IMDB

Plakatmotiv: Drei Männer und ein Baby (1985)

Herzwärmende Komödie über Typen,
die den Ernst des Lebens erkennen

Titel Drei Männer und ein Baby
(3 hommes et un couffin)
Drehbuch Coline Serreau
Regie Coline Serreau, Frankreich 1985
Darsteller

Roland Giraud, Michel Boujenah, André Dussollier, Philippine Leroy-Beaulieu, Dominique Lavanant, Marthe Villalonga, Annick Alane, Giuseppe Amorin, Jean Barney, Basile de Bodt, Marianne Basler, Christian Bouillette, Michel Carliez, Gilles Cohen, Josine Comellas, Pierre Descamps, Denis Dodlande, François Domange u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
22. Mai 1986
Inhalt

Die drei Pariser Junggesellen Jacques, Michel und Pierre leben zusammen in einer Pariser Wohngemeinschaft. Alles läuft seinen alltäglichen Gang, bis eines Tages ein herrenloses Baby vor ihrer WG-Tür liegt, das sich anhand eines Briefes um seinen Hals als Marie herausstellt.

Sie ist die Tochter von WG-Bewohner Jacques, der bisher nichts von seiner Vaterschaft wusste. Da Maries Mutter Sylvia aus beruflichen Gründen für eine Weile verhindert ist, müssen die drei Männer in die Bresche springen. Der Herren-WG steht einiges an Chaos bevor, denn den Umgang mit einem Baby hat niemand von ihnen vorher geübt …

Was zu sagen wäre

Den größten Erkenntnisgewinn erzielt man, wenn man die Rollen umkehrt – im vorliegenden Fall die traditionellen Frauen- und Männerrollen. Es gilt als Tradition, dass, sobald Kinder ins Spiel kommen, Frauen beruflich kürzer treten und deren Versorgung übernehmen, während Männer weiterhin ihren gut bezahlten Jobs und ihrem lockeren Leben nachgehen.

Michel, Pierre und Jacques sind ein gutes Ausgangsmaterial, um das mal umzudrehen. Coline Serreau schreibt sich einen freiberuflichen Cartoonzeichner, einen Architekten und einen Airline-Steward ins Drehbuch, die sich eine pompöse Wohnung mitten in Paris teilen. Heißt auch: Sie sind flexibel und finanziell so ausgestattet, dass es der kleinen Marie jedenfalls nicht am Nötigen fehlt. Die Kerle müssen sich halt nur arrangieren: „Es gibt noch was anderes im Leben, als einen Säuglingsarsch zu putzen. Scheiße!“, schimpfen sie. Aber da sind sie längst in das kleine Würmchen verknallt.

Man sollte nicht dem Irrtum erliegen, Coline Serreau habe eine Emanzipations-Geschichte geschrieben, nur weil mal drei Männer die Kinderaufsicht und -pflege übernehmen. Plakatmotiv (DDR): Drei Männer und ein Baby (1985) Ja, es ist lustig, wenn die Männer erkennen, dass Windel nicht gleich Windel ist und man beim Einkauf zwischen „adaptierter Milch“ und Milch in Milch für das erste Halbjahr und das zweite Halbjahr unterscheidet. Aber die freiberuflich und auch sonst flexiblen Herren sind dann schnell eingearbeitet in die Thematik, haben Stundenpläne für die Betreuung erarbeitet und lieben ihr Baby sehr. Im wahren Leben vor der Kinotür ist Alleinerziehung nicht so einfach, weil allein Sache der weniger vermögenden Frauen. Auch im Film steht die Mutter am Ende ja wieder am Wickeltisch.

Weil Coline Serreau um dieses Aber ihrer Zuschauer weiß, hat sie, um die Spannung hoch zu halten, eine kleine Drogenschmuggelgeschichte eingearbeitet, die ebenso plötzlich in den Film hinein stolpert, wie sie ihn nach einer halben Stunde auch ohne Folgen wieder verlässt. Kokainpäckchen und Babywindelpäckchen sind hier klassisches Verwechslungspotenzial des Boulevardtheaters.

Die Mutter des Babys ist überfordert, was man verstehen kann, weil sie doch als internationales Model arbeitet. Die Männer lieben ihre kleine Marie, aber ihr Erkenntnisgewinn in dieser Geschichte ist weniger, dass Frauen aka Mütter schon arg benachteiligt sind in diesem Gesellschaftssystem, sondern, dass ihr Baby zu festgelegten Uhrzeiten Milch, Windel oder Streicheleinheiten braucht.

Unterwegs gehen den drei Freunden, die bis zu Filmbeginn ein sehr viriles Junggesellenleben mit regelmäßigen Salons geführt haben, alle ihre "Freunde" verloren, die ein kinderloses, unabhängiges Leben bevorzugen. Hier wird Coline Serreau dann deutlich: Es ist nicht das Leben in einer wie immer gearteten Freiheit erstrebenswert, sondern das, in dem Verantwortung die herausragende Rolle spielt. Und die gilt der wahrlich entzückenden Marie.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
IMDB