte laut den damaligen scharfen Bestimmungen sexueller Anzüglichkeiten, kurz bevor sich Grant zusammen mit Kelly gegen das Sofa lehnt, geschnitten werden müssen. Hitchcock wollte jedoch keine Kürzung vornehmen und beauftragte den Komponisten, die Filmmusik an der Stelle weniger „suggestiv“, sondern eher leicht „fröhlich-komödiantisch“ zu gestalten. Der Filmeditor George Tomasini musste zudem die Szene mit mehreren Zwischenbildern zum gleichzeitig stattfindenden Feuerwerk verbinden. Die Szene mit geänderter Filmmusik und geändertem Schnitt bestand später die Prüfung und wurde komplett im Film gezeigt.
- Als Grant davon erzählt, dass er Holzhändler sei, erwidert Kelly in Bezug auf sein Treffen mit der jungen Französin „I bet you told her all your trees were Sequoias.“ (deutsch: „Ich wette, Sie haben ihr erzählt, alle Ihre Bäume seien Mammutbäume.“), was eine weitere Zweideutigkeit in Bezug auf die Männlichkeit von Grants Figur ergibt. In der deutschen Synchronisation tritt diese Anspielung allerdings nicht so deutlich hervor.
- In einer Szene zwischen Frances Stevens (Kelly) und ihrer Mutter (Landis) schimpft Frances über John Robie (Grant), und ihre Mutter fragt zurück, was er denn von ihr gestohlen habe. Die unbeantwortete Frage der Mutter „Just what did he steal from you?“ (deutsch: „Was hat er dir denn schon gestohlen?“) sollte eine Anspielung auf den Verlust ihrer Unschuld sein.
Quelle: Wikipedia
Die Kinofilme von Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils als einer der einflussreichsten Filmregisseure. Er etablierte die Begriffe „Suspense“ und „MacGuffin“. Sein Genre war der Thriller, die wiederkehrenden Motive waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten.
Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.
Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt.
- Irrgarten der Leidenschaft (1925)
- Der Bergadler (1925)
- Der Mieter (1927)
- Der Weltmeister (1927)
- Abwärts (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Leichtebig (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Erpressung (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Mord - Sir John greift ein! (1930)
- Bis aufs Messer (1931)
- Mary (1932)
- Endlich sind wir reich (1931)
- Nummer siebzehn (1932)
- Waltzes from Vienna (1934)
- Der Mann, der zuviel wusste (1934)
- Die 39 Stufen (1935)
Geheimagent (1936) - Sabotage (1936)
- Erpressung (1929)
- Jung und unschuldig (1937)
- Eine Dame verschwindet (1938)
- Riff-Piraten / Jamaica Inn (1939)
- Rebecca (1940)
- Der Auslandskorrespondent (1940)
- Mr. und Mrs. Smith (1941)
- Verdacht (1941)
- Saboteure (1942)
- Im Schatten des Zweifels (1943)
- Das Rettungsboot (1944)
- Landung auf Madagaskar (Kurzfilm, 1944)
- Ich kämpfe um dich (1945)
- Berüchtigt (1946)
- Der Fall Paradin (1947)
- Cocktail für eine Leiche (1948)
- Sklavin des Herzens (1949)
- Die rote Lola (1950)
- Der Fremde im Zug (1951)
- Ich beichte (1953)
- Bei Anruf Mord (1954)
- Das Fenster zum Hof (1954)
- Über den Dächern von Nizza (1955)
- Immer Ärger mit Harry (1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (1956)
- Der falsche Mann (1956)
- Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1958)
- Der unsichtbare Dritte (1959)
- Psycho (1960)
- Die Vögel (1963)
- Marnie (1964)
- Der zerrissene Vorhang (1966)
- Topas (1969)
- Frenzy (1972)
- Familiengrab (1976)