John Clark schlägt sich als Anwalt täglich mit den Sorgen anderer Menschen herum, während sein Leben in gleichförmig ruhigen Bahnen verläuft. Scheinbar zufrieden lebt er mit seiner Frau Beverly und seinen beiden fast erwachsenen Kindern in einem stattlichen Haus in der Vorstadt von Chicago. Doch insgeheim sehnt er sich nach einer neuen Herausforderung und danach, wieder einmal richtig glücklich zu sein. Jeden Abend fährt er mit der Subway an einem hell erleuchteten Tanzstudio vorbei, wo eine melancholisch dreinblickende Frau am Fenster steht.
Wie magisch angezogen von der mysteriösen Schönheit betritt er eines Abends die für ihn fremde Welt von "Miss Mitzis Tanzschule". Und ehe er es sich versieht, steht er gemeinsam mit dem übergewichtigen Vern und dem Macho Chic auf dem Parkett und übt Walzer und Quickstep. Doch nicht Paulina, die er von weitem bewundert hat, unterrichtet die Anfänger, sondern Miss Mitzi selber. Paulina, die ein Jahr zuvor mit ihrem Tanzpartner als heisse Favoritin an den Tanzweltmeisterschaften in Blackpool ausgeschieden ist, gibt sich kühl und abweisend.
Ganz anders reagiert die polternde, sehr direkte Bobbie, die jeden Abend in der Tanzschule für einen Wettkampf übt und die eine Hassliebe mit dem schrillen Link verbindet. Mit der Zeit wächst die ungleiche Truppe immer mehr zusammen, und John schafft es, sich Paulina zu nähern, die ihm von ihren Misserfolgen und ihren Träumen erzählt.
Währenddessen bemerkt Beverly mit Sorge, wie sich ihr Mann verändert. Aus Angst, ihn an eine andere zu verlieren, engagiert sie einen Privatdetektiv – der bald schon Erstaunliches von Johns geheimem Doppelleben zu berichten weiß …
Wenn schon große Märchenstunde, dann seriös. Im Zentrum dieses herrlichen Am-Kitsch-Kratzers steht ein Ehepaar, wie es in (Dreiecks–)Romanzen heutzutage nicht mehr vorgesehen ist. Der Ehemann hat plötzlich dauernd Termine bis in den späten Abend, die Ehefrau wundert sich, heuert kurzzeitig einen Privatdetektiv an; deswegen platzt aber nicht gleich das Familienglück, im Gegenteil: Der ungewohnt emphatische Detektiv findet schnell raus, dass der abendliche Gatte lediglich zur schönen Kunst des Tanzes gefunden hat und will nicht mal eine Rechnung stellen. Die Ehefrau ist ein bisschen sauer, weil ihr Mann sie nicht eingeweiht hat. Eine andere Frau ist zwar im Spiel, immerhin Jennifer Lopez ("Jersey Girl" – 2004; "Gigli" – 2003; "Manhattan Love Story" – 2002; Angel Eyes – 2001; The Cell – 2000; Out of Sight – 1998; U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Anaconda – 1997; Jack – 1996), die in diesem Film die strahlend schöne Prinzessin mit melancholischem Blick spielt, aber nur als Tanz-, nicht etwa als Bettgefährtin. Das große, im Kino häufig aufgesetzte Ehedrama weicht einer kleinen Krise, der wir im Kinosessel entspannt folgen mögen.
Diesen Film gab es vor ein paar Jahren schon einmal. 1996 kam er mit dem Titel "Shall we dance?" aus Japan, war dort ein großer, bei uns ein eher marginaler Erfolg – weil halt Romanzen und Komödien aus Japan im Westen, wahrscheinlich wegen der unterschiedlichen Kulturen, selten zünden. Bislang war Hollywood auf Remakes französischer Komödien abonniert, Beispiel: Drei Männer und ein Baby. Jetzt also wurde ein japanischer Film für den westlichen Markt neu erzählt mit prominenter Besetzung.
Richard Gere spielt einen Anwalt, der sich mit Testamentsachen beschäftigt. Er ist erfolgreich, aber behandelt eben nicht die strahlenden Aufmerksamkeitsfälle, wie seine Leinwandkollegen in einschlägigen Justizdramen. Dabei überspielt Gere elegant die Tatsache, dass er eigentlich nicht tanzen kann (Chicago – 2002; Untreu – 2002; "The Mothman Prophecies" – 2002; Dr. T and the Women – 2000; Es begann im September – 2000; Die Braut, die sich nicht traut – 1999; Der Schakal – 1997; Red Corner – 1997; Zwielicht – 1996; Der 1. Ritter – 1995; "Begegnungen" – 1994; …und das Leben geht weiter – 1993; Sommersby – 1993; Eiskalte Leidenschaft – 1992; Pretty Woman – 1990; Internal Affairs – 1990; "Gnadenlos" – 1986; Cotton Club – 1984; Atemlos – 1983; "Ein Offizier und Gentleman" – 1982; Ein Mann für gewisse Stunden – 1980; "Yanks – Gestern waren wir noch Fremde" – 1979; "Auf der Suche nach Mr. Goodbar" – 1977).
Susan Sarandon gibt die erwachsene Ehefrau ihres Midlife-kriselnden Gatten. Auch sie ist nicht die ehemalige, überkandidelte Cheerleaderprinzessin, die sich den Quaterback geangelt hat, sondern arbeitet als Verkäuferin bei Saks und lebt als bodenständige Ehefrau und Mutter zweier wohl geratener Teenager ein liebevolles Familienleben (Moonlight Mile – 2002; "Groupies Forever" – 2002; Überall, nur nicht hier – 1999; Seite an Seite – 1998; Im Zwielicht – 1998; Dead Man Walking – 1995; "Betty und ihre Schwestern" & 1994; Der Klient – 1994; The Player – 1992; Thelma & Louise – 1991; Die Hexen von Eastwick – 1987; Begierde – 1983; "Pretty Baby" – 1978; "Rocky Horror Picture Show" – 1975; Tollkühne Flieger – 1975; Extrablatt – 1974). Zu ihrer langjährigen und damit glücklichen Beziehung sagt sie: „Es ist doch gut, jemanden an seiner Seite zu haben, der an Dich denkt, der sich an Dich erinnert“.
Die drei Hauptpersonen sind umrahmt von einem liebevollen Cast. Der Dicke, der zuviel schwitzt fehlt ebenso wenig, wie die dralle Blondine, die mit jedem giftigen Fauchen beweist, dass sie ein Herz aus Gold hat. Der Macho mit der Unterhemdattitüde tanzt am Ende selig in den Armen eines Mannes und Stanley Tucci setzt sich ein falsches Gebiss ein, um beim Tanz ein noch strahlenderes Lächeln aufsetzen zu können. Tucci als verklemmter Grobiananwalt mit heimlicher Leidenschaft liefert einmal mehr eine fabelhafte Performance (Terminal – 2004; Road to Perdition – 2002; America's Sweethearts – 2001; Lebe lieber ungewöhnlich – 1997; Harry außer sich – 1997; 2 Millionen Dollar Trinkgeld – 1994; Die Akte – 1993; Ein Hund namens Beethoven – 1992; Die Ehre der Prizzis – 1985).
Der Film spielt in den realen Straßen von Chicago, macht sich aber wenig Mühe, seinen Charakter als Märchen zu verbergen. Der reiche, verträumte Mann, der durchs Tanzen zum besseren Menschen wird; dessen Midlife Crisis ihn nicht auf die Sekretärin treibt, sondern in die Arme einer stolzen Tänzerin, mit der er Walzer tanzt, der beide aus ihrer Ratlosigkeit, wohin es sie im Leben noch treiben soll, holt. Sie geht anschließend zu ihrem ehemaligen Tanzpartner zurück und gewinnt die Meisterschaft, er hat seine freundliche, patente Ehefrau gar nicht erst verlassen, merkt aber erst durch den Tanz ohne sie, wie sehr er sie liebt. Hach ist das alles schön. Geht es nicht genau darum im Kino? Um zwei Stunden Abtauchen aus dem oft als "grau" umschriebenen Alltag?
Ein Film voller szenischer Höhepunkte und gleichzeitig mal einer, der ohne vorhersagbare Dramen auskommt. Die Geschichte plätschert angenehm dahin und erfreut dabei Auge und Ohr. Regie führt der Engländer Peter Chelsom, der zuletzt mit Weil es dich gibt (2001) ein Gespür für romantische Stoffe gezeigt hat.
Und Richard Jenkins als menschelnder, lebensweiser Privatdetektiv ist eine wunderbare Figur (Im Dutzend billiger – 2003; Ein (un)möglicher Härtefall – 2003; Spurwechsel – 2002; The Man Who Wasn't There – 2001; Eine Nacht bei McCool's – 2001; Begegnung des Schicksals – 1999; Schnee, der auf Zedern fällt – 1999; Mod Squad – Cops auf Zeit – 1999; Verrückt nach Mary – 1998; Absolute Power – 1997; Ein amerikanischer Quilt – 1995; Der Indianer im Küchenschrank – 1995; 2 Millionen Dollar Trinkgeld – 1994; Wolf – Das Tier im Manne – 1994, …und das Leben geht weiter – 1993; Blue Steel – 1990; Sea of Love – Melodie des Todes – 1989; "Little Nikita" – 1988; Die Hexen von Eastwick – 1987; Hannah und ihre Schwestern – 1986; Silverado – 1985).